Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5
ab, in der es darum geht, die realen Grenzen des erträumten Landes Yoknapatawpha* festzulegen. Sie sind schon seit Stunden dabei, irgendwann habe ich mich einfach rausgeschlichen ⦠Sie sollten das Amt für Verschwundene Personen aufsuchen«, fuhr der Mann fort.
Aus einer Tasche holte er eine Spule mit blauem Faden hervor und lieà sie zu Boden fallen. Er betrachtete sie einige Sekunden lang und hob sie wieder auf. Dann zeigte er auf einen Gang und erklärte: »Sie müssen in diese Richtung gehen. Die erste Tür links, danach immer geradeaus ⦠Dann die erste, zweite ⦠nein, die dritte Tür rechts, hinter dem Amt für Verschwundene Tiere und dem Amt für Verschwundene Gegenstände. Und dann stehen Sie genau vor dem Amt für Verschwundene Orte. Sie können es gar nicht verfehlen!«
Nestor legte zum Zeichen des Danks die Hand an die Stirn und der Herr setzte seinen Weg fort.
»Na, was hatte ich dir gesagt?«, fragte Nestor den kleinen Flint. »Genau in die Richtung.«
* Ein von dem Schriftsteller William Faulkner (Gewinner des Literatur-Nobelpreises 1949) erdachtes Land, in dem er einen GroÃteil seiner Romane spielen lässt.
Kapitel 24
Geheime Notizen
In der Wohnung über der Bahnhofshalle von Kilmore Cove starrten drei Augenpaare Pater Phoenix an.
»Als ich diesen Keller sah«, erzählte er gerade, »wurde mir klar, dass Doktor Bowen tatsächlich von euren Reisen und den Türen zur Zeit besessen war. Er hat eine unglaubliche Zahl von Beweisen und Informationen zusammengetragen.«
»Jetzt spann uns doch nicht so auf die Folter, Phoenix«, warf Black ein. »Sag schon, was steht da drauf?«
»Ja, gut, wie ihr wollt«, erwiderte der Pfarrer ernst. »Es sind eigentlich kaum mehr als Notizen, aber es geht darin um einen Gegenstand, der Ulyssesâ Vater gehörte.«
»John Joyce Moore?«, fragten Jason und Julia gleichzeitig.
»Genau. Und davor gehörte er der Frau, die Nestor aufzog.«
»Der Frau, die ⦠was?«, fragte Black erstaunt.
»Es ist eine lange Geschichte«, sagte Pater Phoenix und holte tief Luft. »Ihr müsst wissen, dass Ulyssesâ Vater ein Künstler und Träumer war und als solcher völlig unfähig, allein zu leben. Er konnte weder kochen, noch hatte er die leiseste Ahnung davon, wie ein Haushalt zu führen sei. Er verbrachte seine gesamte Zeit in der Bibliothek der Traumreisenden. Und als Annabelle, seine Frau, bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes starb, stand er auf einmal allein mit einem Baby da. Für einen Mann ist es ohnehin schwierig, ein Kind ohne seine Mutter aufzuziehen. Aber für jemanden wie J. J. war es noch viel schwieriger: Er musste alles lernen, und das auch noch sehr schnell. AuÃerdem hatte er zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, mit seinen Anwälten gegen den General vorzugehen. Denn Mercury Malcolm Moore hätte lieber den gesamten Familienbesitz verbrannt, als ihn seinem Schwiegersohn zu vererben. SchlieÃlich gelangte J. J. in den Besitz der Villa Argo, verlor dafür aber das Haus in London mitsamt der gesamten Einrichtung.«
»Na ja, das wissen wir ja alles schon«, unterbrach ihn Black. »Komm jetzt mal zum Wesentlichen. Wer war diese Frau, die den kleinen Ulysses groÃzog?«
»Ihr Name war Elisabeth Kapler. Eine sehr schöne, intelligente und faszinierende Frau, die sofort nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 von Deutschland nach England ausgewandert war. Sie war eine Kriegswaise und unverheiratet, und als sie nach England kam, suchte sie Arbeit. Ulyssesâ Vater seinerseits brauchte jemanden, der sich um sein Kind kümmerte ⦠So kam es, dass Elisabeth schlieÃlich zu Ulyssesâ Kindermädchen wurde. Sie zog zuerst in das Londoner Haus der Moores und dann hierher, in ein Haus, das eigens für sie gebaut wurde und jetzt âºdas Gärtnerhausâ¹ heiÃt.«
Black Vulcano schüttelte den Kopf. »Donnerwetter«, sagte er. »Jetzt erst erinnere ich mich an sie. Eine sehr groÃe, sehr energische Frau ⦠Aber ja! In dem Sommer, in dem wir Ulysses kennenlernten, war sie in der Villa Argo ⦠und bewirtete uns mit Kakao und Kuchen! Als Kind hatte ich sie immer für seine Mutter gehalten, aber natürlich konnte sie das gar nicht sein!«
»Ja«, meinte Jason. »Seine Mutter war da ja schon eine ganze Weile tot.«
»Wie alt wart ihr da eigentlich?«, wollte
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