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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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das?«, fragte ich Natanael, der neben mir auf den Stufen der Kathedrale die leuchtend bunten Gewänder der Kirchendiener bestaunte.
    »Ein hochrangiger äthiopischer Priester. Der ehrwürdige Gebre Christos ist der Abt der Grabeskirche in Jerusalem.«
    Nur wenige Schritte von mir entfernt standen Cesarini und Alessandra, die unablässig miteinander tuschelten - und daher nicht bemerkten, dass Isidor dem Kardinal zuwinkte.
    Was mochten die beiden besprechen?
    Diese Frage beschäftigte offenbar auch Ludovico Scarampo, der die beiden stirnrunzelnd beobachtete.
    Nachdem Cosimo als Staatsoberhaupt von Florenz den Metropoliten von Kiew und den Abt der Grabeskirche willkommen geheißen und zu einem Bankett in den Palazzo della Signoria eingeladen hatte, begrüßte ich Isidor, der mir auf den Domstufen entgegenkam.
    »Wie schön, Euch zu sehen!«, freute er sich und legte mit vertraulich die Hand auf die Schulter.
    Mit seinen fünfzig Jahren war Isidor, ein Grieche aus Thessaloniki, eine Ehrfurcht gebietende Erscheinung. Sein weißes Haar verschwand unter der funkelnden Metropolitenkrone, und sein langer Bart verdeckte beinahe das mit Rubinen besetzte Brustkreuz und die beiden Medaillons mit Ikonen über dem golddurchwirkten, mit Kreuzen bestickten Brokatgewand. »Wie geht es Euch, Bruder Niketas?«
    »Der Aufenthalt im Dominikanerkloster hat mir gutgetan.«
    »Das freut mich. Ehrlich gesagt, beneide ich Euch, weil Ihr die letzten Tage in Ferrara nicht ertragen musstet. Die Stimmung war ... nun ja ... kälter als ein Schneesturm in Moskau. Sie war eisig.«
    Ich konnte mir denken, was er meinte. Nach seiner Weihe in Konstantinopolis hatte sich Isidor nach Moskau zum Großfürsten Vassiii II. begeben, meinem ehemaligen Schwager, um eine russische Delegation für das Unionskonzil zusammenzustellen. Doch der streng orthodoxe Vassiii ließ den Metropoliten von Kiew erst abreisen, nachdem Isidor ihm geschworen hatte, sich Eugenius, dem Häretiker auf dem Thron Petri, nicht zu unterwerfen. Von Moskau war er über Riga und Lübeck nach Ferrara gereist, wo er sich trotz seines Versprechens als einer der entschlossensten Verfechter der Kirchenunion hervorgetan hatte.
    »Mein Sekretär hat mir von dem Streit zwischen dem Basileus und seinem Bruder erzählt.«
    »Ein Eissturm fegte durch den Bankettsaal«, seufzte Isidor und raufte sich den Bart. »Heiliger Basilios! So zornig habe ich Seine Majestät noch nie erlebt! Ich dachte schon, er verurteilt Demetrios wegen Hochverrats zum Tode. Gott sei Dank scheint Euer Freund Bessarion das verhindert zu haben.
    Demetrios ist gefährlich! Er hat die Hälfte aller Metropoliten und Erzbischöfe auf seine Seite gezogen. Sollte es ihm gelingen, die Kirchenunion und den Kreuzzug gegen die Türken zu verhindern, wird Sultan Murad ihm die Stufen zum Purpurthron hinaufhelfen. Demetrios als Kaiser von des Sultans Gnaden?« In einer dramatischen Geste hob Isidor beide Hände gen Himmel. »Herr, erbarme Dich unser!«
    »Glaubt Ihr noch an die Kirchenunion, Bruder Isidor?«
    »Von den niederträchtigen Machenschaften Eures Bruders lasse ich mich nicht beirren, wie es andere Metropoliten tun, die in den letzten Wochen ihre Reisetruhen gepackt haben, um nach Hause zurückzukehren!«, seufzte er. »Jedes Mal, wenn Demetrios' geheimnisvoller Freund Selim meinen Weg kreuzt, schwöre ich mir, mit aller Macht zu verhindern, dass die Fahne des Propheten über Konstantinopolis weht!«
    »Und Euer Schwur gegenüber dem russischen Großfürsten?«
    Isidor verzog das Gesicht und stöhnte gequält. »Vor kurzem habe ich einen Brief aus Moskau erhalten. Vassiii droht, mich wegen Häresie als Metropolit von Kiew abzusetzen, sollte ich es wagen, meinen Namen unter das Unionsdekret zu setzen.«
    Ich berichtete ihm von dem drohenden Aufstand in Athen und dem Unmut meiner Bischöfe, die mich als Verräter am orthodoxen Glauben verfluchten.
    Er seufzte aus tiefstem Herzen - ihm erging es genauso. »Habt Ihr mit dem Papst gesprochen?«
    »Er will die Kirchen vereinigen. Und ich will es auch.«
    Er lenkte meine Aufmerksamkeit auf die äthiopischen Mönche aus Jerusalem. »Sollten wir dieses Wunder vollbringen, würden sich vielleicht auch andere Glaubensgemeinschaften der vereinigten Kirche anschließen. Seht Ihr jenen Priester, der gerade mit Cosimo de' Medici spricht?«
    Ich wandte mich um und musterte den greisen Würdenträger. Er nickte mir höflich zu, als er meinen Blick bemerkte.
    »Der Kaiser von Äthiopien hat den

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