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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Gesichtsausdruck veränderte sich, kaum daß er Leona sah.
    Er stand auf.
    »Mein Gott«, sagte er, »ich dachte, Sie kommen überhaupt nicht mehr!«
    »Bernhard!« rief Leona perplex.
    »Tut mir leid, daß ich hier so unangemeldet auftauche.« Er sah keineswegs aus, als tue es ihm wirklich leid. »Vermutlich nützt es nichts, wenn ich behauptete, ich sei zufällig in der Gegend gewesen!«
    »Ich hätte gewisse Schwierigkeiten, das zu glauben.« Leona lächelte. »Wie lange sitzen Sie denn schon hier?«

    »Zwei Stunden vielleicht. Allmählich war ich schon überzeugt, Sie hätten das Versteck gewechselt. Ich war völlig frustriert.«
    Sie ging an ihm vorbei, die Stufen hinauf, und schloß die Tür auf.
    »Möchten Sie etwas trinken? Sie müssen halb verdurstet sein. Heute ist ein unheimlich heißer Tag!«
    Er nickte und betrachtete ihren Korb, in dem zuoberst der nasse Badeanzug lag.
    »Waren Sie schwimmen?«
    »Hier ist ein kleiner Weiher in der Nähe. Es war herrlich. «
    »Ich glaube, mir wäre das noch zu kalt.«
    Er folgte ihr ins Haus, sah sich interessiert um.
    »Ein hübscher Flecken Erde. Natürlich eine Gegend, in die man nie kommt. Wie sind Sie denn, um alles in der Welt, an dieses Versteck gelangt?«
    Sie nahm Orangensaft aus dem Kühlschrank, gab Eiswürfel in ein Glas.
    »Es gehörte unserer alten Haushälterin. Sie hat meine und Olivias Kindheit begleitet, und zu einem Teil sogar noch die von Carolin. Oft fuhr sie mit uns übers Wochenende hierher. Wir fanden es immer wunderbar. Ich glaube, wir sind ihr ganz schön auf der Nase herumgetanzt, aber sie liebte uns. Sie hatte niemanden auf der Welt.« Sie reichte Bernhard das Glas. »Als sie starb, hat sie Olivia das Häuschen vererbt. Meine älteste Schwester, wissen Sie? Sie war immer ihr besonderer Liebling. Na ja … nur, daß Olivia hier nie herkommt, weil sie … nun, es gibt ein paar riesige Probleme in ihrem Leben.«
    Durstig trank Bernhard das halbe Glas leer.
    »Sie gehören zu einer komplizierten Familie, glaube ich«, meinte er dann.

    Leona nickte. »Das kann man wohl sagen. Kommen Sie, wir setzen uns noch ein bißchen auf die Veranda!«
    Als sie draußen saßen, fragte sie: »Müssen Sie nicht arbeiten? An einem gewöhnlichen Donnerstag?«
    »Eigentlich schon. Ich habe mir freigenommen. Wegen eines wichtigen familiären Ereignisses – offiziell.«
    »Und inoffiziell …«
    »Ich wollte dich sehen«, sagte er einfach und wechselte ohne Aufhebens vom Sie zum Du .
    »Sie hätten bis zum Wochenende warten können.«
    »Ich mochte nicht warten. Außerdem wäre am Ende dein Mann dagewesen, um dir Gesellschaft zu leisten.«
    »Sie hätten anrufen können.«
    »Ich weiß.«
    Er sah an ihr vorbei in den Garten, in die einfallende Dämmerung hinein.
    »Ich mochte nicht anrufen. Ich fürchtete, du würdest mich bitten, nicht zu kommen, und dann hätte ich es natürlich auch nicht tun können.«
    »Ich hatte Sie ja schon mal gebeten …«
    »… herzukommen? Das war in einem Moment der Verzweiflung , Leona, das habe ich durchaus gemerkt. Du hast es schnell genug rückgängig gemacht und dich dann nur noch einmal gemeldet. Du hattest deine Krise überwunden, und eine Krise wäre der einzige Grund für dich gewesen, mich sehen zu wollen.«
    »Ganz so ist es nicht«, entgegnete Leona unbehaglich, aber sie wußte, er hatte die Angelegenheit recht genau erfaßt.
    Er lächelte. Er wußte es auch.
    »Hängt es mit deinem Mann zusammen?« fragte er.
    »Was?«
    »Daß du dich so unbehaglich hier mit mir fühlst.«

    »Ich fühle mich nicht unbehaglich.«
    »Dann gib endlich das alberne Sie auf.«
    »Okay. Damit habe ich kein Problem.«
    Er lächelte erneut, dann wechselte er abrupt das Thema.
    »Du hast Robert nie von der Existenz dieses Hauses erzählt? «
    »Nie. Ich habe natürlich mein Gedächtnis wie wild durchforstet, aber ich bin absolut überzeugt, ich habe das Haus nie erwähnt. Es spielt ja auch überhaupt keine Rolle in meinem Leben. Ich glaube, mit achtzehn oder neunzehn Jahren war ich zum letzten Mal hier. Von Frankfurt fährt man doch ein ganzes Stück.«
    »Ich weiß«, seufzte Bernhard, »ich dachte, ich komme nie mehr an. Das ist ja tiefstes Oberhessen hier. Die ehemalige Zonengrenze ist ziemlich in der Nähe, nicht?«
    »Eine halbe Stunde von hier etwa.«
    »Bist du mit dem Auto gekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre zu gefährlich gewesen. Ich bin morgens zu Fuß zum Verlag gegangen, bin dann mittags zu einer Zeit, zu der ich

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