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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mich und gürtete mich mit dem Schwert des Römers.
    Wer war er? Wer hatte ihn geschickt, um mich zu töten?
    Ich durchsuchte seine Kleidung und fand in der inneren Brusttasche seiner Jacke ein gefaltetes Pergament. Es war getränkt von seinem Blut.
    Mit spitzen Fingern entfaltete ich es, konnte im Licht der Sterne jedoch nur erkennen, dass es ein Brief war, dessen untere Hälfte nass vom Blut des Assassinos war. Ich streute Sand über das Pergament, damit es trocknete und die Tinte sich nicht noch mehr auflöste. Vielleicht verriet dieser Brief, wer er gewesen war. Oder wer den Mord an mir befohlen hatte.
    Nachdem ich den Assassino im Sand verscharrt hatte, machte ich mich auf den Weg zurück zur Synagoge.
    Der Ruf des Muezzins wehte zu mir herüber. Ich blickte zum Himmel empor, der mittlerweile in einem tiefen Blau erstrahlte. Bald würde es hell werden. Hinter einer Düne versteckt, beobachtete ich die Synagoge. Kein Feuerschein fiel durch das offene Portal. Alles war still. Wenn dort unten jemand auf mich wartete, dann lauerte er im Dunkeln.
    In der einen Hand den Dolch, in der anderen das Schwert des Römers, huschte ich hinüber zum Portal der Ruine. Ich glitt die Düne hinab, durchquerte das Tor und sprang zur Seite, mit dem Rücken zur Wand. Dort verharrte ich, bis sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten.
    Schritt für Schritt tastete ich mich durch den Gebetssaal, vorbei an der Flugsanddüne zur aufgebrochenen Tür. War noch jemand in der Genisa?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich steckte den Dolch ein und bückte mich, um eine Handvoll Sand ... Im düsteren Licht der Kerzen sah ich sie. Ein Schatten im Sand.
    Die Sandviper! Keine zwei Schritte von mir entfernt!
    Ich ließ den Sand zurück auf den Boden rinnen. Dann packte ich den Schwertgriff mit beiden Händen und richtete mich langsam auf, ohne die Viper aus den Augen zu lassen.
    Sie glitt näher heran.
    Ich schob den linken Fuß vor, bis ich einen sicheren Stand hatte, hob das Schwert über den Kopf und ließ die schwere Klinge niedersausen. Ein dumpfer Schlag. Sand spritzte hoch.
    Die Schlange war tot.
    Keuchend lehnte ich mich gegen die Wand neben der Tür zur Genisa und hob erneut die Waffe.
    War das Geräusch bis in die Kammer gedrungen?
    Ich wartete einige rasende Herzschläge lang, doch nichts geschah. Vorsichtig spähte ich in den Gang. Er war leer. Kerzenschein fiel durch das Loch in der Lehmziegelmauer. Das Licht flackerte wie von einem Luftzug bewegt. Aber kein Schatten regte sich.
    Ich atmete tief durch und schob das Schwert leise zurück in die Scheide. Durch die Tür schlüpfte ich in den eingestürzten Korridor. Zwei, drei, vier hastige Schritte, und ich stand neben der Lehmziegelmauer.
    Meine Hand umklammerte den Dolch, als ich mich vorbeugte und durch den Durchlass schaute.
    Auf den ersten Blick wirkte die Genisa verlassen ...
    ... was jedoch nicht bedeutete, dass mich niemand mit erhobener Klinge direkt neben dem Eingang erwartete, wenn ich in gebückter Haltung durch die Öffnung kroch.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und sprang. Mein Arm streifte die Lehmziegel, als ich durch den Durchlass hechtete, mit beiden Händen den Sturz auffing und mich über die Schultern abrollte. Sofort sprang ich auf - den Dolch in der Hand.

    Die Genisa war leer.
    Erschöpft ließ ich mich inmitten der Papyrusfetzen und Tonscherben auf den Boden sinken, zog den Brief aus meinem Gewand und entfaltete ihn. Das getrocknete Blut hatte ihn verklebt, und ich fürchtete um seine Lesbarkeit. Ich hielt ihn ins Licht der Kerzen.
    Zwei Drittel der Seite waren getränkt vom Blut des Römers. Die Tinte hatte sich aufgelöst. Die Schrift war unleserlich geworden. Das obere Drittel des Briefes war in einer schwungvollen Handschrift in Lateinisch aufs Pergament geworfen worden. Die wenigen Zeilen, die ich entziffern konnte, ermächtigten den Inhaber dieses Schreibens zu ... ja, wozu? Im Namen Jesu Christi sei ihm jede Unterstützung zu gewähren.
    Auch bei einem Mord?, dachte ich verbittert.
    Ein paar Zeilen weiter schwamm mein Name in einem Meer von Blut: Alessandra d'Ascoli. Der Rest des Briefes war nicht mehr zu enträtseln. In der letzten Zeile konnte ich ein verblasstes Wort identifizieren: ›Patri...‹
    Fassungslos starrte ich auf den Brief in meinen Händen. Wer hatte den Befehl gegeben, mich zu töten? Ein Geräusch - hinter mir!
    Ich ließ den Brief fallen, sprang auf und huschte zur Wand neben dem Eingang.
    Leise Schritte im

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