Der verbotene Turm - 11
setzte sie hinzu: Und dann, wenn er es alles gesagt hat, werden wir ihm berichten, was sein wird, ob es ihm gef ä llt oder nicht. Hab keine Angst, mein Kind; ich f ü rchte mich nicht vor Esteban Lanart, und du darfst es auch nicht tun.
Andrew wartete in dem Gew ä chshaus, das sich hinter dem Hauptgeb ä ude auf Armida erstreckte. Allein, wie er war, blickte er durch das dicke, wellige Glas auf die Umrisse der fernen Berge. Es war heiß hier, und es roch durchdringend nach Bl ä ttern und Erde und Pflanzen. Unter dem Licht der Sonnenkollektoren musste er die Augen zusammenkneifen, bis er sich daran gew ö hnt hatte. Er schritt durch die Reihen der Pflanzen, die feucht waren vom Bew ä ssern, und f ü hlte sich isoliert und schrecklich einsam.
Hin und wieder ü berkam ihn dies Gef ü hl. Meistens f ü hlte er sich hier zu Hause, mehr zu Hause als er sich je anderswo im Imperium gef ü hlt hatte, seit die Pferderanch in Arizona, wo er seine Kindheit verbracht hatte, schulden halber verkauft worden und er als Zivilangestellter des Imperiums in den Raum gegangen war. Damals war er achtzehn gewesen. Nach dem Willen der Administratoren und Computer war er von Planet zu Planet geschickt worden. Und hier hatte man ihn nach den ersten paar Tagen der Fremdheit willkommen geheißen. Als man h ö rte, er verstehe etwas ü ber das Einbrechen und Trainieren von Pferden, was auf Darkover ein seltenes und hoch bezahltes Fachgebiet war, hatte man ihn als einen Mann, der seinen Beruf verstand, mit Achtung behandelt. Von den Pferden auf Armida hieß es, sie seien die Besten in den Dom ä nen, aber die Trainer holte man sich f ü r gew ö hnlich aus Dalereuth weit im S ü den.
Und so war er im Allgemeinen in den Wochen, seit er als Callistas versprochener Gatte hierher gekommen war, gl ü cklich gewesen. Seine terranische Geburt war nur Damon und Dom Esteban, Callista und Ellemir bekannt. Die anderen hielten ihn einfach f ü r einen Fremden aus dem Tiefland jenseits von Thendara. So unglaublich es war, er hatte hier eine zweite Heimat gefunden. Die Sonne war riesig und blutig rot, die vier Monde, die nachts ü ber den merkw ü rdig violetten Himmel zogen, hatten ungewohnte Farben und trugen Namen, die er noch nicht kannte, aber trotz allem war das hier sein Zuhause geworden .
Zuhause.
Und doch gab es Augenblicke wie diesen, Augenblicke, da er sich grausam isoliert f ü hlte, da er erkannte, nur Callistas Anwesenheit machte Armida zu einem Zuhause f ü r ihn. Unter dem mitt ä glichen Glitzern des Gew ä chshauses ü berkam ihn diese Stimmung von neuem. Wonach sehnte er sich? Es gab nichts in der Welt, das man ihn gelehrt h ä tte, sein Eigen zu nennen, nichts in der trockenen und ö den Welt des Terranischen Hauptquartiers, und er verlangte auch nach nichts. Aber konnte er hier Wurzeln schlagen, oder w ü rde Leonie Callista wieder in die fremdartige Welt der T ü rme entf ü hren?
Nach langer Zeit wurde ihm bewusst, dass Damon hinter ihm stand. Damon ber ü hrte ihn nicht – Andrew hatte sich inzwischen daran gew ö hnt, dass das unter Telepathen nicht der Brauch war –, aber er war ihm nahe genug, dass er die Anwesenheit des ä lteren Mannes als Trost empfand.
Mach dir dar ü ber keine Sorgen, Andrew. Leonie ist kein Menschenfresser. Sie liebt Callista. Die Bande eines Turmkreises sind die st ä rksten, die wir kennen. Sie wird wissen, was Callista wirklich w ü nscht.
Gerade das furchte ich , w ü rgte Andrew mit trockener Kehle hervor. Vielleicht weiß Callista nicht, was sie w ü nscht. Vielleicht wandte sie sich mir nur zu, weil sie allein und ver ä ngstigt war. Ich f ü rchte den Einfluss dieser alten Frau auf sie. Die Macht des Turms – sie ist vielleicht zu stark.
Damon seufzte. Und doch kann sie gebrochen werden. Ich habe sie gebrochen. Es war schwer – ich kann dir gar nicht erz ä hlen, wie schwer es war –, und doch habe ich mir schließlich ein neues Leben aufgebaut. Und solltest du Callista auf diese Weise verlieren, ist es besser jetzt als sp ä ter, wenn es f ü r sie zu sp ä t f ü r eine R ü ckkehr ist.
Es ist bereits zu sp ä t f ü r mich , sagte Andrew, und Damon nickte mit beunruhigtem L ä cheln.
Auch ich m ö chte dich nicht verlieren, mein Freund. Bei sich dachte Damon: Du bist Teil dieses neuen Lebens, das ich mir mit so unendlicher M ü he aufgebaut habe. Du und Ellemir und Callista. Ich ertrage keine weitere Amputation mehr. Aber Damon sprach es nicht aus, er seufzte nur und blieb neben
Weitere Kostenlose Bücher