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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nicht Byzanz oder Rom! Hier fand das Konzil statt, das die Welt verändern würde.
    Wenige Tage nach dem Attentat auf Alessandra packte Caedmon seine Reisetruhe, um am nächsten Morgen nach Rom aufzubrechen.

    In jener Nacht bat mich der Papst noch sehr spät zu sich - er wollte vertraulich mit mir reden. Auf meinen Wunsch begleitete mich Caedmon nach Santa Maria Novella.
    Eugenius war sehr erregt, als er mich kurz nach Mitternacht allein in seinem Arbeitszimmer empfing. Sein Todfeind Filippo Maria Visconti, der Herzog von Mailand, bedrohte Florenz - aufgestachelt durch Cosimos Gegner Rinaldo degli Albizzi und die exkommunizierten Schismatiker in Basel, die es gewagt hatten, ihn seines Amtes zu entheben. Viscontis Condottiere Niccolò Piccinino zog mit seinem Heer nach Süden. Nach Florenz. Der Papst fürchtete, Piccinino könnte die Stadt erobern und ihn gefangennehmen. Dann wäre sein Leben keinen Fiorino mehr wert! Vitelleschi würde ihn verraten und sich mit dem Feind verbünden, um selbst den Thron Petri zu besteigen.
    In Florenz hatte sich der Wind gedreht und blies ihm nun eisig ins Gesicht. Warum waren die byzantinischen Häretiker noch nicht in die Knie gezwungen?, fragten sich die Florentiner. Wieso war Luca noch nicht heiliggesprochen? Weshalb wurde Florenz bedroht? Und wieso belagerte Giovanni Vitelleschi, der Feldherr der Kirche, mit seinem Condottiere Cesare Orsini eine Festung der Colonna vor den Toren Roms, statt sich mit seinem Heer den Truppen Piccininos entgegenzuwerfen? Seit Tagen trieben Kinder mit Mitren geschmückte Esel durch die Straßen und sangen auf der Piazza vor der päpstlichen Residenz Spottlieder auf Seine Heiligkeit.
    Besorgt um die Sicherheit des byzantinischen Kaisers, der Kardinäle, Metropoliten, Äbte und Kirchengelehrten hatte der Papst beschlossen, das Konzil nach Rom zu verlegen. Zwei Stunden zuvor hatte er dem Bannerträger seine Entscheidung mitgeteilt. Doch Cosimo hatte erwidert, falls der Papst die Stadt verlassen würde, könnten die Truppen der Republik Florenz ihn nicht vor Viscontis Heer schützen. Sollte der Heilige Vater vor seiner Ankunft in Rom gefangen genommen werden, sei Cosimo wegen der immensen Kosten des Konzils, das er aus eigener Tasche finanziere, nicht in der Lage, ein Lösegeld zu bezahlen. Und war der Pontifex in Rom wirklich sicher? Kämpfte Vitelleschi denn nicht seit Jahren mit den Colonna um die Macht in der Ewigen Stadt? Glaubte Seine Heiligkeit denn allen Ernstes, die Römer, denen er vor fünf Jahren nur durch überstürzte Flucht nach Florenz entkommen war, würden ihn nun begeistert vor den Toren der Stadt willkommen heißen und im Triumphzug zum Vatikan geleiten?
    Cosimo hatte ganz unverhohlen damit gedroht, Eugenius die zugesagten Kredite zu streichen, falls er beabsichtige, mit dem Konzil nach Rom umzuziehen. Mit anderen Worten: Keine Fiorini von der Banca Medici - kein Konzil - keine Kirchenunion.
    Dann hatte sich der Bannerträger mit demütiger Ehrerbietung von Seiner Heiligkeit verabschiedet. Der erboste Papst hatte Cosimo mit dem Kirchenbann gedroht und in seinem maßlosen Zorn das hölzerne Spielzeugpferd auf seinem Schreibtisch zerbrochen.
    Eugenius suchte meinen Rat. Cosimo und ich seien doch befreundet - ob ich nicht vernünftig mit ihm reden könne? Die römische Kirche sei wegen des langen Schismas mit drei Gegenpäpsten und der selbstherrlichen Machtpolitik seines Amtsvorgängers, des Colonna-Papstes, bankrott. Und ohne Cosimos Fiorini sei er nicht in der Lage, die immensen Kosten für die kaiserliche Hofhaltung sowie die Verpflegung der griechischen Delegation zu bezahlen. Das Konzil dürfe nicht scheitern!
    Ich versprach ihm, noch in dieser Nacht mit Cosimo zu reden - unter zwei Bedingungen: Das Konzil solle in Florenz bleiben. Und die byzantinische Delegation dürfe nicht länger zum demütigen Kniefall vor dem römischen Papst gezwungen werden.
    Er wusste, worauf ich abzielte: Seit Eröffnung des Konzils in Florenz waren seine Kardinäle in mehreren erbitterten Glaubensdisputationen mit Basilios und Markos unterlegen. In den folgenden Sitzungen ließen die Lateiner die Griechen aus Furcht vor einer weiteren Niederlage gar nicht mehr zu Wort kommen. Erst an diesem Morgen hatte Isidor, bis vor wenigen Tagen ein entschiedener Verfechter der Kirchenunion, unter Protest die Konzilssitzung verlassen und mir sein Leid geklagt: »Wenn in der Arena nur ein Kämpfer auftritt, gibt es keinen Zweifel, wer gewinnen wird!«
    Ich versprach

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