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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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die Pergamente auf meinem Schreibtisch. Natanaels Entwurf für den Hirtenbrief an meine griechischen Gemeinden. Das Schreiben von Herzog Nerio II. von Athen, das gestern ein Bote Seiner Hoheit brachte. Der Brief meines Bruders Konstantin mit der bestürzenden Nachricht, dass Ioannis' Gemahlin Maria schwer erkrankt war und er um das Leben der Kaiserin fürchtete. Die Einladung von Isidor, der sich in den nächsten Tagen mit mir treffen wollte, um über die Kirchenunion zu sprechen. Briefe, Dokumente, theologische Gutachten. Nichts schien zu fehlen.
    Was hatte der Eindringling gesucht?
    Ratlos löschte ich das Licht, verließ das Arbeitszimmer und kehrte in mein Schlafgemach zurück. Ich setzte mich auf das Bett und schob den Dolch wieder in sein Versteck. Seufzend ließ ich mich in die Kissen zurücksinken, hob die Decke an, legte den Arm um sie und schmiegte mich ganz eng an sie.
    Im Schlaf legte sie ihren Kopf an meine Schulter. Ihr Atem streichelte meine Wange. Ein zauberhaftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Wovon träumte sie?
    Ich liebkoste ihren nackten Körper und küsste sie zärtlich.
    »Hmmm ...«, seufzte sie selig lächelnd und schlug die Augen auf. Sie schlang ihre Arme um meine Schultern, zog mich zu sich herunter und erwiderte meine Liebkosungen.
    »Ich bin so glücklich!«, flüsterte sie. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.«
    »Du hast mich nicht verloren. Ich bin hier, ganz nah bei dir.«
    »Ich liebe dich, Niketas.«
    »Und ich liebe dich.«
    Wir lagen eng umschlungen, als wollten wir einander nie mehr loslassen.
    »Willst du noch mal?«, hauchte sie.
    Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar und atmete tief den süßen Rosenduft ein. »Mhm.«
    »Du bist unersättlich!«, beschwerte sie sich lachend.
    »Und ich dachte, du hättest vorhin auch deinen Spaß gehabt«, neckte ich sie.
    »Den hatte ich!« Sie küsste mich auf die Lippen und zog mich zu sich herunter. »Du bist ein fantastischer Liebhaber!«
    Atemlos seufzend liebten wir uns sanft und zärtlich und ließen uns viel Zeit, uns gegenseitig zu streicheln und zu erregen - anders als beim ersten Mal in dieser Nacht, als wir uns, überwältigt von der Freude, den anderen wiedergefunden zu haben, sehr heißblütig unserer ungezügelten Leidenschaft hingegeben hatten.
    Das Gefühl, von ihrer Liebe eingehüllt zu werden, ihre Wärme zu spüren, ihr Herz schlagen zu hören, ihren Duft einzuatmen, tief in ihr geborgen zu sein, mich ihr mit Leib und Seele hinzugeben und mit ihr eins zu werden, war überwältigend schön. Vergessen war die lähmende Angst, nie mehr lieben zu können und nie mehr geliebt zu werden. Einsam zu sterben. Ohne Alessandra an meiner Seite, der Liebe meines Lebens, die bis zu meinem letzten Atemzug, meinem letzten Herzschlag und meinem letzten wachen Augenblick bei mir blieb.
    Ich war so glücklich, so ekstatisch glücklich! Ich fühlte mich so sinnlich, so lebendig, und mein Lebenslicht brannte so strahlend hell, als würde es niemals flackern und verlöschen wie vorhin jene Kerze.
    Als ich mich schwer atmend in die Kissen zurücksinken ließ, sah ich ihn im Licht des Mondes.
    Ein schwarzer Schatten!
    Er kam näher.
    Erschrocken tastete ich nach dem Dolch unter dem Kopfkissen. Dann erkannte ich ihn.
    Demetrios stand keine zwei Schritte vom Bett entfernt und blickte mit einem unergründlichen Lächeln auf unsere nackten Körper herab. Seine Augen funkelten wie die Klinge des Dolches in meiner Hand, als er sich wortlos abwandte, das Schlafgemach verließ und die Tür hinter sich schloss.

    Es war dunkel, als ich, nur von zwei Palastwachen mit Fackeln begleitet, in der folgenden Nacht nach dem Abendessen mit meinen Bischöfen die kaiserliche Residenz verließ. Das Treffen, das letzte vor der Eröffnungssitzung des Konzils in einigen Tagen, war alles andere als erfreulich gewesen. Viele der Bischöfe, die mir als Exarchos von Griechenland unterstanden, stimmten gegen die Union, allen voran die Kirchenfürsten aus dem Herrschaftsgebiet des Despoten Demetrios. Einer meiner Bischöfe bezeichnete mich als Verräter am orthodoxen Glauben, als Judas, der unseren Herrn Jesus Christus an Rom verriet‹, weil ich mich mit Papst Eugenius getroffen hatte. Was war der Preis für diesen Verrat? Dreißig Silberlinge? Oder der Kardinalspurpur?
    Ich schlug die Kapuze meines Mönchshabits hoch, verhüllte mein Gesicht und folgte meinen beiden Leibwächtern über die stille, von Fackeln beleuchtete Piazza Peruzzi zum Borgo.
    Als wir

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