Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
von einem Tag zum anderen unsere Welt in Trümmer gelegt. Du hast mich weggeworfen wie einen ausgelatschten Schuh, weil du meintest, etwas Besseres gefunden zu haben. Hast du dir einmal überlegt, wie es mir dabei ging? Was du in mir angerichtet hast?«
    »Ich habe mehrfach gesagt, daß es mir leid tut. Ich weiß, daß ich dich sehr verletzt habe.«
    »Verletzt!«

    Sie wunderte sich, daß sie nicht weinte. Es war eine Situation, in der Losheulen fast obligatorisch war. Aber sie heulte nicht. Ihre Stimme hatte den schrillen Klang verloren. Sie war jetzt kalt und klar wie Eis.
    »Du hast mein Selbstwertgefühl in Scherben geworfen. Du hast alle Werte zerstört, an die ich geglaubt habe. Du hast etwas getötet in mir, das nie wieder zum Leben zu erwecken sein wird. Und mit all dem hast du mich zu einer leichten Beute für einen Typen wie Jablonski gemacht. Du wußtest, daß ich völlig verstört war wegen Eva Fabianis Selbstmord. Du hast mich in einem Moment meines Lebens verlassen, in dem ich dich wirklich gebraucht hätte. Du hast mich so locker abserviert, als sei ich nur eine Zufallsbekanntschaft von dir gewesen. Und erzähle mir nicht, auf der anderen Seite habe die große Liebe deines Lebens gewartet. Denn das sieht man ja jetzt! Du hast von ihr ja auch schon wieder genug. Sie diente offenbar nur als warme Dusche für dein Ego. Und dafür, für einen lächerlichen, kindischen, idiotischen Beweis deiner Super – Männlichkeit mußtest du alles zerstören. Alles!«
    »Über all das können wir reden, Leona.« Sein Zorn war schon wieder verschwunden, er wollte beruhigen und ausgleichen. »Über all das müssen wir auch reden, das ist mir klar. Aber zuerst müssen wir diese Geschichte hier durchstehen. Wir haben es mit einem wirklich gefährlichen Geisteskranken zu tun.«
    » Ich «, sagte Leona, » ich muß diese Geschichte durchstehen. «
    Er sah jetzt wieder so besorgt aus, als habe er ein kleines, unvernünftiges Kind vor sich, dem ein leichtfertiger Plan ausgeredet werden mußte.
    »Das schaffst du nicht allein. Und ich lasse das auch nicht zu. Nachher, wenn alles vorbei ist, kannst du mich
meinetwegen zum Teufel jagen. Aber vorher wirst du mich nicht los.«
    »Ich war dich doch schon los. Du brauchst jetzt nicht herzukommen, den Wohltäter spielen und mich beschützen. «
    »Ich habe mich wieder mit dir getroffen, bevor sich die Ereignisse überschlugen, vergiß das nicht. Und ich bin hier weder als Wohltäter noch als Beschützer. Wir sind beide in einer brenzligen Lage, und ich denke, wir haben die besseren Karten, wenn wir zusammenhalten.«
    »Deine Lage ist nur brenzlig, solange du in meiner Nähe bist. Du bist sofort aus dem Schneider, wenn du dich abseilst. «
    Er seufzte tief, sie konnte seine Angst spüren, daß sie darauf beharren würde, allein gelassen zu werden.
    »Du solltest jemanden bei dir haben«, meinte er schließlich. »Wenn nicht mich, dann jemand anderen. Jablonski ist weit gefährlicher, als wir je angenommen haben. Du bist ihm nicht gewachsen, Leona. Einem Irren ist niemand gewachsen, weil er sich nicht im mindesten berechnen läßt.«
    Sie wußte, daß er recht hatte, und auf einmal hatte sie nicht mehr die Kraft und nicht mehr den Wunsch, zu streiten, zu debattieren, ihn von sich zu weisen.
    »Tu, was du für richtig hältst«, sagte sie müde.
    Wolfgang mühte sich um ein aufmunterndes Lächeln, das etwas schief ausfiel.
    »Wir werden heil aus der Sache herauskommen. Hier«, er reichte ihr erneut das Glas, »willst du das jetzt? Oder mich lieber wieder ohrfeigen?«
    »Tut mir leid, daß das passiert ist.« Sie nahm das Glas. Der Schnaps zog seine glühende Spur durch ihren Mund die Kehle hinunter. »Tut mir ehrlich leid.«

    »Schon gut.«
    Sehr sachlich fragte sie: »Wie geht es nun weiter? Hat Weissenburger etwas gesagt?«
    Wolfgang registrierte ihre gefaßte Sachlichkeit mit Erleichterung. »Weissenburger ist ziemlich ins Rotieren geraten. Das ganze ist jetzt ein Fall von Mord geworden und von versuchtem Totschlag, was Paul angeht, und er muß sich von seiner Einbrecher-Theorie verabschieden. Ich hatte den Eindruck, ihm ist das alles etwas peinlich, weil er dich ja immer wie eine Hysterikerin behandelt hat, wenn du von Jablonski als dem Täter anfingst.«
    »Es sollte ihm auch peinlich sein«, sagte Leona, »hoffentlich schämt er sich in Grund und Boden.«
    Wolfgang fuhr fort: »Gegen Jablonski ist Haftbefehl erlassen. Es läuft eine Fahndung nach ihm.«
    Leona leerte ihr

Weitere Kostenlose Bücher