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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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und als einem Heiligen, der zeit seines Lebens tugendhaft und keusch lebte«, fuhr ich fort. »Hieronymus betonte seinen unerschütterlichen Glauben und seine unvergleichliche Weisheit. Sein Ansehen beim Volk sei so groß gewesen, dass die Menschen ehrfürchtig die langen Merkfäden seines Tallit, seines Gebetsmantels, berührten.«
    Natanael lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte. »Und auch Epiphanius nannte Jakobus den ersten Bischof von Jerusalem, wobei er dessen Macht nicht auf die Heilige Stadt beschränkt sah. Er schrieb, dass Jakobus der Erste war, dem Jesus seinen Thron auf Erden anvertraute. Epiphanius bezeichnete Jakobus als frommen Gläubigen, der viel betete, als Gerechten, der die Gebote der Tora hielt. Nach Jakobus' Märtyrertod im Jahr 62 folgte ihm sein Cousin Simeon nach, der unter Kaiser Trajan gekreuzigt wurde. Jesu Verwandte, eine Dynastie von religiösen Führern, starben als Märtyrer für ihren messianischen judenchristlichen Glauben.«
    »Du kennst dich gut aus in der Geschichte dieser Familie«, meinte Alessandra.
    Mein Bruder hielt ihrem Blick stand. »Ein bisschen.«
    Bevor Alessandra jene Frage stellte, die er nicht beantworten wollte, erhob ich mich. »Natanael, du musst müde sein von der langen Reise. Was hältst du davon, wenn wir nach San Marco zurückkehren, unsere Sachen holen und den Palazzo beziehen, den Cosimo Basilios und mir als Residenz zugewiesen hat? Alessandra, bitte entschuldige: Es ist schon spät. Und du erwartest Cosimo zum Abendessen. Dürfen Natanael und ich morgen wiederkommen?«
    Ich sah ihr ihre Enttäuschung an. »Ihr habt gewiss viel zu besprechen. Ich würde mich freuen, wenn wir morgen nach dem Empfang für den Metropoliten von Kiew weiterreden könnten.« Ich umarmte sie. »Kali nichta!«
    »Dir auch eine gute Nacht!« Sie küsste mich zärtlich. »Bis morgen!« In ihrem Blick lagen Sehnsucht und Begehren. Als sie meinen leidenschaftlichen Kuss erwiderte, verwuschelte sie spielerisch mein Haar. »Ich liebe dich!«

    »Es ist schön, dich so glücklich zu sehen«, bekannte Natanael, nachdem Floriano das Portal des Palazzo d’Ascoli hinter uns geschlossen hatte. »Du liebst sie von ganzem Herzen. Und sie liebt dich. Wie innig ihr euch geküsst habt! Du glaubst ja nicht, wie froh ich bin, dass sie dich zum Leben und zum Lieben verführt hat! Ich wünsche euch beiden alles Glück dieser Welt!«
    »Danke, Natanael«, erwiderte ich gerührt.
    »Sag mal, Niketas, habt ihr ... ?«
    »Nein.«
    »Begehrst du sie denn nicht?«
    »Doch«, gestand ich. »Ich träume nachts von ihr. Es sind Träume voller Sinnlichkeit und ekstatischer Leidenschaft, die ich Basilios lieber nicht beichten will.«
    »Du lieber Himmel, Niketas! Ich wünschte, du würdest dich endlich auf die Gebote der Tora besinnen und deine sexuelle Enthaltsamkeit aufgeben!«, seufzte er. »Du versündigst dich gegen Gott.«
    »Solange ich Mönch und Priester bin, werde ich mein Gelübde nicht brechen.«
    Obwohl es mir das Herz zerreißt, weil ich sie nicht lieben darf, fügte ich im Stillen an.
    Natanael nickte stumm und drang nicht weiter in mich.
    Am Campanile kam uns Caedmon of Canterbury entgegen, der ein verschnürtes Bündel über der Schulter trug. Er sank vor mir auf die Knie und küsste meine Hand.
    »Bitte steht auf, Bruder Caedmon!«
    »Es würde mir viel bedeuten, wenn Ihr mir Euren Segen gebt!«, bat er mich, und ich entsprach seinem Wunsch.
    Mit einem irritierten Blick auf den Juden an meiner Seite erhob er sich. »Evcharistó, Kyrie«, murmelte er. »Kali nichta.«
    Ich sah ihm nach, während er auf das Portal zuschritt und von Floriano, der ihn offenbar erwartet hatte, eingelassen wurde.
    »Wer ist das?«, fragte Natanael.
    »Ein Benediktiner, der mich vor einigen Tagen durch die Straßen von Florenz verfolgt hat.«
    »Und was will er von dir?«
    »Keine Ahnung. Als er mir nachlief, glaubte ich, Demetrios hätte ihn geschickt, mich zu ermorden.«
    »Das würde ich deinem intriganten Bruder ohne weiteres zutrauen. Nach deiner Abreise hat er sich ein neues Opfer gesucht.«
    »Dich?«
    Natanael schüttelte den Kopf. »Sophia.«
    »O nein!«, stöhnte ich.
    »Demetrios beschuldigt deine ehemalige Verlobte, nicht nur die Geliebte des Kaisers zu sein, sondern sich auch hin und wieder in deinem Bett zu vergnügen. Er fürchtet, der Basileus könnte mit ihr endlich den ersehnten Thronerben zeugen. Und was tut dieser intrigante Möchtegern-Kaiser? Er streut das Gerücht aus, dass ein Kind,

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