Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
Rücken und riss ungeduldig an seinem Lendentuch. Mit einem wollüstigen Stöhnen beugte er sich über sie und stieß in sie hinein.
Als ich an ihr vorübergehen wollte, richtete sie sich auf, erhaschte den Saum meines Habits und hielt mich auf.
»Na, wie wäre es mit einem Fick?«, keuchte sie, während der Mönch sich ungestüm an ihr befriedigte. »Jetzt gleich?«
Ich riss ihr den Stoff aus der Hand und ging weiter.
»So schüchtern, Euer Heiligkeit?«, rief sie mir nach. »Für zwei Münzen begleite ich Euch in Eure Klosterzelle! Ich verspreche Euch: Ihr werdet die Engel singen hören! Ich kenne einen Priester, der erteilt Euch morgen früh die Absolution! Er verlangt nur einen Fiorino! Wartet, Euer Heiligkeit!«
Mit meinen Begleitern drängte ich mich durch die johlende Menge und erreichte schließlich die Via dei Calzaiuoli, die geradewegs zum Domplatz führte.
Hier waren bei weitem nicht so viele Menschen wie auf der Piazza della Signoria. Vor einer überfüllten Osteria, aus der trunkenes Gegröle und lauter, unmelodiöser Gesang erscholl, rempelte mich ein Betrunkener an, fiel auf die Knie und übergab sich direkt vor mir. Im letzten Augenblick sprang ich zur Seite und setzte meinen Weg zum Domplatz fort.
Zwischen der Kathedrale, der Taufkapelle und dem Palast des Erzbischofs brannte Funken sprühend ein großes Freudenfeuer, um das maskierte Florentiner ausgelassen singend herumtanzten. Wilder Trommelwirbel dröhnte. Die Menschen drängten sich dicht an dicht. Ein Durchkommen durch die Masse wogender, erhitzter Leiber schien unmöglich.
Ein zerlumpter Bettler mit einer Krücke unter dem Arm war auf mich aufmerksam geworden. Er schob sich durch die tobende Menge und winkte mir fröhlich lachend zu. Er kam mir bekannt vor. Diese stolze Haltung, das leichte Hinken eines Mannes, der unter der Gicht litt. Es war Cosimos Sohn!
Eine liebestolle junge Frau, die offenbar wusste, wer er war, fiel Piero um den Hals, küsste ihn fordernd auf die Lippen, ließ ihre Hand zwischen seine Schenkel gleiten und zog ihn mit sich fort. Dann war er mit ihr in den Schatten der Loggia del Bigallo verschwunden.
Mit meinen Leibwächtern drängte ich durch die Menschenmenge zum Campanile und erreichte schließlich auf der anderen Seite das Tor, das von einer Handvoll Bewaffneter mit dem kaiserlichen Adler auf dem Wappenrock bewacht wurde. Sie verneigten sich, als ich die Stufen erklomm.
Ein Hauptmann trat vor und öffnete mir das Portal. »Kali nichta, Euer Seligkeit! Seine Majestät erwartet Euch.«
Ich winkte meinen Leibwächtern zurückzubleiben und ging allein in den Glockenturm. Eine dunkle Gestalt lehnte an der Wand gegenüber, als ich die von zwei Fackeln erleuchtete Vorhalle erreichte. Er erhob sich und trat in den Feuerschein. Es war Selim.
Der Prinz wirkte besorgt. »Hast du ihm verraten, dass ich gestern Nacht bei dir war?«
Ich schüttelte den Kopf. »Weißt du, was er mit mir besprechen will?«
»Nein, er sagte nur, dass er unter vier Augen mit dir reden will. Er erwartet dich.« Selim wies hinüber zum Treppenaufgang. »Begleitest du mich?«
»Er will, dass ich hier unten bleibe.«
Ich zögerte. »Selim, wartet dort oben ein Attentäter auf mich?«
»Nein, Niketas, sei unbesorgt! Ich habe ihn vor wenigen Minuten hinaufbegleitet, weil ich mich vergewissern wollte, dass dir nichts geschieht. Er ist allein dort oben und erwartet dich. Er ist unbewaffnet. Er hat mir seinen Dolch gegeben.« Selim zeigte mir die Klinge.
Ich atmete tief durch. »Also schön! Ich rede mit ihm.« Ich zog meinen Dolch und gab ihn Selim.
Der Prinz legte mir die Hand auf die Schulter. »Wenn ihr beide nicht in einer Stunde wieder zurück seid, steige ich hinauf und sehe nach euch! Pass auf dich auf, Niketas!«
»Mach ich.« Ich nahm eine Fackel aus der Wandhalterung, raffte meinen Habit und begann den langen Aufstieg.
Nach etlichen Windungen der schmalen Treppe erreichte ich die erste Plattform auf halber Höhe des Glockenturms, einen hohen Saal mit je zwei großen, offenen Spitzbogenfenstern an jeder Seite, durch die der eisige Nachtwind hereinwehte.
Nachdem ich alle finsteren Nischen ausgeleuchtet und mich so vergewissert hatte, dass ich allein war, stieg ich die Stufen zu einem der östlichen Fenster hinauf, lehnte mich gegen die Steinbrüstung und blickte über die Piazza del Duomo hinüber zum nur wenige Schritte entfernten Palazzo d'Ascoli.
Alessandra hatte sich heute Nacht in ihrem Palazzo verbarrikadiert, weil sie
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