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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nahm ich wahr, wie Vitelleschi uns mit geballten Fäusten beobachtete.
    »Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Cesare. Seine Heiligkeit hat mir viel von Euch erzählt. Erhebt Euch! Ihr müsst in meiner Gegenwart nicht knien. Ihr seid ein entfernter Cousin von Alessandra, nicht wahr?«
    »Das stimmt, Euer Eminenz. Wir sind über ihren Großvater verwandt, den Conte Marcantonio Colonna.«
    Ich nickte und wandte mich wieder an Vitelleschi. »Da fällt mir ein, Giovanni: Seine Heiligkeit wünscht, dass Ihr Euren Gefangenen Lorenzo Colonna nach Florenz schickt. Er will selbst mit ihm reden.« Leandros gab mir ein gefaltetes Pergament, das ich an den Kardinal weiterreichte. »Seine Heiligkeit beglückwünscht Euch zu Eurem Sieg in Zagarolo.«
    Vitelleschi riss mir den Brief aus der Hand und starrte betroffen auf das päpstliche Siegel. Dann zerbrach er es, entfaltete den päpstlichen Befehl und überflog das Dokument, das Eugenius mir mitgegeben hatte.
    »Seine Heiligkeit weiß, dass Ihr hier seid«, stellte er schließlich fest. Er wirkte verunsichert.
    »Ich kann nicht kurz vor dem Ende des Konzils Florenz verlassen, ohne mit ihm darüber zu sprechen.«
    »Das Ende des Konzils?«, fragte er und hob die Augenbrauen. »Habt Ihr die Gabe der Prophetie ... Niketas?«
    »Nein, Giovanni«, lächelte ich kalt. »Aber ich habe am 14. April die dogmatische Rede gehört, die der Metropolit von Nikaia in Santa Maria del Fiore gehalten hat. Seine Auslegung des Filioque ist für beide Seiten annehmbar, da bin ich mir mit Gabriel einig. Hat sein Sekretär Euch denn keine Mitschrift von Basilios Bessarions Vortrag zukommen lassen?«
    Vitelleschis Mundwinkel zuckten, als ich Fra Domenico erwähnte.
    Hatte Alessandra Recht mit ihrer Annahme, dass der Sekretär des Papstes sein Spitzel war? So schien es!
    Ich wandte mich an meinen Sekretär. »Bitte stellt Seiner Eminenz Eure Mitschrift von Bessarions Rede zur Verfügung.«
    Leandros nahm ein Notizbüchlein vom Tisch und gab es Vitelleschi. »Seine Seligkeit hat die Rede auf Griechisch gehalten. Falls Eure Eminenz eine lateinische Übersetzung wünschen, werde ich ...«
    Vitelleschi hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. »Nicht nötig!« Dann wandte er sich wieder an mich. »Das Unionsdekret wird also bald unterzeichnet?«
    »In den nächsten Wochen.«
    »Patriarch Joseph liegt im Sterben ...«
    »Sein Nachfolger wird die Kirchenunion schließen und dem Papst die Hand zum Bund reichen«, erklärte ich mit fester Stimme und ließ offen, wen ich für den nächsten Patriarchen von Konstantinopolis hielt. Wen er dafür hielt, sagten mir sein verkniffener Blick und die zusammengepressten Lippen.
    »Gabriel und ich sind uns einig, dass das Boot, in dem wir alle sitzen, nur einen Kapitän haben kann. Und dass dieser sich mit seinem Ersten Offizier über den Kurs verständigen sollte, damit wir künftig mit vereinten Kräften in eine Richtung rudern.«
    Vitelleschi wusste von Fra Domenico, dass der Papst mit mir ›inter Pares‹ gesprochen hatte, und doch zog er die Augenbrauen zusammen, als ich den Papst vertraulich beim Vornamen nannte.
    »Und welcher Kurs ist das?«, fragte er irritiert.
    »Nach Osten«, orakelte ich. »Byzanz liegt im Osten.«
    Tayeb betrat wie verabredet den Saal und kam zu mir herüber. Er verneigte sich und sprach mich auf Arabisch an: »Ich war im Castel Sant’Angelo und habe mit Antonio Rido gesprochen. Alessandra geht es gut.«
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte ich ebenfalls auf Arabisch.
    »Sie wurde gerade in die Sakristei der Basilika gebracht. Der Junge ist bei ihr.«
    »Konntest du mit ihr sprechen?«
    »Nein, sie wird streng bewacht.«
    »Trägt sie Ketten?«
    »Nein.«
    Vitelleschi, der kein Arabisch sprach, hatte nur wenige Worte verstanden: Castel Sant’Angelo, Antonio Rido und Alessandra. Wütend starrte er hinüber zu Fra Mariano, der den Blick gesenkt hielt, und fragte sich, ob der Prior ihn verraten hatte, wie es der Kommandant der Engelsburg, ein enger Freund seines Erzfeindes Scarampo, offenbar getan hatte.
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nachdem Alessandra nun eingetroffen ist, sollten wir mit den Verhandlungen beginnen.«
    Überrascht starrte er mich an, dann nickte er schweigend.
    Ich trat zum Tisch und öffnete den Deckel von Alessandras Rosenholzkassette, um ihm die Fragmente des gefälschten Evangeliums zu zeigen.
    Wie gebannt starrte Vitelleschi auf die Papyrusschnipsel, deren hebräische Schrift er nicht lesen konnte. Als er die

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