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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mein Kind, wird es sein im Dunkel
    der Nacht.
    Klappern dort Hufe ü ber den Stein?
Oh, gib Acht!
Hat das Ger ä usch ein Reiter gemacht? –
Die Zweige, die fallen aufs Dach, werden’s sein im Dunkel
    der Nacht.

War das ein Gesicht am Fenster dort?
Oh, gib Acht!
Ein dunkler Fremder .
    Damon stand leise auf und winkte Dezi, ihm zu folgen. Auf dem Korridor sagte er: Dezi, ich weiß sehr gut, dass man niemals fragt, warum irgendwer einen Turm verlassen hat. Aber w ü rde es dir etwas ausmachen, mir im strengsten Vertrauen zu sagen, warum du von Arilinn fortgegangen bist?
    Dezi sah missmutig drein. Nein, das m ö chte ich nicht. Warum sollte ich?
    Weil ich deine Hilfe brauche. Du hast gesehen, in welchem Zustand diese M ä nner sind, du weißt, dass wenigstens vier von ihnen bei einer Behandlung, die nur aus warmem Wasser und Kr ä utersalben besteht, niemals wieder laufen werden. Und zumindest Raimon wird sterben. Du weißt also, was ich werde tun m ü ssen.
    Dezi nickte, und Damon fuhr fort: Du weißt ebenfalls, dass ich jemanden brauche, der die ü berwachung ü bernimmt. Und wenn du wegen Unf ä higkeit entlassen wurdest, k ö nnte ich es nicht wagen, dich einzusetzen.
    Lange herrschte Schweigen. Dezi starrte auf die schieferfarbenen Fliesen des Fußbodens, und aus der Großen Halle klangen die T ö ne der Harfe und Callistas Stimme:
    Warum liegt mein Vater dort stumm und bleich? Oh, gib Acht!
Vom Speer eines Feindes ums Leben gebracht .
    Es war keine Unf ä higkeit , stieß Dezi hervor. Ich weiß selbst nicht recht, warum sie den Entschluss fassten, ich m ü sse gehen. Das klang aufrichtig, und Damon, der genug Telepath war, um zu wissen, wenn man ihn belog, sagte sich, wahrscheinlich sei es auch aufrichtig.
    Ich kann mir nur denken, dass sie mich dort nicht leiden mochten. Oder vielleicht . wussten sie, dass ich nicht einmal ein anerkannter Nedestro bin, nicht gut genug f ü r ihr kostbares Arilinn, wo Blut und Abstammung alles bedeuten.
    Damon konnte es sich nicht vorstellen; auf diese Weise arbeiteten die T ü rme nicht. Aber er war sich nicht ganz sicher. Arilinn war nicht der ä lteste Turm, aber der stolzeste. Er r ü hmte sich mehr als neunhundert Generationen reinen Comyn-Blutes, und er r ü hmte sich außerdem, die erste Bewahrerin sei eine Tochter von Hastur selbst gewesen. Damon glaubte das nicht, denn zu wenig geschichtliche Kenntnisse hatten das Zeitalter des Chaos ü berlebt.
    Komm, komm, Dezi, wenn du den Schleier durchschreiten konntest, wussten sie doch, dass du Comyn oder von Comyn-Blut bist, und ich halte es f ü r unwahrscheinlich, dass es ihnen auf eine formelle Anerkennung ankam. Aber ihm war klar, nichts, was er sagte, konnte die verletzte Eitelkeit des Jungen durchdringen. Und Eitelkeit war eine gef ä hrliche Schw ä che bei einem Matrix-Mechaniker.
    Die Turmkreise hingen v ö llig von dem Charakter der jeweiligen Bewahrerin ab. Leonie war eine stolze Frau. Sie war es gewesen, als Damon sie kannte, mit der ganzen Arroganz einer Hastur, und in den inzwischen vergangenen Jahren hatte sie nichts von diesen Eigenschaften eingeb ü ßt. Vielleicht hatte sie pers ö nlich daran Anstoß genommen, dass es Dezi an einem richtigen Stammbaum mangelte. Oder vielleicht hatte er Recht, und sie konnten ihn dort einfach nicht leiden . Jedenfalls machte das hier keinen Unterschied. Damon hatte keine Wahl. Andrew war ein starker Telepath, aber im Wesentlichen ungeschult. Wenn Dezi auch nur ein halbes Jahr in einem Turm verbracht hatte, war er in den Grundbegriffen der Kunst mit ä ußerster Sorgfalt unterrichtet worden.
    Kannst du ü berwachen?
Dezi sagte: Pr ü fe mich.
Damon zuckte die Schultern. Na gut.
In der Halle erhob sich Callistas Stimme klagend:
    Was war dieser Schrei, den der Sturm verweht? Oh, gib Acht!
Schwarze Verzweiflung hat ihn entfacht. Einer Witwe Fluch, einer Waise Gebet .
    Zandrus H ö lle! , explodierte Dom Esteban in voller Lautst ä rke. Warum singst du ein so jammervolles Lied, Callista? Weinen und Trauern, Tod und Verzweiflung! Wir sind nicht bei einer Beerdigung! Sing etwas Fr ö hlicheres, M ä dchen!
    Es gab einen kurzen Misston, als h ä tten Callistas H ä nde eine Dissonanz auf der Harfe gegriffen. Ihre Stimme schwankte. Ich f ü rchte, ich bin nicht in der richtigen Stimmung zum Singen, Vater. Ich bitte dich, mich zu entschuldigen.
    Damon f ü hlte, wie etwas seinen Geist ber ü hrte, schnell und fachm ä nnisch und so vollkommen abgeschirmt, dass er nie erraten h ä tte,

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