Der verbotene Turm - 11
Entschlossenheit. Callista braucht dich nicht. Er war betrunkener, als er wusste. Er konnte kaum gehen. Er konnte kaum atmen – oder schnitt ihm das Schneegest ö ber den Atem ab, nahm ihn und weigerte sich, ihn zur ü ckzugeben?
Geh weg. Geh zur ü ck zu deinen eigenen Leuten. Niemand braucht dich hier.
Er kam ein bisschen zu sich und machte einen letzten verzweifelten Versuch, sein Leben zu erhalten. Er war allein in dem Sturm, und die Lichter von Armida waren in der Dunkelheit verschwunden. Er drehte sich um, stolperte, fiel auf die Knie, merkte, dass er betrunken oder verr ü ckt geworden war. Er k ä mpfte sich auf die F ü ße. Seine Gedanken verwirrten sich, und er fiel der L ä nge nach in den Schnee. Er musste aufstehen, weitergehen, zur ü ckgehen, unter Dach und Fach kommen – aber er war so m ü de.
Ich will hier nur eine Minute lang ausruhen . nur eine Minute .
Dunkelheit deckte seinen Verstand, und er verlor das Bewusstsein.
9
Damon arbeitete lange Zeit in dem engen Destillierraum, und schließlich gab er entt ä uscht auf. Es gab keine M ö glichkeit, den Kirian so herzustellen, wie er in Arilinn gemacht wurde. Er hatte dazu weder das Geschick noch, wie seine gr ü ndliche Inspektion der Ger ä tschaften vermuten ließ, die richtige Ausr ü stung. Ohne Begeisterung betrachtete er die einfache Tinktur, die er zusammengebraut hatte. Ihm lag gar nichts daran, an sich selbst einen Versuch zu machen, und Callista w ü rde es bestimmt nicht tun. Es war jedoch eine ganze Menge des Rohmaterials vorhanden, und vielleicht hatte er ein anderes Mal mehr Erfolg. Vielleicht h ä tte er mit einer ä therExtraktion beginnen sollen. Er wollte Callista danach fragen. Als er sich die H ä nde wusch und sorgf ä ltig alle ihnen anhaftenden Spuren entfernte, dachte er pl ö tzlich an Andrew. Wohin war er gegangen? Er stieg wieder nach oben. Callista schlief noch, und Ellemir antwortete auf seine besorgte Frage ü berrascht: Andrew? Ich dachte, er sei mit dir zusammen. Soll ich kommen .
Nein, bleib bei Callista. Damon dachte, Andrew sei sicher nach unten gegangen, um mit den M ä nnern zu sprechen, oder durch einen der unterirdischen Tunnel hinaus zu den St ä llen. Aber Dom Esteban, der allein mit Eduin und Caradoc ein frugales Abendessen einnahm, runzelte auf Damons Frage hin die Stirn.
Andrew? Ich habe ihn in der unteren Halle mit Dezi trinken gesehen. Nach der Menge zu schließen, die sie konsumierten, muss er irgendwo herumliegen. Die grauen Augenbrauen des alten Mannes str ä ubten sich vor ä rger. Ein feines Benehmen, sich sinnlos zu betrinken, wenn seine Frau krank ist! Wie geht es Callista?
Ich weiß es nicht , antwortete Damon, und pl ö tzlich durchfuhr ihn der Gedanke, dass der alte Dom es wusste. Was sonst konnte es sein, wenn Callista krank im Bett lag und Andrew davonlief, um sich zu betrinken? Aber eins der st ä rksten sexuellen Tabus auf Darkover war jenes, das die Generationen trennte. Selbst wenn Dom Esteban Damons Vater statt Ellemirs gewesen w ä re, h ä tte die Sitte ihm verboten, mit Damon ü ber die Angelegenheit zu sprechen.
Damon durchsuchte alle wahrscheinlichen Stellen des Hauses und dann, mit steigender Angst, auch die unwahrscheinlichen. Schließlich rief er die Diener zusammen und h ö rte, niemand habe Andrew seit Mitte des Nachmittags, als er und Dezi in der unteren Halle getrunken hatten, gesehen.
Damon ließ Dezi kommen. Jetzt f ü rchtete er, Andrew, betrunken und an das Wetter auf Darkover noch nicht gew ö hnt, sei in den Blizzard hinausgelaufen, seine Gewalt untersch ä tzend. Als der J ü ngling den Raum betrat, fragte er: Wo ist Andrew?
Dezi zuckte die Schultern. Wer weiß? Ich bin weder sein W ä chter noch sein Pflegebruder.
Aber ehe Dezi seine Augen abwenden konnte, nahm Damon ein triumphierendes Aufblitzen wahr, und pl ö tzlich durchschaute er alles. Heraus damit, Dezi! , befahl er streng. Wo ist er? Du bist der Letzte, der ihn gesehen hat.
Der Junge zuckte verdrießlich die Schultern. Dahin, woher er gekommen ist, nehme ich an. Gut, dass wir ihn los sind! In diesem Wetter? Entgeistert blickte Damon in den Sturm, der vor den Fenstern tobte. Dann fuhr er so heftig auf Dezi los, dass der Junge vor ihm zur ü ckwich.
Du hast damit etwas zu tun gehabt! , erkl ä rte Damon zornig. Mit dir befasse ich mich sp ä ter. Jetzt ist keine Zeit zu verlieren!
Er rannte hinaus und rief nach den Dienern.
Andrew erwachte langsam und sp ü rte brennenden Schmerz in seinen H ä
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