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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Gesichts nach und strich ihm über das schwarze Haar, das wie ein schimmernder Heiligenschein auf dem Kopfkissen ausgebreitet lag. Zärtlich küsste ich seine Lippen. »Ich werde in einer Stunde zurück sein, mein Liebster!«, wisperte ich mit erstickter Stimme. »Tayeb wird an deinem Bett wachen. Hab keine Angst, Niketas! Du bist nicht allein.«
    Ein letzter Kuss, dann erhob ich mich und nickte Tayeb zu, der die ganze Nacht an Niketas' Bett verbracht hatte, um ihn vor einem Attentat zu schützen.
    »Lass mich holen, sobald er aufwacht!«
    Tayeb nickte ernst, dann umarmte er mich und hielt mich fest. »Du bist auch nicht allein, Alessandra. Ich bin bei dir! Insh'Allah - so Gott will!« Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
    Ich verließ Niketas' Schlafgemach und ging hinunter in den Hof. Caedmon erwartete mich mit zwei gesattelten Pferden. Er hatte die Kapuze seines Habits hochgeschlagen, um sein blasses Gesicht zu verhüllen. Der Mord an Natanael, das Attentat auf Niketas und sein schwerer Anfall hatten ihn ins Herz getroffen.
    »Wie geht es Seiner Lordschaft?«
    »Er ist noch immer ohnmächtig.«
    Bedrückt senkte er den Blick.
    Stirnrunzelnd beobachtete ich Caedmon, wie er sich abwandte, zu seinem Hengst hinüberging, den Benediktinerhabit raffte und sich in den Sattel schwang. Er richtete sich gerade auf, straffte die Schultern und ergriff die Zügel.
    Welch ein Stolz, welch ein Selbstbewusstsein, welch ein Willen, das Pferd zu beherrschen, dachte ich im Stillen. Wie ein Condottiere sitzt er im Sattel! Wo hat er Reiten gelernt? In Canterbury Abbey? Wohl kaum!
    Rätselhafter Caedmon!
    Als er bemerkte, dass ich ihn nicht aus den Augen ließ, sank er unmerklich in sich zusammen und wandte verlegen den Blick ab.
    Deine stolze, unbeherrschbare Haltung war glaubwürdiger als deine demütige Ergebenheit als Mönch!, dachte ich. Wer bist du, Caedmon, dass du dich unter diesem Benediktinerhabit selbst verleugnest? Was willst du, was hoffst du und was fürchtest du? Wärst du bereit, dafür zu töten?
    Floriano schob das Portal des Palazzos auf, und Caedmon folgte mir hinaus auf die Piazza. Gemeinsam bogen wir am Campanile um die Ecke und trabten an den Domstufen entlang, wo Handwerker an einer Figur aus Pappmache bastelten.
    Eine weiße Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel sollte an einem gespannten Seil zwischen der Kathedrale und dem Baptisterium schweben - ein Symbol der Versöhnung zwischen Rom und Byzanz. In einer Woche würde der Patriarch von Konstantinopolis mit seinem Gefolge in Florenz eintreffen. Unter der Friedenstaube wollte Eugenius den Patriarchen mit einem Bruderkuss in Florenz willkommen heißen.
    Vorbei an der Via Larga, die für den Empfang des Patriarchen ebenso prachtvoll hergerichtet wurde wie für den Einzug des Papstes vor elf Tagen, ritten Caedmon und ich zur Piazza Santa Maria Novella.
    Vor dem Portal der Klosterresidenz des Papstes formierte sich eine Hundertschaft berittener Bewaffneter mit Helmen und Brustharnischen. Die Luft war erfüllt vom unruhigen Schnauben der Pferde, dem Klappern der Hufe auf den Pflastersteinen, dem Klirren der Waffen und den gebrüllten Befehlen in venezianischem Dialekt. Die Pferde waren gesattelt, die Provianttaschen prall gefüllt, die mit Lanze und Schwert bewaffneten Männer bereit zum Aufsitzen. Ihr Aufbruch stand unmittelbar bevor.
    Besorgt musterte ich das Wappen auf der mitgeführten Fahne und den Wappenröcken: War der Tross des Patriarchen von Konstantinopolis durch die Condottieri des Herzogs von Mailand bedroht? Wollte Seine Exzellenz dem Patriarchen auf der Straße nach Ferrara entgegeneilen, um ihn sicher nach Florenz zu geleiten?
    Ein venezianischer Offizier im blau-weißen Wappenrock hob mich aus dem Sattel und warf einem herbeieilenden Stallknecht die Zügel zu, damit er meinen Hengst wegführte. Ich dankte ihm und fragte ihn nach dem Ziel der Reise Seiner Exzellenz, doch er schwieg. Er habe seine Befehle, nuschelte er, wich meinem Blick aus und zupfte verlegen an seinen mit Stahl verstärkten Kampfhandschuhen. Er wusste, wer ich war! Warum konnte er mir nicht in die Augen sehen?
    Zutiefst beunruhigt betrat ich mit Caedmon die päpstliche Residenz und ließ mich beim Sekretär Seiner Heiligkeit melden. Während wir im Kreuzgang warteten, beobachtete ich verstohlen Caedmon. Wie ich war er unruhig. Immer wieder berührte er den Griff des Dolches, den er unter seinem Habit verbarg. Worüber dachte er nach?
    Wenig später geleitete uns ein

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