Der verbotene Kuss
Mal, und das alarmierte sie. Miss Trent war intelligent und unterhaltsam. Viel schlimmer noch war, dass sie wunderschönes blondes Haar und hübsche blaue Augen hatte. Sie entsprach gewiss allen Anforderungen, die Ian an seine zukünftige Gattin stellte. Ganz zu schweigen von ihrer tadellosen Herkunft.
„Wie ich sehe, tanzt Ian schon wieder mit Miss Trent“, bemerkte Sara. „Sie wäre für Ian eine gute Wahl.“
„Ja, falls er ihren schlechten Geschmack ignoriert“, erwiderte Felicity verstimmt. „Sehen Sie sich doch ihr grässliches Ridikül an!“
„Irgendwie habe ich nicht den Eindruck, dass es Ian sonderlich stört.“ Lady Worthings Stimme hatte etwas belustigt geklungen. „Oh, ich sehe den Earl of Masefield auf Sie zukommen. Ich glaube, er will zum zweiten Mal mit Ihnen tanzen.“
Felicity blickte auf ihre Tanzkarte. „Ach ja! Das hatte ich vergessen. Ich habe ihm den nächsten Walzer versprochen.“ Ein Glück, dass sie mit James Walzer tanzen geübt hatte!
„Masefield scheint in Sie verliebt zu sein“, äußerte Sara. „Er tanzt selten zwei Mal mit einer Dame.“
Felicity machte eine abwertende Geste. „Er unterhält sich nur gern, mehr nicht. Ich bin eine gute Zuhörerin. Wissen Sie, das liegt an meinem Beruf. “
„Auch Ian scheint sich bei uns einzufinden.“
Felicity schaute von der Tanzkarte auf. Nur wenige Schritte hinter Lord Masefield sah sie den Viscount mit ausgesprochen grimmiger Miene auf sich zukommen. Einen Moment lang hoffte sie, Miss Trent möge etwas zu ihm gesagt haben, das ihn verärgert hatte. Doch dann tadelte sie sich des boshaften Gedankens wegen. Sie wollte doch, dass Ian heiratete. Also konnte sie ihn sich ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen.
Einige Augenblicke später traf Lord Masefield ein. Nach einer höflichen Verneigung reichte er Felicity den Arm. „Ich glaube, diesen Tanz hatten Sie mir versprochen, nicht wahr, Miss Taylor?“
Sie schenkte ihm ein Lächeln, das breiter wurde, als der Viscount nah bei ihr war. „Ja, Sie haben Recht, Mylord“, antwortete sie freundlich.
Sie legte ihm die Hand auf den Arm und wollte auf die Tanzfläche gehen, doch Lord St. Clair stellte sich ihr und dem Earl in den Weg. „Ich würde den nächsten Tanz gern mit Ihnen tanzen, Miss Taylor, falls Sie ihn noch nicht vergeben haben.“
Zum Teufel mit ihm! Seit dem Ball beim Earl of Worthing hatte er nicht wieder mit ihr getanzt, und nun erwartete er, dass sie ihm die Füße küsste, nur weil er sie jetzt aufgefordert hatte. Nun, den Tanz konnte er vergessen. „Es tut mir Leid, aber meine Tanzkarte ist voll. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich möchte mit Lord Masefield tanzen.“
Wenngleich der Viscount Felicity wütend anschaute, trat er doch höflich zur Seite, damit sie und der Earl weitergehen konnten. „Ich bitte um Entschuldigung“, erwiderte er sehr gelassen, doch sie hatte das Gefühl, seinen Blick im Rücken zu spüren.
Er hätte sie tatsächlich gern erwürgt, als er sie mit Masefield tanzen sah. Der blöde Kerl! Er war die genaue Replik seines hirnlosen Vaters und hatte es nicht verdient, mit Miss Taylor zu tanzen, schon gar nicht zwei Mal.
„War das klug von dir?“ fragte Sara gedämpft. „Ich meine, sie zum Tanzen aufzufordern, wenn du schon so gut zurande gekommen bist?“
„Bin ich das? Ich habe mit mehr Frauen getanzt, als ich an den Händen abzählen kann, und trotzdem hat Felicity noch durch nichts zu erkennen gegeben, dass sie das stört.“
Sara zog eine Augenbraue hoch. „Ich dachte, du bist dir ihrer so sicher. “
„Das war ich. Das bin ich.“ Mit gespreizten Fingern fuhr Ian sich durch die Haare. „Verdammt, ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich es keinen Augenblick länger ertragen werde, sie nicht berühren zu können. Ganz besonders regt es mich auf, dass sie jetzt mit Masefield, diesem Trottel, tanzt. Wozu hat sie ihre Tanzkarte so voll geschrieben? Ich dachte, sie sei hier, um Informationen für ihre verdammten Artikel zu sammeln?“
„Ihr Männer nehmt immer nur an, dass allein Frauen klatschen, aber dieser Standpunkt ist weit von der Wahrheit entfernt.“
Ian beobachtete Masefield und furchte finster die Stirn. „Nun, er klatscht nicht! Er hält Felicity enger, als schicklich ist. Du solltest sie vor ihm warnen. Er spielt nur mit ihr. Sein Vater will, dass er eine reiche Frau heiratet, und er hat das Recht, das zu tun. Außerdem ist Masefield fast noch ein grüner Junge. Er wüsste
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