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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Fra Serafino durch die dicht gedrängte Menge und bahnte mir einen Weg um den Campanile herum zur überfüllten Südseite des Platzes. »Bitte entschuldigt, Signor Pitti ... Verzeihung, Signor Pazzi, würdet Ihr bitte zur Seite treten und Seine Seligkeit durchlassen ... Herzlichen Dank! ... Signor Strozzi, wenn ich bitten darf...«
    Der Palazzo d'Ascoli war prächtig geschmückt: Fahnen mit Lucas Wappen wehten aus den Fenstern des Scriptoriums im ersten Stock. Zu beiden Seiten des Portals, das mit etlichen Schichten von Kondolenzschreiben bedeckt war, prangten blaue und weiße Bänder - die Farben des venezianischen Papstes. Vermutlich zum ersten Mal seit Papst Martins Tod.
    Die mitgebrachten Lorbeerzweige, Myrten und Seidenbänder befestigten die Florentiner am Portal, um den Verstorbenen zu ehren. Die Herandrängenden, die nicht bis zum Tor gelangen konnten, warfen ihre Ehrengaben über die Köpfe der anderen - fielen sie zu Boden, wurden sie aufgehoben und weitergereicht. Welch ein Triumph für Alessandra!
    Fra Serafino hatte meine Hand ergriffen und zog mich energisch durch die »San Luca! San Luca!« rufende Menge bis zum bewachten Portal. Floriano und drei bewaffnete Diener hielten dort dem Ansturm stand und nahmen dankend die Lorbeerzweige in Empfang. Einzelne geflochtene Kränze befestigten sie an den Fackelhalterungen an der Fassade, die Ranken legten sie auf die Steinbank vor dem Palazzo.
    Ein Maultier mit einer versiegelten Büchertruhe versperrte mir den Weg zum Tor. Ein Stallknecht aus der Papstresidenz zerrte das scheuende Tier zu den Torwächtern hinüber. »Auf Befehl Seiner Heiligkeit bringe ich die entliehenen Bücher zurück!«, rief er Floriano zu, der ein Zeichen gab, das schwere Portal zu öffnen. Nur mit Mühe hielten die Bewaffneten die begeisterte Menge davon ab, Lucas Palazzo zu stürmen, während das Maultief mit der schweren Truhe in aller Eile in den Hof getrieben wurde.
    Fra Serafino, der viele Jahre als Lucas Bibliothekar gearbeitet hatte, winkte mich durch das Portal in den Innenhof. »Folgt mir, Euer Seligkeit!«
    Von hinten angerempelt, stolperte ich durch das Tor.
    Mit dumpfem Dröhnen wurde die schwere Bronzepforte wieder geschlossen. Ein Dominikaner mit hochgezogener Kapuze, der mich zur Seite geschoben hatte, um ebenfalls in den Hof zu schlüpfen, war von Floriano mit Gewalt zurückgedrängt worden.
    Wer war der Mönch - Lucas Mörder?
    Alexios, der das Abladen der Büchertruhe überwachte, eilte herbei, um vor mir niederzuknien und meine Hand zu küssen. »Kali mera - guten Tag, Euer Seligkeit! Ihr wart eben in der Messe, nicht wahr?« Als ich nickte, erhob er sich mit einem glücklichen Lächeln.
    »Ich will mit Alessandra sprechen.«
    »Wie Ihr wünscht, Kyrie!« Alexios geleitete mich die Treppe empor bis zur Kapelle, in der Luca aufgebahrt lag.
    »Tayeb?«, sprach er Alessandras Freund an, der neben dem Leichnam stand. Luca war nun in das Ordensgewand der Dominikaner gekleidet. Alexios schloss die Tür der Kapelle und ließ uns allein.
    Tayeb wandte sich zu mir um. In der Hand hielt er ein mit purpurfarbenem Wachs gesiegeltes Pergament, das er offenbar dem Toten zwischen die gefalteten Finger legen wollte. Die päpstliche Bulle?
    »Es-salamu alekum - Friede sei mit Euch, Tayeb! Ich bin gekommen, um Alessandra zu ihrem Erfolg zu gratulieren.«
    »Walekum es-salam!« Tayeb führte die rechte Hand zu seinem Herzen und verneigte sich vor mir. »Ich muss Euch enttäuschen: Sie schläft«, erklärte er mit fester Stimme. Und er schien auch nicht bereit, sie zu wecken. »Sie war völlig erschöpft, als sie gestern Abend nach Hause zurückkehrte. In den letzten Nächten hatte sie kaum ein Auge zugetan. Die Unterredung mit dem Papst hat sie sehr aufgeregt. Ich bitte Euch, lasst sie zur Ruhe kommen!«
    Ich nickte. »Seine Heiligkeit hat eben die Aufhebung der Exkommunikation verkündet. Morgen wird Luca in San Marco beigesetzt - mit einer Totenmesse von Fra Antonino, Glockengeläut und Gebeten für sein Seelenheil. Die Kardinäle werden ihm in der Via Larga das Ehrengeleit geben. Der Papst hat mich gebeten, Lucas Verdienste um die Einheit der Kirche zu würdigen. Was ist letzte Nacht geschehen?«
    »Sie hat lange mit dem Papst gesprochen. Schließlich hat er seinen Vertrauten Ludovico Scarampo rufen lassen. In ihrem Beisein hat der Erzbischof eigenhändig dieses Schriftstück verfasst. Eugenius hat es gesiegelt und ihr überreicht, bevor sie von der päpstlichen Leibgarde nach Hause

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