Der verbotene Kuss
meines Standes hat. Ich brauche eine Frau, die meinem Haushalt vorsteht und mir Kinder schenkt.“
„Natürlich! Aber warum muss diese Frau ausgerechnet Felicity sein? Schließlich ist sie dir nicht ebenbürtig. “ „Weder für deinen Stiefvater noch für deinen Mann und deinen Bruder war eine nicht standesgemäße Partie ein Hinderungsgrund für die Ehe. Daher weiß ich nicht, warum das bei mir anders sein sollte.“
„Also gut, dieser Punkt ist dir gleich. Was ist dann so wichtig für dich, dass du meinst, Felicity müsse deine Gattin werden?“
„Sie hat vier Brüder“, antwortete Ian. „Muss ich dich erst darauf aufmerksam machen, was diese Tatsache über die Wahrscheinlichkeit aussagt, dass sie einen Sohn von mir bekommt?“
„Viele Frauen könnten dir einen Sohn gebären. Du hast mir noch immer nicht gesagt, was ich wissen will. Warum soll ich dir helfen, Felicity zur Gattin zu bekommen, wenn jede andere Frau deinen Zwecken dienlich sein kann?“
Ian fuhr sich durchs Haar und schaute Sara finster an. „Du weißt, es ginge ihr besser, wenn sie meine Frau ist, als wenn sie sich in ihres Vaters Haus um vier Jungen kümmern und nebenher mit der Verbreitung von Klatsch befassen muss. “ „Bist du so davon überzeugt? Sie scheint ihr eigenartiges
Leben zu genießen. Meines Wissens hat sie keine finanziellen Probleme. Daher muss sie dich auch nicht deines Geldes wegen heiraten. Aber du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet. Warum willst du ausgerechnet Felicity zur Gattin haben?“
„Weil ich sie haben will!“ platzte Ian heraus. „Sie ist die einzige Frau, die ich haben will!“
In dem Augenblick, da er Saras entzückte Miene sah, bereute er sein Geständnis. Aufstöhnend blickte er an der Freundin vorbei. Zur Hölle mit ihr, weil sie ihn dazu gebracht hatte, mehr zu sagen, als ihm lieb war.
Aber es war die Wahrheit gewesen. Felicity hatte etwas in ihm zum Klingen gebracht, das er schon vor langer Zeit unterdrückt zu haben glaubte. Erregung. Leidenschaft. Die reine Freude, eine Frau küssen zu können, die er begehrte. Genau in dem Moment, da er sich damit abgefunden hatte, nur seine Pflicht zu erfüllen, koste es, was es wolle, war Felicity wie ein Sonnenstrahl in sein Leben gedrungen.
Nun war er abhängig von dem Strahlen, das sie verbreitete. Ian sehnte sich danach, sich dieses Strahlen zu Eigen zu machen, es zu besitzen. Felicity musste in jeder Hinsicht ihm gehören. Und das war nur möglich, wenn er sie heiratete.
Er richtete die Augen wieder auf Sara. „Nun? Habe ich dich genügend informiert? Wirst du mir helfen, Felicity für mich zu gewinnen? Oder denkst du immer noch, dass sie und ich nicht zueinander passen?“
„Oh! Ich beginne zu glauben, dass ihr beide prächtig zueinander passt.“ Sara schenkte ihm ein strahlendes, wenngleich rätselhaftes Lächeln. „Ja, ich werde dir helfen. Setz dich, Ian. Es ist an der Zeit, Pläne zu schmieden.“
12. KAPITEL
Lord Hartley hat genaueste Vorstellungen davon, wie die Frau seines Erben zu sein hat. Insbesondere muss sie exzellent aussehen und einigermaßen klug sein. Man kann nur hoffen, dass sein Sohn das begreift, was seinem Vater nicht klar ist - dass nämlich eine Frau mit einem einigermaßen guten Aussehen und einem exzellenten Verstand viel interessanter ist.
Lord X in der Evening Gazette vom 21. Dezember 1820
Finster starrte Felicity ihr blasses Gesicht im großen Spiegel an, der über dem Frisiertisch hing. Närrin! Dummkopf! Alberne Träumerin!
Sie hatte keinen Anlass, derart düsterer Stimmung zu sein, und schon gar keinen Grund, sich die Lustlosigkeit ansehen zu lassen! In der Woche, die nach ihrer Rückkehr nach London vergangen war, hatte sie an vier Bällen, drei anderen Festen und einem Konzert teilgenommen. Sie hatte Mr. Pilkington sechs gute Artikel geliefert, für die sie anständig honoriert worden war. An diesem Abend würde sie an Lady Brumleys jährlich vor Weihnachten stattfindendem Ball teilnehmen, dem Ereignis der Saison, bei dem sich Londons interessanteste Leute einfanden, die ihr eine Fülle von Material für ihre Kolumne liefern würden. Wieso war sie dann so bedrückt?
Natürlich war sie Lord St. Clairs wegen so bedrückt. Auch er würde beim Ball sein, mit einer Frau nach der anderen tanzen und nonchalant unter ihnen nach der für ihn geeigneten Gattin suchen. Aber das war doch genau das, was sie wollte, nicht wahr? Sie hatte ihn nicht erhört. Was erwartete sie, wie er sich jetzt zu
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