Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5
zurücklassen! Warten Sie!«
Kapitel 16
Erinnerungen an die Vergangenheit
»Es ist wirklich jammerschade, dass eine derart alte Familie wie die der Moores auf diese Weise ausgestorben ist«, sagte Pirès, während sie eine steile Wendeltreppe hinabstiegen, die in den Keller des Hauses in der Frognal Lane führte. »Annabelles Tod war eine entsetzliche Tragödie. Wenn sie länger gelebt hätte, wäre vieles nicht passiert. Aber es ist sinnlos, der Vergangenheit nachzutrauern.«
Anita lächelte. Sie hatte Pirès von den neuen Bewohnern der Villa Argo erzählt, von Julias und Jasons Begeisterung für die erträumten Orte und von Ulysses Moores Romanen, die kurz vor seinem Tod einem Verlag zugespielt worden waren.
Pirès hatte sich vorgenommen, so bald wie möglich in den Buchgeschäften danach zu suchen.
Der Butler hatte eine Reihe von Türen geöffnet und wieder verschlossen, immer eine schwerer und beeindruckender als die andere, und hatte das Mädchen durch einen wahren Irrgarten von Gängen geführt, die mindestens einige Jahrzehnte alt waren.
Als sie gerade einen stockfinsteren Raum durchquerten, fragte sich Anita, ob es klug gewesen war, ihm hier herunter zu folgen. Und ob ihr Gefühl, dass sie ihm vertrauen konnte, nicht eine Täuschung gewesen war.
Plötzlich erschrak sie: Ein Wassertropfen war auf ihre Nase gefallen. Sie schaute nach oben und stellte fest, dass sie sich unter dem Ziehbrunnen des Gartens befanden.
»In dem Haus eines Generals«, erklärte Pirès, »gibt es immer mindestens einen Notausgang. Nur noch einen Augenblick, Miss, wir sind gleich da.«
Er wählte einen Schlüssel von seinem Bund, schloss damit eine Stahltür auf und tastete nach einem Lichtschalter. Dann ging er beiseite, um Anita eintreten zu lassen.
Das Mädchen fand sich in einem kleinen, achteckigen Raum wieder, der entfernt an eine Kapelle erinnerte. Die Reste eines Freskos an der Decke lieÃen einen Sternenhimmel erkennen. An den Wänden waren weitere Sterne und Planeten abgebildet. Sie dachte, dass es sich um den Andachtsraum eines religiösen oder ritterlichen Ordens handeln könnte. Ein geheimes Zimmer, wie es sie in den Kellergewölben alter Städte häufig gibt.
»Mein kleines Antiquitätenlager«, gestand Pirès mit einem bitteren Lächeln.
In dem Raum hatte er Kleidungsstücke, Schuhe, Weinflaschen, Schachteln und andere Dinge aufgestapelt. Auch ein Fahrrad stand darin. Es waren alles Sachen, die er aus dem Müll gerettet und sorgsam aufbewahrt hatte.
»Geben Sie acht!«, sagte er und trat mit den FüÃen ein paar Male fest auf. »Hier in der Mitte ist der FuÃboden aus Eisen. Ab und zu vibriert er.«
Anita runzelte die Stirn. Das Zimmer war wirklich nicht sehr groÃ. Oben verliefen von seinen acht Ecken Holzleisten zur Deckenmitte, was die Ãhnlichkeit mit einer gotischen Kapelle unterstrich. An jeder Wand stand ein in Stein gehauener Sessel. Und in die Rückenlehne jedes dieser Steinsessel war eine Inschrift gemeiÃelt. Die Namen der Planeten, wie Anita feststellte.
Der Butler suchte zwischen den Schachteln herum und zog schlieÃlich zwei heraus. »Das ist alles, was ich retten konnte«, sagte er.
Er holte etwas mechanisch Aussehendes aus Holz sowie ein Puzzle, eine Kristallkugel, ein Dutzend bizarrer Amulette und ein altes Fotoalbum hervor, in dem Anita sogleich mit zitternden Händen zu blättern begann. Die Fotos waren alle hier aufgenommen worden, im Garten und in den Räumen im ersten Stock. Sie erkannte sofort Ulysses Moores GroÃvater wieder. Ein Bild zeigte ihn allein, auf dem anderen stand er neben einer sehr alten Frau, die mit ihren vorstehenden Augen ein bisschen wie ein Salamander aussah.
Die übrigen waren Aufnahmen von Herren in Leinenanzügen und Panamahüten und Damen mit riesigen Hutkreationen. Es gab auch welche von Sportlern der vorletzten Jahrhundertwende in lächerlich aussehenden Turnhemdchen und ein Foto von Männern, die sich an einem HeiÃluftballon zu schaffen machten. Es gab Aufnahmen von Piloten und Motorrädern aus jener Zeit. Anita ging die Fotos rasch durch, hoffte aber, sie später einmal in Ruhe anschauen zu dürfen. Die Bilder auf den vordersten Albumseiten waren die ältesten und somit am stärksten ausgebleicht. Mithilfe der Bildunterschriften identifizierte Anita einen am Billardtisch der Traumreisenden
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