Der verbotene Turm - 11
schon heute Nacht h ä tte denken k ö nnen, als Ellemir sich ihrer Nacktheit offenbar gar nicht bewusst war.
Damon spritzte sich Wasser ins Gesicht und danach eine gr ü ne, angenehm riechende Kr ä uterlotion. Der Geruch erinnerte Andrew an Callistas kleinen Destillierraum. Damon zog sich das Hemd ü ber die Schultern. Er lachte: Und was Elli angeht, solltest du erleichtert sein. Es bedeutet, dass sie dich als Familienmitglied akzeptiert hat. Oder w ä re es dir lieber, wenn sie sich vor dir sch ä mte und sich in deiner Gegenwart sorgf ä ltig bedeckt hielte, als ob du ein Fremder w ä rst?
Nein, wenn du nichts dagegen hast. Aber bedeutete das nicht, dass Ellemir ihn nicht als Mann sah? War das nicht eine subtile Art, ihn zu entmannen?
Lass dir Zeit , riet Damon, es wird alles von selbst in Ordnung kommen. Unbefangen zog er sich an. Schneit es noch?
St ä rker denn je.
Damon trat ans Fenster, aber als er die Fl ü gel ö ffnete, um hinauszusehen, fuhr der heulende Wind wie ein Hurrikan ins Zimmer. Schnell schlug er das Fenster wieder zu. Callie ist wach? Wer ist bei ihr? Gut, ich hatte gehofft, Ellemir werde Verstand genug haben, die M ä dchen fern zu halten. F ü r Callie in ihrem Zustand w ä re die Anwesenheit jedes Nichttelepathen nahezu unertr ä glich. Darum hatten wir niemals menschliche Diener in den T ü rmen, weißt du. Er ging zur T ü r. Habt ihr schon irgendetwas zu essen gehabt?
Noch nicht. Andrew dachte erst jetzt daran, dass die Mittagsstunde vor ü ber und er sehr hungrig war.
Willst du nach unten gehen und Rhodri bitten, etwas hinaufzuschicken? Ich denke, wir alle sollten in Callistas N ä he bleiben , sagte Damon, und dann z ö gerte er. Ich m ö chte dir eine unangenehme Aufgabe aufhalsen. Du wirst zu Dom Esteban gehen und ihm irgendeine Erkl ä rung geben m ü ssen. Auf mich braucht er nur einen Blick zu werfen, um die ganze Geschichte zu wissen – er kennt mich, seit ich neun Jahre alt war. Ich glaube nicht, dass er dich ausforschen wird. Du bist ihm immer noch so weit fremd, dass er sich dir gegen ü ber ein bisschen reserviert verh ä lt. Macht es dir wirklich nichts aus? Ich kann ihm einfach nicht gegen ü bertreten.
Mir macht es nichts aus , erkl ä rte Andrew. Das stimmte nicht, aber er war sich klar dar ü ber, dass es nichts als H ö flichkeit war, dem verkr ü ppelten Lord Alton eine Erkl ä rung zu geben. Es war l ä ngst nach der Zeit, zu der Ellemir sonst ihre Haushaltspflichten erledigte, und Dom Esteban war an Callistas Gesellschaft gew ö hnt. Andrew teilte dem Haushofmeister mit, sie seien alle lange auf gewesen und wollten in ihren Zimmern fr ü hst ü cken. Eingedenk dessen, was Damon ü ber die Anwesenheit von Nichttelepathen gesagt hatte, betonte er, niemand solle die Suite betreten. Das Essen k ö nne draußen abgestellt werden. Der Mann antwortete: Gewiss, Dom Ann’dra , ohne eine Spur von Neugier zu verraten, als handele es sich um einen ganz allt ä glichen Auftrag.
In der Großen Halle saß Dom Esteban in seinem Rollstuhl am Fenster, und der Gardist Caradoc leistete ihm Gesellschaft. Mit Erleichterung stellte Andrew fest, dass Dezi nirgendwo zu sehen war. Dom Esteban und Caradoc spielten ein dem Schach ä hnliches Brettspiel, das Damon einmal versucht hatte, Andrew beizubringen. Es wurde Burgen genannt, und die Figuren aus geschnitztem Kristall wurden nicht in bestimmter Ordnung aufgestellt, sondern auf das Brett gesch ü ttet. Von dem Platz aus, auf den sie zuf ä llig fielen, bewegten sie sich nach komplizierten Regeln weiter. Dom Esteban nahm eine Figur aus rotem Kristall vom Brett, grinste Caradoc triumphierend an und richtete den Blick dann auf Andrew.
Guten Morgen, oder meine ich Guten Abend? Ich nehme an, du hast gut geschlafen?
Recht gut, Sir, aber Callista ist . ist ein wenig indisponiert. Und Ellemir k ü mmert sich um sie.
Und ihr beiden M ä nner k ü mmert euch um die Frauen, so schickt es sich auch , meinte Dom Esteban grinsend.
Ist irgendeine Arbeit zu erledigen, Schwiegervater?
Bei dem Wetter? Der alte Mann wies auf den Schneesturm draußen. Keine, und du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Andrew dachte daran, dass der alte Mann ebenfalls ein starker Telepath war. Wenn das Geschehen der Nacht sogar Damon und Ellemir aus ihrem Ehebett gerissen hatte, musste es dann nicht auch den alten Mann aufgeschreckt haben? Wenn das so war, verriet Lord Alton es durch kein Wimpernzucken. Er sagte nur: Gr ü ße Callista herzlich von mir und sage ihr, ich
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