Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5
versucht hätte, den Preis zu drücken. Offensichtlich hatte Mr Homer keine Geldsorgen.
Als sie dem Butler dies sagte, schüttelte der den Kopf. »Nein, an Geld mangelt es ihm wirklich nicht. Aber das ist mit Sicherheit das Verdienst des alten Mister Homer, der für ein paar Pfund die gesamte Einrichtung des alten Klubs aufkaufte.«
»Ach wirklich?«, fragte Anita.
»Das war ein Skandal, das können Sie mir glauben. Als Mister Mercury Malcolm Moore den gesamten ersten Stock leer räumen lieÃ, wanderten all die Möbel, die seltenen Bücher und einzigartigen Kunstgegenstände auf die Lastwagen der Firma Homer.«
»Was für ein Verlust!«, meinte Anita kopfschüttelnd.
»Das können Sie laut sagen. Mister John, der Gatte von General Mercurys einziger Tochter, versuchte alles, um es zu verhindern. Er wandte sich an die besten Londoner Anwälte und bot sogar an, das Haus selbst leer zu räumen und dem General denselben Preis wie Homer zu zahlen, doch der alte Herr wollte davon nichts wissen. Er wollte ihn ein für alle Mal aus den Familienangelegenheiten ausschlieÃen. Ein eigentlich nicht nachzuvollziehendes Verhalten, selbst wenn man berücksichtigt, dass er unter dem Verlust seiner Tochter sehr gelitten hat. Und auch wenn manche munkeln, dass er die Ratschläge einer alten Frau befolgte, die eine schlimme Hexe gewesen sein soll ⦠Ich denke, es war so, weil er ein alter Soldat war. Er war ein General, und wenn ein solcher General einmal eine Entscheidung trifft, dann bleibt es auch dabei. Und dann spielt es keine Rolle mehr, welche Verluste das nach sich zieht.«
»Und sie haben wirklich alles mitgenommen?«
»Alles«, bestätigte Pirès mit einem leisen Zittern in der Stimme.
»Und was haben sie damit gemacht? Kann man die Dinge aus dem alten Klub noch irgendwo besichtigen?«
Das leise, glucksende Lachen, in das der Butler daraufhin ausbrach, wurde von einem weiteren schrillen Schrei von Viviana Voynich übertönt. »Es ist unverschämt!«, kreischte sie.
Die beiden achteten nicht weiter darauf und der Butler fuhr fort: »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Miss, so glaube ich, dass ein guter Teil des Vermögens der Firma Homer & Homer aus dem Verkauf dieser Dinge stammt. Der alte Mister Homer war ein gewiefter Geschäftsmann, und das ist auch der junge Homer, der später die Firma übernahm.«
Pirès seufzte. »Im Ãbrigen sind die Zeiten der kultivierten Menschen wie dem Ehepaar Moore leider vorbei. Ich hatte immer gehofft, eine neue Generation anständiger, intelligenter junger Leute würde das Haus zurückkaufen ⦠Aber dann habe ich erfahren, dass der letzte der Moores keine Kinder hatte und vor Kurzem in seinem Haus am Meer verstarb. Und da habe ich begriffen, dass meine Hoffnung nur ein Wunschtraum eines alten Butlers war. Ich habe mein ganzes Leben lang den Besitzern dieses Hauses gedient, aber diese Besitzer haben sich verändert. Und mein Dienst hier macht mir nicht mehr viel Freude.«
Pirès sah ziemlich deprimiert aus, als er das sagte. Anita glaubte zu ahnen, was er meinte, und wollte ihm etwas Hoffnung machen. »Vielleicht ist Ihr Traum ja gar nicht so verrückt. Vielleicht lebt ja noch irgendwo ein Nachkomme der Moores, der das Haus zurückkaufen könnte.«
»Meinen Sie wirklich?«
»Ja, wirklich. Sie werden sehen: Irgendwie wird alles wieder in Ordnung kommen.«
»Ja, und vielleicht könnte ich auch wieder jünger werden«, erwiderte der Butler in scherzhaftem Ton. Und wischte mit einer automatischen Handbewegung die Spinnweben von einer Statue.
»Sie lieben dieses Haus sehr, nicht wahr?«, fragte Anita, der die Geste nicht entgangen war.
Pirès lächelte. »Ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne es seit über fünfzig Jahren und ⦠es hat mich nie im Stich gelassen. Es ist eher so, dass es mich schmerzt, nichts für das Haus tun zu können. Es bricht mir das Herz, es in diesem Zustand zu sehen. Früher war hier alles anders.«
»Ich hätte gerne gewusst, wie das Haus damals ausgesehen hat«, meinte das Mädchen.
Pirès lehnte sich an den Ziehbrunnen, bei dem sie mittlerweile angelangt waren. Er schaute sich um und sagte dann mit einem eigenartigen Glitzern in den Augen: »Wenn Sie mir versprechen, es niemandem zu sagen, Miss, dann werde ich Ihnen etwas anvertrauen.«
»Ich verspreche es
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