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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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bald Hunger. Ich höre jetzt auf, denn ich glaube, der Kerl hat mir da vorhin eine Rippe geknackt.«
    »Wo sind Sie, Violette? Immer noch am Krankenhaus?«
    »Ja, die Jungs haben die Verstecke ringsum abgegrast.«
    »Dann stellen Sie sich mit diesem gebrochenen Dings doch mal einem Arzt vor.«
    »Mache ich«, sagte Retancourt und legte sofort auf.
    Adamsberg klappte sein Handy zu. Retancourt dachte nicht daran, einen Arzt aufzusuchen.
    »Émile hat ihr eine Rippe gebrochen«, erklärte er. »Sicher sehr schmerzhaft.«
    »Das überlebt sie, es hätten ja auch die Eier sein können.«
    »Noël, ich bitte Sie.«
    »Nicht dieselbe Zucht?«, fragte Justin.
    Adamsberg nahm das Stückchen Pferdekot noch einmal in die Hand und schluckte seine Erwiderung hinunter. Noël hatte es sich nie verkneifen können, Retancourt anzugreifen,
    in alle Winde zu posaunen, dass sie keine Frau wäre, sondern ein Zugochse oder so was Ähnliches. Während Adamsberg fand, wenn Retancourt nicht unbedingt eine Frau im herkömmlichen Sinne war, dann, weil sie eine Göttin war. Die vielseitig begabte Göttin der Brigade, die mit ebenso zahllosen Fähigkeiten ausgestattet war, wie Shiva Arme besaß.
    »Wie viele Arme hat sie eigentlich, diese indische Göttin?«, fragte er seine Mitarbeiter, während er das Klümpchen Pferdemist befühlte.
    Die vier Lieutenants schüttelten den Kopf.
    »Es ist doch immer das Gleiche«, sagte Adamsberg. »Sobald Danglard mal nicht da ist, weiß niemand hier mehr irgendetwas.«
    Er tat das Kotteilchen in die Folie zurück, verschloss sie und reichte sie Voisenet.
    »Wir brauchen ihn ja nur anzurufen, dann haben wir die Antwort. Ich denke, dass das Pferd, das diesen Kot hier produziert hat, bekannt unter der Bezeichnung ›Kot von Émile‹, auf freiem Feld gehalten wird und nur Gras frisst. Und ich glaube, dass das andere Pferd, das die kugelförmigen Dinger im Haus ausgeschieden hat, bekannt unter der Bezeichnung ›Kot vom Mörder‹, im Stall ernährt wird, mit Kornfutter.«
    »Wie? Das kann man sehen?«
    »Ich habe meine Kindheit damit verbracht, überall Pferdeäpfel einzusammeln, als Dung für die Felder. Und getrockneten Schlamm zum Verfeuern. Mache ich noch. Ich kann Ihnen versichern, Voisenet, dass zwei verschiedene Nahrungen zwei verschiedene Exkremente ergeben.«
    »Na gut«, räumte Voisenet ein.
    »Wann werden wir die Laborergebnisse haben?«, fragte Adamsberg, während er Danglards Nummer wählte. »Macht ihnen Feuer unterm Arsch. Oberste Dringlichkeit: Kotproben, Taschentuch, Fingerabdrücke, Verstreuung der Leiche.«
    Adamsberg entfernte sich, er hatte Danglard am Apparat.

»Es ist kurz vor siebzehn Uhr, Commandant. Wir brauchen Sie hier im Saustall von Garches. Es ist alles abgeräumt, wir fahren in die Brigade zurück, machen eine erste Auswertung. Ach, einen Augenblick noch. Wie viele Arme hat diese indische Göttin? Die immer in einem Ring dargestellt wird? Shiva?«
    »Shiva ist keine Göttin, Kommissar. Es ist ein Gott.«
    »Ein Gott ? Es ist ein Mann«, fügte der Kommissar, an seine Mitarbeiter gewandt, hinzu. »Shiva ist ein Mann. Und wie viele Arme hat er?«, fragte er, sich wieder Danglard zuwendend.
    »Das kommt auf die Darstellungen an, denn Shiva hat unermessliche und einander gegensätzliche Kräfte, die fast das gesamte Spektrum von der Zerstörung bis zu den Wohltaten umfassen. Er kann zwei Arme haben, vier, sogar bis zu zehn. Das ändert sich, je nachdem, was er verkörpert.«
    »Und im Großen und Ganzen, Danglard, verkörpert er was?«
    »Um es kurzzufassen: ›Im Leeren, im Zentrum von Nirwana-Shakti, ist Shiva, der höchste Gott, und sein Wesen ist Leere.‹«
    Adamsberg hatte den Lautsprecher eingeschaltet. Er sah seine vier Kollegen an, die ebenso überfordert schienen wie er selbst und abwinkten. Zu erfahren, dass Shiva ein Mann war, reichte für den heutigen Tag.
    »Hat es was mit Garches zu tun?«, fragte Danglard. »Nicht genügend Arme?«
    »Émile Feuillant erbt das Vermögen von Vaudel, außer dem Pflichtteil für Pierre, Sohn von Pierre. Mordent hat die rote Linie überschritten und ihm bedeutet, dass er unter Polizeigewahrsam steht. Da hat der Schläger ihn auf den Boden gestreckt und ist geflohen.«
    »Hat sich Retancourt nicht sofort drangehängt?«
    »Er ist ihr entwischt. Sie muss wohl nicht alle ihre Arme ausgefahren haben, und außerdem hatte er ihr vorher eine Rippe gebrochen. Wir warten auf Sie, Commandant, Mordent ist ziemlich lädiert.«
    »Kann ich mir

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