Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
Stock gestützt abschätzend ansah, als ob nichts geschehen wäre. „Du sprichst also die Wahrheit. Und du kannst bereits mit seiner Kraft umgehen. Aber werde nicht hochmütig, du hast noch viel zu lernen.“
Schwer atmend und mit brennenden Schmerzen in seinem rechten Arm realisierte Herm, dass er heute nicht sterben würde. „ Es war nur ein Test. “ Langsam sah er sich um und blickte in die ungläubigen Augen hunderter valkallischer Frauen und Männer, die ihn anstarrten, als ob er die Mutter eines Tempoks wäre. Ganz offenbar hatte ihr magisches Duell schnell für Aufsehen und Zuschauer gesorgt. „Geht zurück an eure Feuer, hier gibt es nichts mehr. Und du, komm mit.“ Mit bestimmender Stimme gab Marla ihre Befehle und ging zurück ins Zelt, es blieb Herm nicht viel mehr übrig, als ihr zu folgen. Ein Blick auf seinen rechten Arm zeigte ihm verbranntes Leder und Brandblasen auf seiner Haut, die offensichtliche Quelle seiner Schmerzen. So wie es aussah hatte er Marlas Test nicht schadlos überstanden.
Seine Hoffnung auf Heilung oder zumindest Linderung der Schmerzen durch die alte Runenleserin erfüllte sich nicht, Marla ignorierte seine Verbrennungen geflissentlich. Stattdessen begann sie, ihn zu instruieren. „Du wirst dich zu den anderen Anwärtern begeben und auf die Prüfungen vorbereiten. Da dein Mond genau wie Zonah beinahe voll ist, werde ich dich zusammen mit den Anwärtern des roten Mondes testen, wir beginnen übermorgen.“ Ihre Handbewegung zeigte ihm, dass er entlassen war. „ Kira wird sicher erfahren, was geschehen ist, ich muss sie unbedingt noch einmal sprechen. “Die Schmerzen ignorierend drehte Herm sich noch einmal zu Marla.
„Nun, ich muss noch meine Ausrüstung holen. Und genau genommen weiß ich weder, wo sich die Anwärter befinden, noch wie ich mich auf Prüfungen vorbereiten soll, über die ich ebenfalls nichts weiß.“ Er hatte die Wahrheit gesprochen und gleichzeitig einen guten Grund vorgebracht, noch einmal in Tyrs Lager gehen zu können, wo er mit Kira würde sprechen können. Zufrieden wartete er Marlas Antwort ab, die sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm umdrehte und dann kurz nachzudenken schien.
„Daran hatte ich nicht gedacht. Also gut. Ise, komm herein.“ Überrascht machte Herm einen Schritt zur Seite, als eine junge Frau auf Marlas Ruf hin durch die Felle in den abgetrennten Raum trat. Ihre Erscheinung raubte Herm augenblicklich den Atem. Langes rotes Haar fiel in lockigen Wellen von ihrem Kopf und legte sich auf ihre Schultern, die von einem schwarzen Wolfsfell bedeckt waren. Ein geschnürtes ledernes Mieder schmiegte sich um die Hüften der valkallischen Frau, die gemessen an den anderen Frauen der Klans eher klein war und etwa Herms Größe hatte. Die oberen Schnüre ihres Mieders waren locker geöffnet und erlaubten einen tiefen Einblick in den Ausschnitt ihres großen weiblichen Busens, den sie selbstbewusst vor sich hertrug. Das untere Ende des Mieders schloss an einen weiten Rock aus dicker Wolle an, der sich über ihre schmale Taille und breite Hüften legte und Herms Blick anzog wie der Honig die Bären. Mit offenem Mund starrte er die Frau an, deren Anblick ihm den Atem raubte.
„Das ist Ise, Tochter des Kermo, Klanlord der Tomaren. Sie wird dich begleiten und in die Traditionen unseres Volkes einweisen. Geht jetzt, ich habe nochviel vorzubereiten.“ Mit einer kurzen Verneigung akzeptierte Ise den Auftrag Marlas und wandte sich Herm zu, der sie noch immer anstarrte. „Ist es höflich in eurem Volk, eine Frau derart anzustarren, Herm aus Kaldarra?“ Ises Worte trafen ihn wie ein Hammerschlag und weckten ihn unsanft aus seiner Starre. Mit hochrotem Kopf löste er seinen Blick von ihren weiblichen Rundungen und begann unsicher, einige Entschuldigungen zu stammeln, während er ihr aus dem Zelt der Runenleser folgte.
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Beinahe eine Stunde schon ging Herm schweigend neben Ise durch das riesige Lager in Richtung Osten, wo sie Tyrs Klan vermuteten. Es hatte ihn etwas Anstrengung gekostet, doch schließlich war es ihm gelungen, sie nicht mehr anzustarren oder die Bewegungen ihres Körpers zu beobachten, den sie mit wiegenden Schritten über den kalten Boden bewegte. Mehrfach war er kurz davor gewesen, ein Gespräch mit ihr zu beginnen, doch hatte er jedes Mal im letzten Moment gekniffen, zu groß war seine Angst das nur sinnloses Gestammel seinen Mund verlassen würde.
„Deine magische Kraft ist beeindruckend.“ Ihre Worte kamen plötzlich
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