Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

hatte. Kira hatte entgegen den Anweisungen der alten Runeleserin darauf bestanden, als Leibwächterin bei Herm zu bleiben, doch genauso gut hätte sie versuchen können, einen Berg mit ihren bloßen Händen anzuheben. Ihre Diskussion war kurz und heftig gewesen, dann war Kira schließlich wütend davon gestapft und hatte Herm alleine bei Marla gelassen. „ Wenn ich doch nur Marlas Überzeugungskraft hätte, dann wäre mein Leben mit Kira einfacher. “ Das ungeduldige Aufstampfenvon Marlas Runenstock brachte Herm wieder in die Gegenwart zurück, ein Blick zum Himmel zeigte ihm die vier Monde, so wie er sie in jeder Nacht sehen konnte. „Sagt mir, wie viele Monde seht ihr, Marla?“ Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn direkt an. „Drei.“ Ihre Antwort kam kurz und trocken aus ihrem Mund, doch ihr Blick zeigte ihm, dass sie bereits etwas ahnte. Ohne weiter zu zögern sagte Herm laut, was er am Nachthimmel sah.
    „Jesah zur linken, beinahe halb voll. Daneben Jatul, auf abnehmender kleiner Sichel. Dann Zonah, beinahe voll und rot. Und etwas unterhalb von Zonah...ein fast voller schwarzer Mond, dessen Namen ich nicht kenne.“ Schweigend sah ihn die Runenleserin für einen Moment an, dann streckte sie plötzlich ihre Arme von sich und atmete tief ein. Herm konnte augenblicklich spüren, wie die alte Frau von magischer Energie durchflossen wurde. Ohne nachzudenken griff er selbst nach der Energie seines Mondes und begann sofort, eine Verteidigungsbarriere um sich zu errichten. Gerade, als der schwarze Schild stand, kam Marlas Angriff, ein Strahl roten Feuers traf auf ihn und hüllte ihn in heiße Flammen. Die Energie des Feuers zehrte an seinem Schild und Herm konnte spüren, wie seine Verteidigung schwächer wurde und an seinen Kräften zehrte, sie würde nicht lange halten.
    „ Ich brauche mehr Energie. “ Instinktiv sah Herm zum Himmel und konzentrierte sich auf den schwarzen Mond, der noch immer klar sichtbar für ihn beinahe voll am Nachthimmel stand. Wellen von Energie flossen durch seinen Körper und wurden direkt in seinen Schild geleitet, der nun wieder in starkem Schwarz erstrahlte. „ Warum will sie mich töten? Kira. “ Der Gedanke an seine Weggefährtin ließ sein Blut noch schneller pulsieren. Wenn Marla ihn töten wollte, würde sie auch Kira nicht leben lassen, er musste etwas tun.
    „ Ich muss in die Offensive. “ Darauf achtend, dass weiter Energie in seinen Schild floss, streckte er seinen rechten Arm aus und richtete ihn auf Marla, die weiterhin scheinbar ohne jede Anstrengung den Feuerstrahl aufrecht erhielt, der ihn umhüllte. Dann lenkte er einen Teil der Energie in seinen ausgestreckten Arm und griff an. In Sekundenbruchteilen wurde seine Hand zu einer riesigen schattenhaften Kralle, die blitzartig hervor schoss und Marla umklammerte. Kaum hatte er körperlichen Kontakt zu der alten Magierin, versuchte er, Energie von ihr zu ihm zu übertragen, wie er es damals bei Kira gemacht hatte.
    Das überraschte Zucken in Marlas Körper zeigte Herm, dass sein Angriff Wirkung zeigte, für einen kurzen Moment konnte er spüren, wie ihr Feuerstrahl an Kraft verlor. Doch es blieb bei dem kurzen Moment, dann übernahm Marla wieder die Kontrolle. Sein Versuch, ihr Energie zu entziehen stieß auf einen unüberwindlichen Schild, schließlich sendete sie eine Energiewelle von ihrem Körper aus, die seine Schattenfaust mit einem Schlag zerbröseln ließ. Schmerz durchflutete seinen Körper, als sein Angriffszauber versagte und er konnte spüren, wie seine Verteidigungsbarriere langsam aber sicher in sich zusammenfiel, sein Tod war nur noch eine Frage von Minuten. Ein Zweiter roter Strahl ging von Marla aus und traf auf Herm, dieser aber bestand nicht aus heißem Feuer, stattdessen begann er ihn einzuhüllen in eine rote Kugel, die sich langsam um Herm schloss. Fasziniert spürte er, wie seine Kräfte schwächer wurden, während er von der roten Energie umhüllt wurde. Dann schloss sich der letzte freie Platz und der Ball verhüllte ihn vollständig. In demselben Augenblick versiegte seine Energie, als hätte man ihn von seinem Mond abgeschnitten, es war vorbei.
    Verdutzt stand er vor Marla, hilflos und ohne Energie. „ Wieso tötet sie mich nicht? “ Sie hatte den Feuerstrahlgestoppt, genau in dem Moment, in dem sie ihre Abschirmung um ihn vollendet und ihn seiner Kraft beraubt hatte. Dann war die Abschirmung plötzlich verschwunden und er stand verwirrt vor der alten Runenleserin, die ihn auf ihren