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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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hoffe, man hat Ihnen die ganze Geschichte erzählt, ohne sie zu Gunsten meines Neffen zu frisieren.“
    Schon wieder diese Unterstellung. Felicity schwieg und zog eine Augenbraue hoch, als wolle sie dadurch andeuten, dass sie mehr wusste, als sie bisher zugegeben hatte. Diese Taktik funktionierte oft bei Leuten, die sie aushorchen wollte, besonders dann, wenn ihre Opfer sich etwas zu Schulden hatten kommen lassen.
    Und diese Taktik funktionierte auch bestens bei Mr. Lennard. Er beugte sich zu Felicity vor, als wolle er ihr etwas ungeheuer Wichtiges mitteilen. „Haben Ihre Informanten Ihnen auch den wahren Grund dafür erzählt, warum mein Neffe Miss Greenaways Beschützer ist?“
    „Vielleicht will er Sie ärgern?“ mutmaßte Felicity.
    Mr. Lennard wirkte gekränkt. „Nein. Er will sicherstellen, dass sie den Mund über seinen wahren Charakter hält.“ Felicity fand Mr. Lennard mehr und mehr unsympathisch. „Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Sir. Ich merke, dass Sie darauf brennen, mir zu erzählen, was Miss Greenaway zu verbergen hat.“
    Der ironische Ton war offensichtlich nicht dazu angetan, Mr. Lennard von weiteren Vertraulichkeiten abzuhalten. „Verstehen Sie, ich erzähle Ihnen das alles nur, weil ich es nicht ertragen kann, die Ehre unserer Familie durch das Verhalten meines Neffen besudelt zu sehen. Ich nehme an, Sie wissen, dass er mit neunzehn Jahren das Land verlassen hat. Er ist außer Landes gegangen, weil sein Vater ihn wegen seines Benehmens meiner Gattin gegenüber aus dem Haus geworfen hat. Wissen Sie, Cynthia war jünger als ich. Sie und Ian waren oft zusammen. Man weiß nie genau, was einen jungen Mann zu seinen Torheiten verleitet. Es hat den Anschein, dass er Cynthias Freundlichkeit missverstanden hat. Eines Tages, als er mit ihr allein war. . . Nun, er hat ihr Avancen gemacht. Auf eine sehr unfeine Art.“
    Die hässliche Beschuldigung stand im Raum, und es war unmöglich, sie zu ignorieren. „Sie wollen doch nicht sagen . ..“
    „Ja, Ian hat . . .“ Mr. Lennard hielt inne und presste flüchtig die Lippen zusammen. „Es tut mir Leid. Obwohl mittlerweile viele Jahre vergangen sind, fällt es mir noch immer schwer, über diese Sache zu reden. Ihretwegen muss ich das jedoch tun.“ Er nahm sich zusammen und fügte unumwunden hinzu: „Er hat meiner Gattin Gewalt angetan.“ Konnte das wahr sein? Konnte zutreffen, dass Ian seine Tante vergewaltigt hatte? Mit neunzehn Jahren?
    Seine Geheimnistuerei ließ die Anschuldigung seines Onkels glaubhaft erscheinen. Der Gedanke, es könne etwas Wahres an der Sache sein, erzeugte Felicity Übelkeit. Andererseits war Lord St. Clair nicht so wie viele Männer, die sie kennen gelernt hatte. Er war in mancherlei Hinsicht an-ständig, und sein Benehmen Frauen gegenüber ließ nichts zu wünschen übrig. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er eine Frau schänden würde, schon gar nicht eine Verwandte. Er hatte eine eiserne Selbstbeherrschung. Ja, er hatte ihr Küsse geraubt. Doch dafür hatte er einen Grund gehabt, und außerdem war es dabei geblieben. Und bei der zweiten intimen Begegnung mit ihm hatte er mehr Zurückhaltung bewiesen als sie.
    Nachdem der anfängliche Schreck über die Beschuldigung seines Onkels sich etwas gelegt hatte, wunderte Felicity sich darüber, dass Mr. Lennard die Taktlosigkeit gehabt hatte, ihr diese Geschichte zu erzählen. Wenn es ihm so schwer fiel, darüber zu reden, musste man sich fragen, warum er mit einer ihm vollkommen Fremden darüber gesprochen hatte. War sein Grund so edel, wie er behauptet hatte? Wollte er sie nur vor Ian warnen? Oder hatte er weniger edle Beweggründe?
    „Wenn das stimmt, was Sie gesagt haben, dann ist Ihr Neffe wirklich verabscheuenswert. Aber sind Sie ganz sicher, dass er Ihrer Frau Gewalt angetan hat? Hat sie Ihnen das erzählt?“
    „Ja. Sie ist sofort zu mir gekommen, beschämt und in Tränen aufgelöst.“
    „Und was haben Sie dann unternommen?“
    „Was soll ich unternommen haben?“ fragte Mr. Lennard stirnrunzelnd.
    „Bestimmt haben Sie Ihren Neffen der Ihrer Gattin angetanen Kränkung wegen zum Duell gefordert!“
    „Meinen Neffen? Ich hätte ihn nicht zum Duell fordern können. Das hätte sein Vater mir nie verziehen.“
    Aber Mr. Lennard konnte hinter dem Rücken seines Neffen Anschuldigungen erheben, ohne dass Ian die Möglichkeit hatte, sich zu verteidigen. Wie edel von Mr. Lennard! „Danach ist Ihr Neffe also geflohen?“
    Nervös zupfte Mr. Lennard an seinem

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