Der verbotene Turm - 11
nicht. Lass ihn schlafen. Er hat sich f ü r uns ersch ö pft. Andrew .
Er kniete neben ihr nieder, und sie streckte ihre Arme aus. Andrew, halte mich, nur f ü r einen Augenblick. Lass mich in deinen Armen liegen . lass mich deine N ä he f ü hlen .
Er beugte sich sofort ü ber sie. Es ersch ü tterte ihn, dass sie ihn nach der vergangenen Nacht immer noch liebte, ihn immer noch wollte.
Dann erinnerte er sich und zog sich zur ü ck. Mit schwerem Herzen erkl ä rte er: Mein Liebling, ich habe Damon versprochen, dich nicht zu ber ü hren.
Ach, Damon, Damon, immer Damon! , stieß sie hervor. Ich f ü hle mich so stark und so elend, ich m ö chte nichts weiter, als dass du mich festh ä ltst . Sie brach ab und schloss mit einem verlorenen Seufzer wieder die Augen. Er sehnte sich inbr ü nstig danach, sie in seine Arme zu nehmen, jetzt nicht voller Begehren – das hatte sich sehr weit zur ü ckgezogen –, sondern um sie zu sch ü tzen, zu tr ö sten, ihren Schmerz zu lindern. Aber seines Versprechens wegen hielt er sich bewegungslos, und endlich sagte Callista: Oh, ich nehme an, er hat Recht. Das hat er f ü r gew ö hnlich, verdammt soll er sein. Doch Andrew erkannte wieder den Schmerz hinter ihren Augen, der ihr Gesicht hohl vor Ersch ö pfung und alt machte. Er entsetzte sich dar ü ber, dass er immerzu an Leonies Gesicht denken musste, verbraucht, m ü de, alt.
Wieder ü berflutete ihn die Erinnerung an den Augenblick in der letzten Nacht, als sie eins gewesen waren mit Damon und Ellemir.
Callista hatte es gewollt, hatte sich gern mit dem anderen Paar verschmolzen, hatte erst nach Herstellung des telepathischen Kontaktes begonnen, auf ihn zu reagieren. Von neuem durchfuhr der schreckliche Schmerz seine Lenden, der Gedanke an sein Versagen folterte ihn, t ö tete die Erregung. Seine Liebe zu Callista war nicht um ein Atom geringer, aber ihm war, als sei irgendetwas verdorben worden, als seien Damon und Ellemir, so nahe sie ihnen standen und so lieb sie ihnen waren, st ö rend zwischen sie getreten.
Callistas Augen schwammen in Tr ä nen. Einen Augenblick sp ä ter h ä tte Andrew sein Versprechen vergessen und sie in seine Arme gezogen. Aber da kam Ellemir, frisch und rosig von ihrem Bad, gekleidet in etwas, das er an Callista gesehen hatte, wieder ins Zimmer. Sie sah, dass Callista wach war und ging sofort zu ihr.
F ü hlst du dich besser, Breda?
Callista sch ü ttelte den Kopf. Nein. H ö chstens schlechter. Kannst du aufstehen, Liebes?
Ich weiß es nicht. Callista versuchte, sich zu bewegen. Ich werde wohl aufstehen m ü ssen. Willst du mein M ä dchen rufen, Elli? Nein, das werde ich nicht tun. Niemand soll dich mit einem Finger ber ü hren, sagt Damon, und ich will auch nicht, dass diese t ö richten M ä dchen klatschen. Ich werde mich um dich k ü mmern, Callie. Andrew, du solltest Damon besser benachrichtigen, dass sie wach ist.
Andrew fand Damon beim Rasieren in dem luxuri ö sen Bad, das genauso eingerichtet war wie das in der anderen H ä lfte der Suite. Er winkte Andrew, hereinzukommen. Geht es Callista besser?
Dann bemerkte Damon das Z ö gern seines Freundes. Teufel, ich h ä tte mir nie vorgestellt . gibt es im Terranischen Imperium Nacktheitstabus?
Andrew hatte das seltsame Gef ü hl, er und nicht Damon sollte verlegen sein. In einigen Kulturen ja. Meine geh ö rt dazu. Aber ich bin auf eurer Welt, deshalb muss ich mich an eure Sitten gew ö hnen, nicht du dich an meine.
Es war dumm, dachte Andrew, jetzt verlegen zu werden oder in Zorn zu geraten bei der Erinnerung daran, wie Damon sich heute Nacht nackt ü ber Callista beugte und ihren zarten, zerschlagenen K ö rper betrachtete.
Damon zuckte die Schultern und meinte harmlos: Derartige Tabus gibt es hier nicht viele. Einige unter den Cristoferos oder bez ü glich der Anwesenheit von Nichtmenschen oder unter verschiedenen Generationen. Ich w ü rde zum Beispiel nicht gern nackt in einer Gruppe von Altersgenossen meines Vaters oder Dom Estebans erscheinen. Doch verboten ist es nicht, und ganz gewiss w ä re es nicht so peinlich, wie es dir peinlich zu sein scheint. Ohne triftigen Grund w ü rde ich auch nicht nackt in eine Schar von Hausm ä dchen mar
schieren, aber sollte das Haus brennen oder etwas ä hnliches passie
ren, w ü rde ich nicht z ö gern. Jedoch ein Mann meines eigenen Alters, verheiratet mit der Schwester meiner Frau . Hilflos zuckte er die Schultern. Auf den Gedanken w ä re ich nie gekommen.
Andrew sagte sich, dass er es sich
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