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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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einer Seite aufgeschlitzt worden war. Und dort befand sich auch Alessandras Rosenholzkassette mit dem gefälschten hebräischen Evangelium.
    Ich öffnete meine Reisetruhe, legte das von Patriarch Joseph unterzeichnete Dokument neben das Bett und zog schließlich einen gefalteten Basilianerhabit unter Alessandras Kleidern hervor. Während ich mich entkleidete, brachte Leandros eine Schüssel mit Wasser.
    »Bitte entschuldigt meine Worte vorhin auf dem Forum«, begann er, als er das Gefäß abstellte. »Es war nicht recht, dass ich Euch gesagt habe, wie gern ich in Florenz bleiben würde, anstatt nach Athen zu ...«
    »Schon gut, Leandros!«, unterbrach ich ihn. »Ich verstehe Euch sehr gut. Wünscht Ihr, dass ich Euch von Euren Gelübden entbinde?«
    »O nein!«, wehrte er betroffen ab. »Ich will Mönch bleiben. Als Dominikaner in San Marco. Ich glaube, dass der Papst Fra Antonino in den nächsten Jahren zum Erzbischof von Florenz ernennen wird.«
    »Cosimo ist derselben Meinung.«
    »In einem hellenisierten Florenz wird Erzbischof Antonino Pierozzi einen Sekretär benötigen, der Griechisch spricht.« Leandros grinste verschmitzt, nahm das Rosenholzkästchen und verschwand.
    Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, zog ich mir den schlichten Basilianerhabit über und begab mich wieder hinunter in den Thronsaal. Inzwischen war der Prior eingetroffen.
    »Euer Eminenz!« Fra Mariano da Palestrina kniete nieder und küsste meine Hand, obwohl ich, wie er, als Mönch gekleidet war. Also kannte er die Gerüchte um meine Ernennung.
    »Bitte erhebt Euch, Frater! Wisst Ihr, warum ich Euch hergebeten habe?«
    Er wand sich unter meinem Blick. »Ähm ... ehrlich gesagt, nein.«
    »Ihr habt Alessandra d'Ascoli im Kerker Eures Klosters gefangen gehalten.«
    »Das stimmt, Euer Eminenz!«, gestand er und faltete unruhig seine Hände. »Auf Befehl von Kardinal Vitelleschi.«
    »Alessandra sagte mir, Ihr wärt ein Gefolgsmann der Colonna.«
    Er blickte sich um, ob jemand außer Leandros unser Gespräch belauschte, dann nickte er stumm.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist in der Engelsburg, jedoch nicht in Ketten im Verlies. Antonio Rido behandelt sie gut.«
    »Habt Ihr sie gesehen?«
    »Ja, Euer Eminenz. Ich habe sie gestern besucht, um ihr die Beichte abzunehmen. Sie wartet auf Euch. Sie ...« Er wich meinem Blick aus. »... sie liebt Eure Eminenz.«
    »Und ich liebe sie. Wehe dem, der ihr das alles angetan hat.«
    Fra Mariano erbleichte. »Es geschah auf Befehl von Kardinal Vitelleschi!«, beteuerte er hastig.
    »Das weiß ich«, beruhigte ich ihn. »Ich habe den Patriarchen in den Lateranpalast gebeten, damit er sich für seine selbstherrliche Tat vor mir rechtfertigt.«
    »Ihr habt ihn ...« Er verstummte, sichtlich erschrocken.
    »Ich wünsche, dass Ihr bei dieser Audienz zugegen seid.«
    Der Prior schluckte trocken. »Wie Ihr wollt, Euer Eminenz.«
    »Habt Ihr den Stadtplan von Rom mitgebracht, um den ich gebeten hatte?«
    »Selbstverständlich!« Er wies auf den Tisch in der Mitte des Thronsaals, wo neben dem Kästchen mit dem Evangelium ein großes Pergament ausgebreitet lag.
    »Kann ich von einem der Hügel aus das Meer sehen?«, fragte ich mit Blick auf die Karte. »Vom Palatin vielleicht?«
    »Nein, Euer Eminenz.«
    »Das ist schade! Von meinem Kloster in Konstantinopolis habe ich einen fantastischen Blick auf den Bosporus.« Ich seufzte. »Das Meer werde ich vermissen.«
    Fra Mariano sah mich verunsichert an: Gedachte ich denn, in einem Palast auf dem Palatin zu residieren?
    »Ich werde einige Tage in Rom bleiben«, eröffnete ich ihm. »Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich morgen das Grab des heiligen Paulus besuchen.«
    »Falls Ihr einen Führer zu den Sehenswürdigkeiten wünscht, stehe ich Euch sehr gern zur Verfügung.«
    »Danke, Frater, aber das ist nicht nötig. Alessandra wird mir die heiligen Stätten zeigen. Nach dem Trubel des Konzils in Florenz sehne ich mich nach ein wenig Ruhe und Besinnung.«
    »Selbstverständlich!«, murmelte er. »Falls ich Eurer Eminenz während Eures Aufenthaltes in Rom auf irgendeine andere Weise behilflich sein kann ...«
    »Das könnt Ihr, Frater!« Ich wandte mich an meinen Sekretär. »Leandros, wärt Ihr so freundlich, mit dem Prior zu besprechen, was ich benötige?«
    »Aber gewiss!« Er führte Fra Mariano einige Schritte zur Seite und trug ihm meine Wünsche vor.
    Ich kehrte zum Fenster zurück und blickte hinunter auf den Platz mit dem Reiterstandbild des Marcus Aurelius. Die

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