Der verbotene Kuss
Schultern. „Ich kenne etliche passende junge Damen. Ich kann ihm einige vorstellen und dazu beitragen, die über ihn im Umlauf befindlichen Gerüchte zu zerstreuen.“
„Ja, das wäre wunderbar! Dann müsste ich nicht dauernd mit ihm zusammen sein. Das heißt, ich könnte mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. “
„Welche Angelegenheiten?“
„Meine Arbeit. Ich muss die Freiheit haben, mich bei gesellschaftlichen Anlässen einfinden zu können, damit ich Klatsch für meine Kolumne sammeln kann. Das geht aber nicht, wenn ich zu sehr damit beschäftigt bin, für Ian eine Frau zu suchen.“
„Ach, ja!“ äußerte Sara und schaute mit neuerwachtem Interesse Miss Taylor an. Wie seltsam, dass eine so intelligente und einfühlsame junge Dame solchen Wert darauf legte, Skandalgeschichten für eine Zeitung zu verfassen. „Ich vergaß, dass Sie Lord X sind. Aber Mr. Pilkington könnte doch bestimmt für kurze Zeit auf Lord X' Kolumne verzichten.“
„Das könnte er, aber . . .“ Felicity hielt inne und blickte zwischen den Damen hin und her. „Ich möchte jedoch nicht damit aufhören, meine Artikel zu schreiben. Die Arbeit gefällt mir, und ich habe mir solche Mühe gegeben, mir einen Leserkreis zu schaffen. Ich möchte nicht, dass diese Leute das Interesse verlieren. Außerdem gibt es nach den Festen in der Weihnachtszeit bis zum Saisonbeginn keine weiteren gesellschaftlichen Veranstaltungen. Nein, ich muss jetzt die Möglichkeit haben, mich frei bewegen zu können.“
Das war eine ausgesprochen lahme Begründung. Miss Taylor hatte eindeutig einen anderen Grund, warum sie ihre Artikel unbedingt fortsetzen wollte. Welcher mochte das sein?
Ihrer Kleidung und den Gerüchten über das Vermächtnis ihres Vaters nach zu urteilen, konnte sie nicht in finanziellen Schwierigkeiten sein. „Würde meine Unterstützung dazu beitragen, dass Sie die Freiheit zum Schreiben hätten?“
„Oh ja!“ antwortete Felicity eifrig.
„Also gut, dann helfe ich Ihnen. Gideon und ich hatten ohnehin vor, Weihnachten in der Stadt zu verbringen. Wir bringen Sie morgen nach London zurück und werden Sie zu den gesellschaftlichen Veranstaltungen begleiten, bei denen Ian mit Ihrem Erscheinen rechnet. Ich bin sicher, dass ich ihm notfalls auch ohne Ihre Mithilfe eine Ehefrau besorgen kann.“
„Ja, natürlich können Sie das“, erwiderte Felicity in eigenartig dumpfem Ton.
Ihre niedergeschlagene Miene verriet Sara alles, was sie über Miss Taylors Gefühle wissen musste. Sie war auf dem besten Wege, Ian zu lieben, ganz gleich, ob er in sie verliebt war, oder nicht.
„Wird es Ian nicht stören, wenn Sie ihm an meiner Stelle behilflich sind?“ fragte Felicity „Er scheint zu glauben, er bedürfe meiner Hilfe.“
Sara schaute Emily an, und die Damen tauschten einen verständnisvollen Blick. Emily hatte, was nicht überraschte, Ians Absichten ebenso erkannt. In der Ehe hatten sie gelernt, die Machenschaften einfallsreicher Männer zu durchschauen.
„Ich bin sicher, Ian würde Hilfe von jeder Seite begrüßen“, äußerte Emily fröhlich, doch ihre Miene ließ erkennen, dass sie genau das nicht glaubte.
„Ich werde noch heute Abend mit ihm reden“, sagte Sara. „Zweifellos wird er darüber entzückt sein, dass ich ihn unterstützen will.“
Das Gegenteil würde der Fall sein. Falls er doch entzückt sein sollte, bedeutete das, dass er sich ebenso wenig für Felicity interessierte wie für Lady Sophie oder Miss Hastings. In diesem Fall war es für Miss Taylor das Beste, das sofort festzustellen.
Sara bezweifelte jedoch, dass Ian Einmischung von irgendeiner Seite gutheißen würde. Sie hatte ihn nie so von einer Frau angetan erlebt, so zielstrebig in der Verfolgung seiner Absichten. Gott wusste, dass er Lady Sophie nie in deren Schlafzimmer aufgesucht hatte.
Wenn die Gefühle Sara nicht trogen, was selten der Fall war, dann würde er keineswegs billigen, was sie ihm an diesem Abend mitteilte.
Ian war kaum fähig, den Zorn zu beherrschen, als er Sara anschaute. „Zum Teufel, was meinst du damit, dass du mir helfen willst, eine Gattin zu finden? Ich will deine Hilfe nicht, Sara!“
„Aber Miss Taylor hat gesagt, du würdest großen Wert auf ihre Unterstützung legen.“ Sara ging durch den Spielsalon, nahm hier eine Zeitung zur Hand, rückte dort ein Kissen zurecht. „Ich begreife nicht, warum meine Hilfe dir weniger genehm sein soll. “
„Verdammt noch mal! Ich habe nicht vor, dich zu heiraten! Genau das ist
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