Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
das für ein Unsinn hier? Reicht es euch nicht, euch gegenseitig zu bekriegen, müsst ihr nun auch noch die Waffen gegen eure eigenen Gäste erheben?“ Fasziniert blickte Herm wie auch die anderen Anwesenden auf den Zelteingang, wo wie aus dem Nichts eine unglaublich alte Frau stand, die sich in gebückter Haltung auf ihren knorrigen alten Stock stützte. Trotz ihres Alters und ihrer zerbrechlich wirkenden Gestalt strahlte die kleine bucklige Frau eine nicht fassbare Aura von Kraft und Autorität aus.
Mit Bewunderung sah Herm, wie sich Teschokk furchtlos vor der alten Frau aufbaute und ihrem durchdringenden Blick stand hielt. „Dies ist mein Zelt, Marla. Hier gilt mein Wort und nicht das des Rats der Neun.“ Es war offensichtlich, dass dies nicht der erste Konflikt zwischen dem Klanlord und der alten Runenleserin war. „Ach wirklich? Ist es nicht so, dass der junge Mann hier ein Magier ist, der herkam um sich den Prüfungen zu unterziehen, so wie alle Anwärter? Ist es nicht so, dass er mit Hilfe seiner Kräfte einen großen Wyrm getötet und deinen Bruder gerettet hat? Und ist es nicht so, dass alle Anwärter, gleich welchen Klans, mir unterstehen? Oder sind dir letzte Nacht unsere Vorfahren erschienen und erklärten unsere geehrten Traditionen für ungültig, Teschokk?“ Marlas Worte trafen den mächtigen Klanlord wie Axthiebe und mit jedem Satz schien er kleiner und schwächer zu werden, bis er schließlich einen vollen Schritt vor ihr zurückwich.
Gerade wollte Herm aufatmen, als Mennon sich neben seinen Bruder stellte. „Der Kaldarrische Hund kannkein Runenleser werden, er gehört keinem der Klans an. Er ist ein Fremder.“ Mit eisigem Blick starrte er auf Herm und Kira, es war klar dass sie sich heute einen mächtigen Feind gemacht hatten.
„Ich habe ihm die Mitgliedschaft in meinem Klan angeboten. Herm Wyrmtöter hat mein Leben und das meiner Krieger gerettet, er ist ein Mitglied der Kormu wenn er es will.“ Überrascht sah Herm zu Tyr, der nun das Wort ergriffen hatte. Er musste nicht lange überlegen, es gab nur eine Antwort. „Ich akzeptiere den Klan der Kormu als meine Familie und Tyr als meinen Klanführer. Meine Gefährtin und ich werden ein Teil des Klans und schwören ihm Treue bis zum Tod.“
Herm wusste nicht, ob seine Worte dem entsprachen, was in dieser Situation erwartet wurde, doch offensichtlich waren sie gut gewählt. Wortlos stellte sich Tyr vor ihn und legte ihm seine Hände auf die Schultern. „Hiermit akzeptiere ich Herm Wyrmtöter als Mitglied im Klan der Kormu. Er und seine Familie sind nun meine Familie und sollen bei allen Feuern der Ygmaren willkommen sein.“
Mit einem Schlag entspannte sich die Situation im Zelt. Die Wachen steckten ihre Äxte wieder weg und Teschokk ging zurück zu seinem Thron. Karmain stellte den Tisch wieder auf und auch Mennon ging schließlich wieder an seinen Platz, wenn auch sein Blick ein klares Versprechen an Herm und Kira gab, dass die Angelegenheit noch nicht erledigt war. „So sei es also. Herm Wyrmtöter und seine…Leibwächterin...sind mir im Jagdklan meines Bruders willkommen. Du kannst ihn jetzt haben, Marla.“ Mit einer Handbewegung gab Teschokk zu verstehen, dass sie gehen konnten.
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„ Wie konnte es nur so falsch laufen? “ Frustriert saß Herm in einem abgetrennten Bereich des Ratszeltes der Neun, der für die Sprecherin reserviert war und sank unter den bestimmenden Worten der alten Runenleserin Marla zusammen. „Mit mir reden? Pah! Du bist jetzt ein Anwärter und wirst tun, was immer ich verlange. Falls du die Prüfungen überlebst, können wir reden. Vielleicht.“
Er hatte versucht, der alten Frau zu erklären, dass er dem Eintritt in Tyrs Klan und seiner Anwärterschaft als Runenleser nur zugestimmt hatte, um ein Blutvergießen im Zelt des Klanlords zu vermeiden, doch die alte Frau war störrisch wie ein Pak-Mah und taub für alle seine Argumente. Stattdessen hatte sie ihm klar zu verstehen gegeben, dass sie ihn nun als Anwärter sah und behandeln würde wie jeden anderen auch. „Gut, jetzt wo das geklärt ist sage mir, welcher Mond gibt dir deine Kraft?“
Geschlagen seufzte Herm kurz auf, erhob sich von seinem fellbesetzten Stuhl, auf dem Marla ihn in die Mangel genommen hatte und begann, zum Ausgang des Zeltes zu gehen. „Also gut, ich werde es euch zeigen.“ Die Sonne war inzwischen untergegangen und Kira zu Tyrs Lager zurück gekehrt. Mit einem Grinsen musste er daran denken, wie Marla sie weggeschickt
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