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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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er und knipste sein Nachtlicht an. In diesem Namen war etwas, vielmehr in dem ihrer Mutter, Plogerstein, das auf die Seezungen à la Plogoff getroffen war. Aber warum? Er setzte sich auf, und in dem Moment, als er lautlos in seinem Rucksack wühlte, um seine Akten herauszuholen, schob sich der Name des österreichischen Opfers in die Verbindung Plogerstein-Plogoff. Conrad Plögener. Adamsberg zog den Bericht über den in Pressbaum gemeuchelten Mann hervor und hielt ihn unter das Nachtlämpchen. Conrad Plögener, wohnhaft in Pressbaum, geboren am 9. März 1961, Sohn von Mark Plögener und Marika Schüssler .
    Plogerstein, Plögener. Adamsberg warf die rosa Akte ungeordnet auf sein Bett und nahm die weiße, die französische Mappe heraus. Pierre Vaudel, Sohn von Jules Vaudel und Marguerite Nemesson.
    Nichts. Adamsberg rüttelte an der Schulter des behaarten Katers, der neben ihm in eleganter, einem Luxusabteil angemessener Haltung schlief.
    »Vlad, ich brauche eine Auskunft.«
    Der junge Mann schlug überrascht die Augen auf. Er hatte seinen Pferdeschwanz gelöst, und sein strähniges Haar reichte ihm bis zu den Schultern.
    »Wo sind wir?«, fragte er wie ein Kind, das sein Zimmer nicht wiedererkennt.
    »Im Nachtzug von Venedig nach Belgrad. Sie reisen mit einem Bullen, und wir sind auf dem Weg nach Kisilova, dem Dorf Ihres Großvaters, Ihres Dedo.«
    »Ja«, sagte Vladislav mit Bestimmtheit, die Anschlüsse schienen wiederhergestellt.
    »Ich habe Sie geweckt, weil ich eine Information brauche.«
    »Ja«, wiederholte Vladislav, und Adamsberg fragte sich, ob er nicht doch noch in seinen Nebeln schwebte.
    »Ihr Dedo, wie hießen seine Eltern? War das ein Name, der mit ›Plog‹ beginnt?«
    Vladislav lachte hell auf und rieb sich die Augen.
    »›Plog‹?«, sagte er und setzte sich hin. »Plog, nein.«
    »Und sein Vater, Ihr Urdedo? Wie hieß der?«
    »Milorad Moldovan.«
    »Und seine Mutter? Ihre Urdeda?«
    »Nicht ›Deda‹, Adamsberg. Baba.«
    Wieder lachte Vladislav.
    »Baba hieß Natalja Arsinijević.«
    »Und im Umkreis von Dedo? Unter seinen Freunden? Verwandten? Nirgendwo ein Plog?«
    » Zasmejavaš me, Sie bringen mich zum Lachen, Kommissar, ich mag Sie.«
    Er legte sich wieder hin, ihm den Rücken kehrend, und lachte noch ein wenig weiter unter seinen Haaren.
    »Doch«, sagte er und fuhr hoch, »es gab einen Plog. Das war sein Geschichtslehrer, mit dem er uns ständig in den Ohren lag, Mihai Plogodrescu. Ein rumänischer Cousin von ihm, der nach Belgrad gekommen war, um zu unterrichten, später in Novi Sad lebte und im Rentenalter dann in Kiseljevo. Sie waren unzertrennlich wie zwei Brüder, mit einem Altersunterschied von fünfzehn Jahren. Und das Unglaublichste, sie starben im Abstand von nur einem Tag.«
    »Danke, Vlad, du kannst weiterschlafen.«
    Adamsberg ging mit bloßen Füßen in den Gang hinaus, er lief über den nachtblauen Teppichboden und betrachtete die Seite in seinem Notizbuch: Plogerstein, Plögener, Plogoff, Plogodrescu. Eine phantastische Reihe, von der man die Seezungen allerdings ausnehmen musste, die hatten nichts damit zu tun. Wenngleich es undankbar war, sagte sich Adamsberg, indem er den bretonischen Namen mit Bedauern strich, denn ohne sie wäre er gar nicht darauf gekommen. Seine Uhren zeigten zwischen 2 Uhr 15 und 3 Uhr 45. Er weckte Danglard, der in der Nacht kein sehr glückliches Naturell hatte.
    »Ein Problem?«, brummelte der Commandant.
    »Tut mir leid, Danglard. Ihr Neffe lacht in einem fort, man kommt in diesem Zug nicht zum Schlafen.«
    »So war er schon als Kind. Er hat ein glückliches Naturell.«
    »Das sagten Sie mir schon. Danglard, finden Sie mir so schnell wie möglich die Namen der Großeltern des alten Vaudel heraus, väterlicher- wie mütterlicherseits, gehen Sie eventuell noch weiter zurück, so weit Sie müssen, bis Sie auf einen Plog stoßen.«
    »Was heißt, ›einen Plog‹?«
    »Einen Familiennamen, der mit ›Plog‹ anfängt. Wie Plogerstein, Plögener, Plogoff, Plogodrescu. Die Mutter von Frau Abster war eine geborene Plogerstein, der in Pressbaum ermordete Conrad hieß Plögener, und der rumänische Cousin Ihres Onkels Slavko hieß Plogodrescu. Seine Füße sind es, die in Higegatte stehen, nicht die Ihres Onkels. Das ist immerhin ein Trost.«
    »Und Plogoff?«
    »Das sind die Seezungen, die wir heute Abend gegessen haben, Vlad und ich.«
    »Gut«, sagte Danglard und vergaß es. »Ich vermute, es eilt. Woran denken Sie?«
    »An ein und dieselbe Familie.

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