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Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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festgehalten, in der Hoffnung, dass sie mit ihren Beinen in die richtige Richtung schwammen.
    Dann war der Wellengang stärker geworden. Sie hörte noch das Rufen des Mannes, der wie sie um sein Leben schwamm, als sie die Wellen gegen etwas Hartes warf und das Fass mit einem hässlichen Krachen zerbrach.
    „Ruhig, du hast viel Wasser geschluckt. Geh es langsam an.“ Die männliche Stimme versetzte Kira augenblicklich in Alarmbereitschaft. Sie gehörte nicht dem Mann, mit dem sie durch die Nacht um ihr Leben geschwommenwar und sie konnte sie niemandem zuordnen, den sie kannte. Instinktiv nahm sie einen tiefen Atemzug, dann rollte sie sich rückwärts in einer geschmeidigen Bewegung auf ihre Beine und verharrte in einer tausendfach einstudierten Kampfposition, während sie nun erstmals ihre Umgebung genauer studierte. Sie stand auf einem Felsen, hinter ihr schlug die Brandung in Wellen gegen die Küste. Der dicke Mann lag wenige Meter neben ihr und atmete ruhig, offenbar hatte er es genau wie sie lebend überstanden. Vor ihr aber sah sie zwei Silhouetten gegen die aufgehende Morgensonne, von denen sie eine schnell als Kamel identifizierte. Die zweite Gestalt jedoch war ein Mann, der sie ruhig und abwartend ansah. Er trug graue Kleidung, die ihn unauffällig wirken ließ, wäre da nicht seine Haltung und Körpersprache, die Kira augenblicklich sagte, dass sie es mit einem erfahrenen Kämpfer zu tun hatte. Neben einer kunstvoll verzierten Panflöte an seinem Gürtel trug er als einzige Waffe ein großes Zweihandschwert auf den Rücken geschnallt, machte jedoch keine Anstalten, die Waffe zu ziehen.
    „Deinem Begleiter geht es gut, er schlief ein, nachdem er das Wasser aus seinen Lungen gelassen hatte. Du solltest dich auch etwas ausruhen, du bist heute knapp am Tod vorbei geritten.“ Unsicher sah Kira an sich herab. Sie gab einen fürchterlichen Anblick, ausgehungert und blutüberströmt, gekleidet in schmutzige, zerrissene Leinenkleider, die ihr lose vom Körper hingen. Ihr langes schwarzes Haar hing teils abgerissen in Strähnen in ihr Gesicht, während ihre zitternden Knie sie kaum auf den Beinen halten konnten.
    „Wie lange liegen wir hier schon?“ Kira hatte von der Sklavenstadt Sarradazin gehört, die etwas südlich an der Küste Alterras lag und hatte nicht vor, dort als Minenarbeiterin oder Hure verkauft zu werden. „Ich sah, wie ihr mit eurem Fass an den Felsen zerschellt seidund habe euch aus dem Wasser gezogen. Es ist nicht meine Absicht, euch zu schaden, ihr müsst euch nicht fürchten.“ Seine Stimme war ruhig, beinahe emotionslos, es war nicht die Stimme eines Mannes, der selbstlos Ertrinkende aus dem Wasser zog. Konzentriert darauf, ihre Kampfposition zu halten, stellte sie sich dem großgewachsenen Krieger entgegen. „Ich fürchte mich nicht. Aber ich werde mich auch nicht kampflos ergeben.“
    Mit ernstem Gesicht kam der Mann einen Schritt näher. „Aus irgendeinem Grund hat das Schicksal unsere Wege gekreuzt, Geschenk des Meeres. Wir müssen nicht kämpfen, aber du solltest dich wirklich ausruhen.“ Verdutzt sah Kira ihrem Gegenüber ins Gesicht, seine Augen waren klar und wachsam ohne Anzeichen von Wahnsinn. „ Geschenk des Meeres? Was soll das heißen? “ Kira spürte, dass ihr die Zeit davonlief, ihr Stand wurde zunehmend schwächer und ihr Blick vernebelter, sie war der Ohnmacht nahe.
    Ohne weiteres Nachdenken griff Kira instinktiv an, sie hatte nicht vor, vor den Füßen eines Fremden ohnmächtig zu werden, der sie als Geschenk betrachtete. Trotz ihres geschwächten Zustandes führte sie ihren Angriff schnell und präzise aus, darauf angelegt ihren Gegenüber durch einen Tritt zum Kinn zu Boden zu schicken. Doch ihr Fuß trat ins Leere, mit einer geschickten Bewegung hatte der Mann in Grau sich zur Seite bewegt und war so ihrem Angriff ausgewichen. „ Er ist schnell, sehr schnell. “ Kiras Instinkt hatte sie nicht betrogen, sie hatte beim ersten Anblick des Fremden gespürt, dass sie einen Kämpfer vor sich hatte. Seine Bewegungen waren anders wie die, die sie in der weißen Blume gelernt hatte, und doch geschmeidig und effektiv. Adrenalin durchströmte nun ihren Körper und gab ihr neue Kraft, ohne zu zögern startete sie weitere Angriffe.
    Scheinbar mühelos wich der Fremde ihren Angriffen aus, ohne dabei einen Laut von sich zu geben. Fasziniert sah sie ihn Kampfformen durchlaufen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, weder bei Nakang noch bei ihrem alten Meister Yi. „ Wer ist er

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