Der verbotene Turm - 11
Andrew stehen. Das Schweigen in dem Gew ä chshaus dauerte so lange, dass die rote Sonne vom Zenit hernieder stieg und ihre Kraft verlor, und Damon ging schließlich, um die Sonnenkollektoren umzustellen. Andrew schleuderte ihm entgegen: Wie kannst du so ruhig warten? Was sagt diese alte Frau ihr?
Doch Andrew hatte bereits gelernt, dass das Belauschen der Gedanken eines anderen in der Kaste der Telepathen als sch ä ndlichstes Verbrechen galt. Er wagte nicht einmal einen Versuch, Callista auf diese Weise zu erreichen. In seiner Erregung lief er im Gew ä chshaus auf und ab.
Ruhig, ruhig , mahnte Damon. Callista liebt dich. Das l ä sst sie sich von Leonie nicht ausreden.
Selbst dessen bin ich mir nicht mehr sicher! , rief Andrew verzweifelt. Sie l ä sst es nicht zu, dass ich sie ber ü hre, dass ich sie k ü sse .
Freundlich erwiderte Damon: Ich dachte, das h ä tte ich dir erkl ä rt. Sie kann es nicht. Das sind . Reflexe. Sie sitzen tiefer, als du dir vorstellen kannst. Eine jahrelange Gewohnheit l ä sst sich nicht in wenigen Tagen ablegen. Aber ich kann dir versichern, dass sie schwer darum k ä mpft, diese . diese Konditionierung zu brechen. Du weißt, nicht wahr, dass sie in einem Turm nicht einmal daran denken w ü rde, deine Hand zu ergreifen, wie ich es sie habe tun sehen, oder dir zu erlauben, ihre Fingerspitzen zu k ü ssen. Hast du eine Vorstellung, welchen Kampf das gekostet hat?
Gegen seinen Willen stieg in Damon die Erinnerung an die Zeit in seinem Leben hoch, als er sich unter Schmerzen selbst gelehrt hatte, sich nicht zu erinnern. Es war ein einsamer Kampf gewesen, und umso schlimmer, als er ü berhaupt nicht k ö rperlich war. Er musste sein Bewusstsein von Leonies Anwesenheit unterdr ü cken, er musste sogar seine Gedanken unter Kontrolle halten. Sie durfte um keinen Preis erraten, was er verbarg. Nie h ä tte er eine Ber ü hrung der Fingerspitzen gewagt, wie Callista sie Andrew im Korridor gew ä hrte, bevor sie zu Leonie hinaufging.
Erleichtert sah er, dass Ellemir das Gew ä chshaus betreten hatte. Sie schritt zwischen den Reihen gr ü ner Pflanzen dahin und kniete vor einer mit schweren Trauben beladenen Weinrebe nieder. Befriedigt stand sie auf. Wenn wir noch einen weiteren Tag Sonnenschein haben, werden sie zur Hochzeit reif sein. Dann verblasste ihr L ä cheln, als sie Damons verkrampftes Gesicht, Andrews verzweifelte Ruhe bemerkte. Sie ging zu Damon, hob sich auf die Zehenspitzen und legte die Arme um ihn. Sie sp ü rte sein Verlangen nach dem Trost ihrer N ä he, ihrer Ber ü hrung. Auch Andrew h ä tte sie gern getr ö stet, als er niedergeschlagen sagte: Und selbst wenn Leonie ihre Zustimmung gibt, was ist mit ihrem Vater? Wird er zustimmen? Ich glaube nicht, dass er mich besonders mag .
Er mag dich bestimmt , widersprach Ellemir, aber du musst verstehen, er ist ein stolzer Mann. Er war der Ansicht, ich sei zu gut f ü r Damon, aber ich bin alt genug, nach meinem eigenen Willen zu handeln. Wenn er mich Aran Elhalyn angeboten h ä tte, der den Thron zu Thendara warm h ä lt, w ä re Vater immer noch der Meinung gewesen, er sei nicht gut genug. F ü r Callista kann kein vom Weibe geborener Mann gut genug sein, und w ä re er so reich wie der Lord von Carthon und dazu der Bastardsohn eines Gottes! Und nat ü rlich ist es auch heute noch eine große Ehre, ein Kind in Arilinn zu haben. Callista sollte Bewahrerin von Arilinn werden, und es wird ihn hart ankommen, darauf zu verzichten. Andrews Herz sank.
Ellemir sagte: Mach dir keine Sorgen! Ich glaube, es wird alles gut werden. Sieh, da kommt Callista.
Die T ü r oben an der Treppe ö ffnete sich, und Callista stieg in das Gew ä chshaus hinunter. Blindlings streckte sie ihnen die H ä nde entgegen.
Ich werde nicht nach Arilinn zur ü ckkehren , sagte sie, und Vater hat seine Zustimmung zu unserer Heirat gegeben .
Schluchzend brach sie zusammen. Andrew breitete seine Arme aus, aber sie wandte sich von ihm ab und lehnte sich gegen die schwere Glaswand. Sie versteckte ihr Gesicht, und ihre schmalen Schultern hoben sich unter heftigem Weinen.
Andrew, der alles außer ihrem Elend vergaß, wollte sie an sich ziehen. Damon fasste seinen Arm und sch ü ttelte entschieden den Kopf. Niedergeschlagen blieb Andrew neben der schluchzenden Frau stehen. Er konnte ihren Jammer nicht mit ansehen, und doch war es ihm nicht m ö glich, irgendetwas dagegen zu unternehmen.
Ellemir trat zu ihrer Schwester und drehte sie sanft zu sich um. St ü tze dich nicht
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