Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
Mit freiem Oberkörper und nur in grobe Lederhosen und Stiefel bekleidet sah er wilder und furchteinflößender aus wie die valkallischen Krieger, die er bisher kennen gelernt hatte. Ein unbestimmtes und unwohles Gefühl in seiner Magengegend warnte Herm sofort, diesen Mann hatte man besser nicht zum Feind. Karmain nickte ihm kurz bestätigend zu, während der Mann, der Mennon sein musste, ihn und Kira komplett ignorierte.
Dann trat Tyr vor den Thron, kniete nieder und streckte seine Arme aus. Teschokk sah für einen Moment auf ihn herab, der Herm wie eine Ewigkeit vorkam, dann stand er ruckartig auf und ein breites Grinsen ziertesein Gesicht, als er seinen Bruder in die Arme schloss. Für Minuten umarmten sich die Brüder und lachten, es war offensichtlich, dass sie sich lange nicht gesehen hatten.
„Nun Tyr, willst du mir deinen Lebensretter nicht vorstellen? Und wer ist das kleine Mädchen an seiner Seite?“ Die Stimme des Klanlords klang fröhlich, als er sich ihm und Kira zuwandte. „Dies ist Herm Wyrmtöter, der Mann, der nicht nur mein Leben rettete, sondern auch den Tod unseres alten Runenlesers an seinem Mörder rächte, mit seiner Gefährtin Kira.“ Für einen Moment war Herm überrascht, dass Tyr Kira mit Namen erwähnte, Frauen hatten keinen besonders hohen Stand bei den valkallischen Klans, es war ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich den Respekt Tyrs erworben hatte.
„Ah. Dann sage mir, Herm Wyrmtöter, welcher Mond ist es, der dir die Kraft gibt?“ Die Frage klang in Herms Ohren wie ein Hammerschlag und er fühlte sich, als hätte man ihm in den Magen geschlagen. Von allen möglichen Fragen war dies die einzige, die er nicht hätte stellen dürfen, die einzige, auf die Herm keine Antwort geben konnte. Was sollte er jetzt tun, lügen? Seine Gedanken begannen zu rasen auf der Suche nach einem Ausweg aus der Misere. „Lord Teschokk, an der Seite eures Bruders zu kämpfen, war eine große Ehre. Doch ich kam her um Marla zu treffen, mein Mond ist eine Sache der Runenleser.“
Mit einem Schlag wurde es still in dem Zelt und das fröhliche Lachen gefror in dem Gesicht des Klanlords. Es war offensichtlich, dass er es nicht gewohnt war, in seinem eigenen Zelt herausgefordert zu werden. Dann durchbrach ein Poltern die eisige Stille, als Mennon den schweren Holztisch zur Seite warf, als ob er aus Papyrus wäre und brüllend aufsprang. „Kaldarrischer Hund, wie kannst du es wagen?“ Mit einem Satz war er beiHerm, eine schwere einschneidige Kriegsaxt in der Hand, sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt. Plötzlich ging alles ganz schnell. Bevor Herm überhaupt reagieren konnte, warf sich Kira vor ihn und griff Mennons Hand noch im Schwung seiner Vorwärtsbewegung, um den wenigstens doppelt so schweren Mann wie von Zauberhand über sich zu werfen. Mit einem Lauten Krachen schlug der muskulöse Barbar auf dem Boden auf, um sogleich sein eigenes Messer an seiner Kehle zu fühlen, dass ihm Kira während ihres Wurfs aus dem Gürtel gezogen hatte. Die Wachen des Klanlords zogen augenblicklich ihre Waffen und stellten sich schützend vor ihren Anführer, während Herm, Kaimain und Tyr sprachlos auf das Geschehnis starrten.
Schließlich schob Teschokk die Wachen beiseite, die sich vor ihn gestellt hatten und ging langsam auf Kira zu. „Und jetzt, was willst du nun tun? Glaubst du, du kannst uns alle mit deinen Tricks zu Boden bringen, bevor unsere Äxte deinen Schädel spalten?“
Herms Herz raste, die Anspannung in dem großen Zelt schien die Luft zu zerreißen. Er musste etwas tun. „Kira, lass ihn los. Ich befehle es.“ Verwirrt sah sie ihn an, er hatte noch nie zuvor mit einem derartig strengen Befehlston zu ihr gesprochen. Dann verstand sie, nahm langsam den Dolch von Mennons Kehle und stand vorsichtig auf. „Ja Meister, wie ihr befehlt.“ Herm atmete innerlich auf. Sein Plan war gefährlich, aber momentan sah er keine Alternative.
So selbstsicher, wie es ihm nur möglich war, schob er sich wieder vor Kira und stellte sich dem Klanlord, der ihm mit einem durchdringenden Blick direkt in sie Augen sah. „Kira ist nicht nur meine Gefährtin, sondern auch mein Leibwächter. Sie wird jeden töten, der es wagt mich anzugreifen.“Teschokks Augen blieben starr auf Herm gerichtet und aus einem Moment wurde eine Minute, dann eine Ewigkeit. Gerade als Herm glaubte, dass der mächtige Riese zum Schlag ausholen würde, erklang eine neue, fremdartige Stimme und durchschnitt den Raum.
„Was ist
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