Der verbotene Kuss
nicht den Wunsch, ihn zu heiraten?“
„Nein!“ Der Ton, in dem Miss Taylor gesprochen hatte, ließ ihre Entschlossenheit erkennen, ihre Miene jedoch nicht. „Wie kann ich jemanden heiraten, der an mir nur als der Mutter seines Stammhalters interessiert ist? Ich habe Verpflichtungen. Ich muss mich um meine vier Brüder kümmern, und der ganze Haushalt hängt von mir ab. Ian würde das alles wohl nicht gern auf sich nehmen. “
„Woher wissen Sie das? Haben Sie ihn gefragt?“
„Ich muss ihn nicht fragen. Er will mich nur, damit ich ihm einen Sohn schenke. Ich bin sicher, er hofft auch, dass er durch eine Heirat meine ihn ärgernde Einmischung in seine Angelegenheiten unterbinden kann. Wir würden keine richtige Ehe führen. Unsere Ehe wäre nicht so wie Ihre, Lady Sara, oder Ihre, Lady Emily. Aber mit etwas anderem wäre ich nicht einverstanden.“
„Wie gut für Sie!“ erwiderte Emily. „Jede Frau hat einen Mann verdient, der sie liebt. Aber der Art nach zu urteilen, wie Ian nur Sie und sonst niemanden ansieht, der im Raum ist, und der Tatsache, dass nur Sie seinen Zorn und seine Leidenschaft zu erregen vermögen, glaube ich, dass er Ihnen zugeneigt ist.“
„Er hat keine Ahnung, was es heißt, jemanden gern zu haben“, entgegnete Felicity störrisch. „Denn sonst hätte er mich nicht über diese . . . diese Frau belogen!“
„Sie meinen seine in der Waltham Street wohnende Freundin?“ fragte Sara neugierig.
„Ja! Er will mir nicht die Wahrheit über sie sagen. Er hat zugegeben, dass Miss Greenaway nicht die Schwester eines Kriegskameraden ist, will jedoch nicht verraten, was sie ihm bedeutet. Er will, dass ich ihre Existenz einfach ignoriere.“
„Miss Greenaway?“ Sara glaubte, den Namen zu kennen. Sie versuchte, herauszufinden, wo sie ihn schon einmal gehört hatte.
„Kennen Sie sie?“ erkundigte Felicity sich eifrig. „Wer ist sie? Warum will Ian nicht über sie reden?“
Plötzlich wusste Sara, wer Miss Greenaway war, und sie verwünschte sich, weil ihr das nicht früher eingefallen war. „Oh, sie ist niemand, derentwegen Sie sich Sorgen machen müssen“, antwortete sie, bemüht, ihren Fehler zu kaschieren.
Der Ausdruck des Verletztseins in Miss Taylors Augen war unverkennbar. „Genau das hat auch Ian gesagt.“ Sie seufzte. „Aber ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie mir in Anbetracht meiner Tätigkeit als Kolumnistin nicht verraten wollen, in welcher Beziehung Miss Greenaway zu Ian steht. “
„Das ist nicht der Grund! Ich will einfach keine Schlussfolgerungen über die Beziehung zwischen Miss Greenaway und Ian ziehen, die nur auf meinen geringen Kenntnissen über die Frau basieren. “
„Es spielt keine Rolle, was Sie mir sagen. Ich weiß, Miss Greenaway ist seine Mätresse!“
„Dessen bin ich mir nicht so sicher.“ Sara überlegte einen Moment. Miss Taylor hatte es jedoch verdient, die Wahrheit zu erfahren, selbst wenn Ian sie ihr nicht enthüllen wollte. „Als ich Miss Greenaway kannte, arbeitete sie als Gouvernante der Kinder von Ians Onkel.“
„Dann kann sie nicht mehr sehr jung sein. Und wenn das stimmt, kann sie nicht Ians Mätresse sein.“
„So alt ist sie noch nicht“, erwiderte Sara. „Ich schätze sie auf höchstens zweiunddreißig. Sie ist etwas älter als Ian und war zwanzig, als sie den Posten bei Edgar Lennard, Ians Onkel, angetreten hat. Mr. Lennards Besitz grenzt an Chesterley. Daher nehme ich an, dass Ian viel Gelegenheit hatte, sie zu sehen. Aber ich habe nie gehört, dass er ein Verhältnis mit ihr hatte.“
„Nun, jetzt gibt es eine Beziehung zwischen ihnen“, sagte Felicity steif. „Bald nachdem Ian sie in dem Haus in der Waltham Street untergebracht hatte, bekam sie ein Kind. Sie muss seine Mätresse sein. Ich begreife nicht, warum er das nicht zugibt. “
„Oh, da ist ein Kind?“
Felicity nickte. „Er sagt jedoch, es sei nicht von ihm.“ Mitleid für Miss Taylor überkam Sara. „Dann sollten Sie ihm vielleicht glauben. Er ist ein anständiger Mensch, trotz
des Eindrucks, den er bei Ihnen erweckt hat. Er würde ein Kind, wenn es von ihm ist, als seins anerkennen. Vielleicht ist Miss Greenaway die Geliebte eines anderen Mannes, möglicherweise von Ians Onkel. “
„Warum hat er das dann nicht gesagt? Und wieso kommt Mr. Lennard nicht für ihren Unterhalt auf, sondern Ian?“ Felicity wischte sich die Tränen aus den Augen, stand auf und wandte den Damen den Rücken zu. „Nun, mir ist es gleich, was Ian mit Miss
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