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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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aber sicher kam er näher, bis er ihn schon fast berühren konnte. Dann erschallte ein lautes Klopfen auf dem Boden. Sofort spürte Herm, dass etwas nicht in Ordnung war, das Klopfen, es gehörte nicht in diese Welt. Verschlafen erwachte er aus seinem Traum und sah direkt in Marlas Augen, die ein weiteres Mal ungeduldig mit ihrem Stock auf den Boden schlug.
    „Bei allen Monden, wach endlich auf. Die Armeen der Tzarina selbst könnten brandschatzend durch das Lager ziehen und du würdest vermutlich auch das verschlafen, kaldarrischer Narr.“ Verdutzt sah er die alte Runenleserin an. Nach Ises gestrigen Erklärungen hatte er einen ihrer Untergebenen erwartet und nicht sie selbst. „Wenn ich so ein dummer kaldarrischer Narr bin, warum bringst du mich dann selbst zu den Prüfungen, Marla?“ Seinen herausfordernden Tonfall ignorierend schien sie kurz zu überlegen, entschied sich dann jedoch offenbar dagegen, ihm wahre Informationen zu geben. „Weil du kaldarrischer Sturkopf dich allein auf dem Weg zum Gebirge verlaufen würdest. Pack jetzt deine Sachen und komm, es ist an der Zeit.“
    Der hektische Tonfall der Runenleserin irritierte Herm für einen Moment, doch dann brachte er seinen Körper in Aktion. Was auch immer an Marlas Gemütszustand fraß, er würde es nicht ändern können. Mit geübten Bewegungen zog er Wollhose und Hemd an, dann die Lederhose und seinen neuen Eiswyrmpanzer, schließlich Fellschuhe, Umhang und Mütze. Mit einem Griff seiner Linken nahm er den gepackten Reiserucksack, seine Rechte griff nach der Yamasu, die neben ihm an seinem Lager lehnte. „Nein, nicht den Verstärker. Das ist bei den Prüfungen nicht erlaubt und ein grüner Junge wie du dürfte sowieso keinen besitzen.“
    Umgehend versteifte Herm sich nach Marlas Worten, er hatte nicht damit gerechnet, seine Hellebarde zurücklassen zu müssen. „Ich werde sie nicht zurücklassen, das kommt nicht in Frage.“ Mit feurigen Augen starrte Marla ihn an, sie war es offensichtlich nicht gewohnt, dass man ihre Befehle in Frage stellte. „Du wirst tun, was ich dir sage, Junge.“ Einer Ahnung folgend stellte er sich herausfordernd vor die alte Frau. „Dann werde ich die Prüfungen nicht ablegen.“ Auch wenn er den Grund nicht kannte, so schien die höchste RunenleserinValkalls ein persönliches Interesse daran zu haben, dass er die Prüfungen ablegte, damit hatte er ein Druckmittel.
    Wütend schlug Marla mit ihrem knorrigen Stock auf den Boden und durchbohrte ihn mit ihrem Blick, so wie es nur zornige Frauen vermochten. Für einen Moment dachte Herm, er hätte zu risikoreich gespielt, doch dann schien Marla ihren Zorn zu zügeln „Also gut, ich werde deine Waffe zu der bringen, die Kira heißt. Einverstanden?“ Mit einem erleichterten Nicken akzeptierte er den Vorschlag der alten Runenleserin und folgte ihr aus seinem Zelt.
    Schweigend ging er in den folgenden Stunden neben der alten Frau die erste Steigung des Berges hinauf, überraschenderweise hatte Marla trotz ihres Alters nicht die geringsten Schwierigkeiten, bergauf zu gehen. Mehrfach hatte er das Gefühl, dass Marla ihn etwas fragen wollte, doch schien sie sich stets im letzten Moment zurück zu halten. Dann plötzlich hielt sie an und stellte ihm die Frage, die ihr offenbar schon seit Stunden auf der Seele brannte. „Die kleine Echse auf deiner Schulter, wieso bleibt sie bei dir?“
    Herm hatte so ziemlich alles an Fragen über den schwarzen Mond und seine Kräfte erwartet, was er sich vorstellen konnte, und nun fragte sie ihn ausgerechnet nach seinem kleinen Freund? Er hatte seine Anwesenheit schon beinahe vergessen, so selbstverständlich war sie ihm in den letzten Wochen geworden. „Er ist mein Freund. Hat mein Leben gerettet.“ Es war nicht gelogen und genau genommen wusste er ja auch selbst nicht, was seinen seltsamen Bund mit dem kleinen Chamäleon bewirkt hatte. „Magie?“ „Ja.“
    Sichtlich zufrieden mit seiner Antwort nahm sie den Weg wieder auf und nach einem weiteren kurzen Marsch erreichten sie eine Anhöhe, von der aus Hermdrei Höhleneingänge in der gegenüber liegenden Felswand sehen konnte. Wortlos zeigte Marla auf die Höhlen, drehte sich um und ging ohne jeden weiteren Kommentar den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Herm war nicht überrascht, Marla war offensichtlich keine Frau großer Worte. Langsam ging er zu der Felswand und überdachte seine Optionen. Eine der drei Höhlen war ohne große Probleme von seiner Position aus zu erreichen, dafür

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