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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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habt?«
    »Es ist nicht weit von hier.«
    »Im Palazzo d'Ascoli?«
    »Ja.«
    »Darf ich es sehen?«
    »Sobald Ihr aus Rom zurückgekehrt seid und mir berichtet, dass Vitelleschi tot ist.«
    »Schwört es!«
    Ich hob die Hand. »Ich schwöre, dass ich Euch das Evangelium zeigen werde - falls Ihr es wirklich sehen wollt.«
    »Warum sollte ich es nicht sehen wollen?«, fragte er misstrauisch.
    »Falls Ihr ernsthaft in Erwägung zieht, die Karriere in der römischen Kirche zu machen, die Euch der Papst in Aussicht gestellt hat, solltet Ihr Euer Gewissen nicht mit diesem Evangelium belasten. Ich warne Euch, Caedmon: Lasst die Finger von der Büchse der Pandora!«
    »Belastet das Evangelium Euer Gewissen?«
    »Und wie! Ich habe mich entschlossen, es nicht zu veröffentlichen, obwohl ich damit Natanaels Vision der Annäherung von Judentum und Christentum zunichte mache. Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Und Niketas auch nicht.«
    Er nickte stumm.
    »Wenn Ihr aus Rom zurückkehrt, werde ich Euch zum Papst begleiten, Caedmon. Er wird Euch einen glänzenden Aufstieg ermöglichen. Wie er es Euch versprochen hat.«
    Er antwortete nicht.
    »Caedmon, wisst Ihr noch, was Ihr Euch selbst geschworen habt? Nie wieder arm sein, nie wieder hungrig, nie wieder schwach, nie wieder machtlos und verachtet! Ich kann verstehen, dass Ihr nach den Jahren der Demütigungen nicht mehr der Bankert einer rechtlosen Kammerzofe sein wollt, sondern der angesehene Sohn eines Earls - eines der mächtigsten Männer am englischen Hof.
    Ich weiß, wie man sich als verachteter Bastard fühlt, als Kind der Liebe, das nicht geliebt wird, auch wenn es sich noch so sehr danach sehnt. Und noch so hart dafür arbeitet. Liebe könnt Ihr nicht kaufen, Caedmon - nicht mit Macht, nicht mit Gold und nicht mit Wissen. Anerkennung und Respekt hingegen schon - durch entschlossenes Handeln.«
    Er nickte versonnen. Er wusste, was ich meinte. »Nehmt Euch ein paar Tage Zeit, und denkt in Ruhe darüber nach, was Ihr künftig tun wollt, Mylord.«

Kapitel 22

    Alessandra folgte Scarampos Rat und blieb einige Tage im Bett, um sich von dem Attentat zu erholen. Sie war blass, zittrig und zu Tode erschöpft, und ich ließ sie keinen Moment allein. Ich sagte alle Termine ab - das Abendessen mit Giuliano Cesarini, die Beratungen mit Markos Eugenikos, das Treffen mit meinen aufsässigen Bischöfen. Ich wich nicht von ihrem Bett, während sie schlief, lag neben ihr und redete mit ihr.
    Basilios kam in den Palazzo, um mit mir über seinen Streit mit dem Kaiser zu reden, aber ich weigerte mich, ihn zu empfangen. Er hatte mir nicht vergeben, dass ich Alessandra liebte - nicht als Priester, nicht als Freund. Ich ließ ihm ausrichten, dass ich keinen Sinn darin sah, mich erneut mit ihm zu streiten. Zwischen uns sei alles gesagt.
    Mit Caedmon führte ich in diesen Tagen lange und sehr ernsthafte Gespräche. Er bekannte, wie sehr es ihn reute, dass er die Schuld an Natanaels Tod trug. Wie gern hätte er mir meinen Bruder zurückgegeben!
    Caedmon wagte nicht, mich um Vergebung anzuflehen, um sich von seiner Schuld reinzuwaschen. Er nahm sie schweigend auf sich, ohne mir vorzuhalten, wie sehr er selbst um sein Leben gefürchtet hatte. Und das rechnete ich ihm trotz meiner widerstreitenden Gefühle hoch an.
    Unsere Beziehung änderte sich nach seinen sehr gefühlvollen Aussprachen. Seine Trauer um Marco Colonna berührte mich tief. Caedmon und ich - wie Alessandra weinten wir um einen geliebten Menschen, der uns mit Gewalt entrissen worden war und eine Lücke in unserem Leben hinterließ, eine schmerzhafte Wunde in unserem Herzen, die so schnell nicht heilen würde.
    Trotz allem, was er Alessandra und mir angetan hatte, trotz meiner Trauer, trotz meines Zorns, schätzte ich Caedmon. Er war aufrichtig, entschlossen und loyal. Ich mochte seine stille, liebenswürdige Art und vertraute ihm. Wir redeten stundenlang über seine Reise nach Rom, wo er Marcos Tod rächen wollte. Caedmon versicherte mir, dass Alessandra ihm nicht befohlen habe, den Kardinal des Satans zu töten, um blutige Vergeltung für den Mord an ihrem Vater zu üben. Sie überließ ihm die Entscheidung, was er tun würde, sobald er Vitelleschi das gefälschte Evangelium übergeben hatte.
    Caedmon wollte nicht nach England zurückkehren, sondern in Italien bleiben. Florenz, die Stadt der humanistischen Gelehrsamkeit, gefiel ihm besser als das verschlafene Canterbury. Florenz war der Mittelpunkt der christlichen Welt,

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