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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte darum gek ä mpft und sich damit ger ü stet, und jetzt konnte sie ihn auch nicht mehr ablegen.
    Mir ist nie gesagt worden, Leonie, dass der Eid, den ich ablegte, f ü r mein ganzes Leben gilt. Du warst es, die mir versicherte, die B ü rde sei zu schwer, um ohne innere Zustimmung getragen zu werden.
    Mit steinerner Geduld antwortete Leonie: Das ist wahr. Doch ich h ä tte dich f ü r st ä rker gehalten. Nun, dann erz ä hle mir dar ü ber. Hast du schon bei deinem Liebhaber gelegen? Das Wort hatte einen ver ä chtlichen Klang; es war das Gleiche, das sie zuvor mit der Bedeutung versprochener Gatte benutzt hatte, doch diesmal versah Leonie es mit der herabsetzenden Endsilbe, die ihm den Sinn von
    Buhle verlieh. Callista musste eine Pause machen und alle Kraft sammeln, bevor sie mit fester Stimme sprechen konnte.
    Nein. Ich bin bisher noch nicht von meinem Eid befreit worden, und er ist zu ehrenhaft, um es zu verlangen. Ich habe um Erlaubnis zu einer Heirat gebeten, Leonie, nicht um Absolution f ü r Verrat.
    Wirklich? Leonie legte Unglauben in das Wort. Da du dich entschlossen hattest, deinen Eid zu brechen, wundere ich mich, dass du auf meine Erlaubnis gewartet hast!
    Diesmal brauchte Callista all ihre Selbstbeherrschung, um nicht in eine w ü tende Verteidigung ihrer selbst und Andrews auszubrechen. Dann wurde ihr klar, dass Leonie sie herausforderte, dass sie pr ü fen wollte, ob ihre Sch ü lerin wirklich die Kontrolle ü ber ihre sorgf ä ltig disziplinierten Emotionen verloren habe. Dies Spiel kannte sie aus ihren ersten Tagen in Arilinn, und die Erinnerung erleichterte sie so sehr, dass sie am liebsten gelacht h ä tte. Gel ä chter war in dieser ernsten Konfrontation ebenso unvorstellbar wie Tr ä nen, aber Belustigung schwang in ihrer Stimme mit, und sie wusste, Leonie merkte es. Wir haben eine Hebamme auf Armida, Leonie. Lass sie holen, wenn du willst, und meine Jungfr ä ulichkeit best ä tigen.
    Jetzt senkte Leonie die Augen. Schließlich sagte sie: Das wird nicht n ö tig sein, Kind. Aber ich hatte mich, als ich hierher kam, darauf vorbereitet, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass du vergewaltigt worden bist.
    In der Gewalt der Nichtmenschen? Nein, ich musste Furcht, K ä lte, Einkerkerung, Hunger und Misshandlung ertragen, aber eine Vergewaltigung ist mir erspart geblieben.
    Es h ä tte im Grunde nichts zu bedeuten gehabt, weißt du , sagte Leonie, und ihre Stimme war sehr sanft. Nat ü rlich braucht sich eine Bewahrerin im Allgemeinen nicht sehr vor einer Vergewaltigung zu f ü rchten. Du weißt ebenso gut wie ich, dass jeder Mann, der Hand an eine Bewahrerin legt, die so ausgebildet worden ist wie du, sein Leben riskiert. Aber m ö glich ist eine Vergewaltigung schon. Manche Frauen sind durch rohe Kraft ü berw ä ltigt worden und hatten dann im letzten Augenblick Angst, jene Kraft, die sie sch ü tzen kann, zu aktivieren. Deshalb wollte ich dir unter anderem auch sagen: Selbst wenn du wirklich vergewaltigt worden w ä rst, h ä ttest du immer noch die Wahl, mein Kind. Es ist nicht der k ö rperliche Akt, der den Unterschied ausmacht, wie du weißt. Callista hatte es nicht gewusst und war ein bisschen ü berrascht.
    Leonie fuhr sachlich fort: Wenn dich ein Mann ohne deine Zustimmung genommen h ä tte, w ä re nichts weiter notwendig gewesen als eine kurze Zeit der Absonderung, um deine ä ngste und Wunden zu heilen. Aber auch, wenn es keine Vergewaltigung war, wenn du dich aus Dankbarkeit oder Freundlichkeit deinem Retter hingegeben hast, ohne gef ü hlsm ä ßig richtig beteiligt zu sein – was ja gut m ö glich ist –, selbst dann braucht es nicht unwiderruflich zu sein. Eine Zeit der Absonderung, der Neukonditionierung, und du k ö nntest sein wie zuvor, unver ä ndert, unbesch ä digt, immer noch f ä hig, Bewahrerin zu sein. Das ist nicht allgemein bekannt; wir halten es aus offensichtlichen Gr ü nden geheim. Aber du hast immer noch die Wahl, Kind. Ich m ö chte nicht, dass du denkst, du seiest wegen einer Sache, die ohne deinen Willen geschehen ist, f ü r alle Zeit aus dem Turm verstoßen.
    Leonie sprach immer noch ruhig, beinahe unbeteiligt, aber Callista wusste, dahinter stand ein Flehen.
Von Mitleid und Schmerz gefoltert, sagte Callista: Nein, so ist es nicht, Leonie. Was zwischen uns geschehen ist . Das ist etwas ganz anderes. Ich lernte ihn kennen und lieben, bevor ich in dieser Welt jemals sein Gesicht gesehen hatte. Aber er ist zu ehrenhaft, um von mir zu verlangen, ich solle

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