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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Benediktiner durch den Chiostro Grande, die Treppe hinauf und an den venezianischen Gardisten vorbei zur päpstlichen Wohnung. Der Sekretär Seiner Heiligkeit erhob sich, als ich sein Arbeitszimmer betrat.
    »Ich muss mit dem Heiligen Vater sprechen.«
    »Er ist nicht allein«, wandte Fra Domenico ein.
    »Ich nehme an, Seine Exzellenz wird in den nächsten Minuten aufbrechen«, erwiderte ich. »Bitte richtet dem Heiligen Vater aus, dass ich ihn um eine Audienz ersuche.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Seid Ihr bewaffnet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mein Sekretär trägt einen Dolch, um mein Leben zu beschützen. Er wird hier auf mich warten, während ich unter vier Augen mit Seiner Heiligkeit spreche.«
    Stirnrunzelnd musterte der Frater den Benediktiner an meiner Seite. Dann öffnete er die Tür zum päpstlichen Arbeitszimmer, um mich anzukündigen. »Heiliger Vater, Alessandra d'Ascoli bittet um eine Audienz!«
    Der Papst schwieg.
    Ein Stuhl knarrte. Pergament raschelte. Dann ein metallisches Geräusch. Ein Schwertgriff, der gegen einen Brustharnisch schlug? Ich holte tief Luft und spannte die Schultern an. Endlich entschied der Pontifex: »Sie soll hereinkommen.« Fra Domenico winkte mich in das Arbeitszimmer. Eugenius saß im Pontifikalornat an seinem mit Pergamenten übersäten Schreibtisch. In der Hand hielt er das Holzpferdchen, das ihm vor Jahren ein kleiner Junge in Rom geschenkt hatte, und betrachtete es nachdenklich.
    Mit lässig verschränkten Armen lehnte Ludovico Scarampo an einem der Fenster, die auf den Chiostro Grande hinabblickten. Er trug einen Wappenrock mit seinem Hoheitszeichen, einen versilberten Harnisch und ein Schwert. Sein Helm mit dem blauen Federbusch lag auf einem der Sessel vor dem Schreibtisch. Er war zum Kampf gerüstet. Gegen wen wollte er in die Schlacht ziehen?
    Was war so wichtig, dass der Erzbischof von Florenz nur wenige Tage vor dem geplanten Einzug des Patriarchen, dem prunkvollen Empfang des Kaisers und der Eröffnung des Unionskonzils die Stadt verlassen musste?
    Eugenius stellte das Holzpferdchen zurück auf seinen Schreibtisch und reichte mir die Hand zum Kuss.
    »Ich danke Eurer Heiligkeit, dass Ihr mich sofort empfangen habt! Vor wenigen Stunden wurde ein Mordanschlag auf Niketas verübt, als er auf dem Heimweg von einem Abendessen war. Einer meiner Gefolgsleute hat ihn in mein Haus gebracht. Niketas ist verletzt.«
    »Heilige Mutter Gottes!«, entfuhr es dem Papst. »Hat Lucas Mörder ihn angegriffen?«
    »Nein.«
    »Wer dann? Dieser rätselhafte Benediktiner, der ihn vor einigen Wochen durch ganz Florenz verfolgt hat? Dieser Mönch aus England ... Wie hieß er noch gleich?«
    »Caedmon of Canterbury«, half ich ihm. »Nein, Heiliger Vater. Bruder Caedmon steht seit dem Tag nach Lucas Begräbnis als Sekretär in meinen Diensten.«
    Er zögerte. Dann wies er auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch. »Wollt Ihr Euch nicht setzen, Alessandra?«
    Ich ließ mich nieder und blickte ihn erwartungsvoll an: Was hatte er mir zu sagen?
    »Ich habe mich über Bruder Caedmon erkundigt«, eröffnete mir Eugenius mit einem raschen Seitenblick auf Scarampo. »Wusstet Ihr, dass er in Rom als Sekretär für Vitelleschi gearbeitet hat?«
    »Ja«, bekannte ich. »Er hat mir ein Empfehlungsschreiben des Kardinals vorgelegt.«
    »Und trotzdem habt Ihr ihn eingestellt?«, fragte er verblüfft.
    »Nicht trotzdem, Heiliger Vater, sondern gerade weil er Vitelleschis Vertrauen genoss. Caedmon ist meine schärfste Waffe gegen den Kardinal.«
    »Weiß er das?«, fragte der Papst.
    »Ich glaube, er ahnt etwas. In den letzten Tagen war er sehr still. Erinnert Ihr Euch an die Worte von Fra Piero Tomacelli? Der Abt von Montecassino sagte, dass Caedmon, den er mit einem gutmütigen Esel verglich, hin und wieder stehen bleibt, um über etwas nachzusinnen, und keinen Schritt weitergeht, bis er selbst die Entscheidung dazu getroffen hat. Nun ist Caedmon stehen geblieben. Er denkt nach. Deshalb habe ich ihn gebeten, mich nach Santa Maria Novella zu begleiten. Ich bin sicher, er wird sich richtig entscheiden.«
    »Was habt Ihr mit Bruder Caedmon vor?« Ich sagte es ihm.
    Er nickte ernst und versprach, mir dabei zu helfen.
    »Dann hat er also nichts mit dem Attentat auf Niketas zu tun?«
    »Nein, Heiliger Vater. Caedmon verehrt Niketas. Er würde ihm keinen Schaden zufügen. Der Attentäter war ein Türke. Niketas vermutet, dass Sultan Murad den Anschlag auf ihn befohlen hat.«
    »Großer Gott!«,

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