Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
das sich durch das Gewicht des Sandes immer mehr zu senken begann. Es blieb stehen. Ich bewegte mich erneut, versuchte es abzuschütteln - vergeblich! Es änderte die Richtung und wanderte nun an meinem Oberschenkel hinauf, verharrte einen Moment auf meinem Gesäß und marschierte dann unaufhaltsam weiter meinen Rücken hinauf.
Ich hielt die Luft an. Ein Skorpion!
Er musste sich in einer Felsnische verborgen haben, als ich mir mein Versteck grub. Und nun war er mit mir unter dem Tuch. Wenn ich mich bewegte, würde der Skorpion zustechen. Und wenn ich aufsprang, um dem giftigen Stachel zu entkommen, würde der Römer mich töten.
Zitternd vor Angst lag ich still, beobachtete durch den Spalt den Assassino, der mit dem Schwert zwischen den Dünen umherirrte und mich suchte, und achtete auf den Skorpion, der mit aufgerichtetem Stachel meinen Rücken hinauf bis zur linken Schulter krabbelte. Dort hielt er inne.
Ich vergrub mein Gesicht im Sand, um nicht vor Angst zu schreien. Meine Hand umklammerte den Nagel.
Der Skorpion setzte sich erneut in Bewegung. Von der linken Schulter wanderte er zu meinem Hals und verharrte an meinem langen dunklen Haar, das über Nacken und Schultern in den Sand floss. Dann spürte ich ihn an meinem Hinterkopf.
Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, drehte ich mein Gesicht noch weiter in den Sand, damit er mir nicht über Mund und Nase lief, falls ihm der Weg durch die langen, wirren Haare zu mühsam war. Ich atmete durch den Mund, um keinen Staub einzuatmen, der mich zum Niesen reizen würde.
Der Skorpion änderte die Richtung. Über meine Stirn machte er sich an den Abstieg zum Boden. Dann musste er direkt vor mir sein, doch in der Dunkelheit unter dem mit Sand bedeckten Tuch konnte ich ihn nicht erkennen. Nicht bewegen! Wenn er sich bedroht fühlte, würde er zustechen - mitten in mein Gesicht.
Schließlich hörte ich das leise Rascheln, als der Skorpion sich auf den Spalt zwischen Tuch und Sand zubewegte. Dann war alles ruhig. Er war weg!
Unaufhaltsam senkte sich das Gewand auf meine Schultern. Es war eine Frage der Zeit, bis der Sand links und rechts zur Seite rutschte und der dunkle Stoff sichtbar würde.
Ein Knirschen! Hinter mir - keine drei Schritte entfernt!
Hatte der Assassino mich gefunden?
Meine Faust umklammerte den Nagel. Ich spannte meine Schultern an. Dann stemmte ich mich mit aller Kraft hoch und riss beim Aufspringen das mit Sand bedeckte Tuch mit. Mit der linken Hand zog ich mir den Stoff vom Gesicht, während ich die rechte mit meiner Waffe zum Todesstoß erhob.
Erschrocken wirbelte der Assassino herum und riss sein Schwert hoch.
Der Schmerz durchzuckte meinen verletzten Fuß. Ich stolperte - zum Glück! Denn die Klinge des Schwertes verfehlte mich um Haaresbreite. Ich spürte den Lufthauch der niedersausenden Waffe auf meinem schweißnassen Gesicht, als ich mit erhobener Faust vorwärtsschnellte und den Mann umwarf. Gemeinsam fielen wir in den Sand und rangen keuchend miteinander.
Mit der Linken hatte er meine Hand mit dem Nagel ergriffen und versuchte die Spitze von seiner Kehle wegzuschieben, während er nach dem Griff des Schwertes tastete - er hatte es bei seinem Sturz verloren. Mit dem Fuß stieß ich es zur Seite, sodass er es nicht erreichen konnte. Dann lehnte ich mich mit aller Kraft gegen seinen Arm, der den rostigen Nagel von seiner Halsschlagader wegdrückte.
Er war ein trainierter Kämpfer und trotz seiner Wunden viel stärker als ich!
Auf ihm liegend, stützte ich mich mit dem linken Arm ab und ließ mein rechtes Bein zwischen seine Schenkel gleiten. Es gelang ihm, meine Hand mit der Waffe zur Seite zu stoßen. Er verzog die Lippen zu einem triumphierenden Grinsen. In diesem Augenblick zog ich mein Knie an und stieß es mit aller Kraft in seinen Unterleib. Er brüllte vor Schmerz und ließ meine Hand los.
Mit aller Kraft rammte ich ihm den langen Nagel in die Brust. Die Spitze prallte an einer Rippe ab, doch ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen. Blut tränkte seine Robe. Mit beiden Fäusten schlug der Assassino auf mich ein. Durch die heftigen Bewegungen rutschte der Nagel von der Rippe ab und drang bis zum Nagelkopf in seine Brust.
Ein Röcheln, ein letztes Zucken - dann war er tot.
Keuchend brach ich neben der Leiche zusammen. Ich dachte an Tayeb. Was war geschehen, nachdem ich aus der Synagoge geflohen war? Lebte er noch? Ich musste ihn suchen!
Schwankend erhob ich mich, kleidete mich an, nahm meinen Dolch wieder an
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