Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
des Konzils zu verschieben. Sobald der Papst und ich das Unionsdekret unterzeichnet haben, werde ich deinen Rücktritt akzeptieren. Das verspreche ich dir!« Ich zögerte.
»Das Konzil darf nicht scheitern!«, beschwor er mein Gewissen.
»Es ist besser, wenn ich nicht länger am Konzil teilnehme, da ich der Kirchenunion im Weg stehe.«
»Nein, Niketas, nein! Die Beendigung des Schismas und die Einigung mit dem Papst sind notwendig! Das hast du selbst gesagt, als du mit den beiden Legaten, die Eugenius nach Konstantinopolis entsandte, die Verhandlungen geführt hast! Erinnerst du dich?«
»Ja, ich erinnere mich. Aber ich ...«
»Vor einem Jahr haben wir Byzanz verlassen - und was haben wir seitdem erreicht? Nichts! Keiner der italienischen Fürsten ist zum Konzil gekommen oder hat uns militärische Unterstützung für einen Kreuzzug gegen den türkischen Sultan versprochen. Und nun drohen die Konzilsverhandlungen zu scheitern. Nach dem Ausbruch der Pest im August sind viele orthodoxe Bischöfe gegen meinen ausdrücklichen Befehl abgereist. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben, dass wir uns mit dem Papst einigen könnten.
Griechen und Lateiner sind enttäuscht, gereizt und verlieren die Geduld. Dein Freund Basilios sprüht Funken des Zorns, weil der Bischof von Ferrara orthodoxe Messen in seinen Kirchen verbietet. Und Markos von Ephesos erhebt seine Stimme gegen mich und droht mir, das Konzil zu verlassen und nach Hause zu segeln. Er weigert sich, das Unionsdekret zu unterzeichnen.
Wenn du während des Konzils als Metropolit von Athen abdankst, der Metropolit von Nikaia die Hoffnung auf eine Einigung mit dem Papst aufgibt und der Metropolit von Ephesos sich seinem Kaiser widersetzt und abreist, ist alles verloren!«
Ich barg mein Gesicht in den Händen und schwieg.
Ioannis musste sich verraten fühlen, wenn ich ihn im Stich ließ. Ich hatte in Konstantinopolis die Verhandlungen mit den beiden päpstlichen Gesandten geführt. Ich hatte während der Beratungen der Metropoliten für die Kirchenunion gestimmt. Ich hatte ihm zur Reise nach Ferrara geraten. Ich trug die Verantwortung und konnte sie nicht einfach ablegen wie die Mitra des Erzbischofs.
»Was ist geblieben vom einstigen Stolz des Byzantinischen Reiches?«, fuhr Ioannis fort. »Die Stadtmauern von Konstantinopolis, einstmals Hauptstadt der Welt, sind die Grenzen des Reiches! Mein Herrschaftsgebiet ist nicht einmal halb so groß wie die Republik Florenz, die Cosimo regiert.
Byzanz liegt in Trümmern, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Sultan Murad die Stadt erobert. Das ist dann das Ende des tausendjährigen Byzanz. Und es ist der Todesstoß für das Imperium Romanum, das ich als Nachfolger der römischen Kaiser beherrsche.«
»Ich kann meinen Glauben nicht verraten. Und ich kann nicht gegen mein Gewissen handeln!«
»Ich bringe dasselbe Opfer wie du!«, erinnerte er mich ernst. Meine Worte hatten ihn verletzt. »Und mit meinem Glauben, meinem Gewissen und meinem Seelenfrieden werfe ich noch meinen Stolz und meine kaiserliche Würde auf diesen Brandopferaltar!«
Traurig schüttelte ich den Kopf. »Ioannis, ich kann es nicht!«
»Gott weiß, wie oft ich den Tag verflucht habe, als Natanael nach all den Jahren aus Jerusalem zurückkehrte und dich während der Verhandlungen mit den beiden Legaten im Palast besuchte!«, rief er zornig. »Dieser Jude ist schuld an deiner Glaubenskrise! Er hat dich an eure gemeinsame Kindheit erinnert. Er hat dir diese furchtbaren Häresien in den Kopf gesetzt.«
»Das ist nicht wahr!«
»Ach nein?«, erregte er sich. »Du besuchst mit Natanael den Synagogengottesdienst. Du teilst mit ihm Brot und Wein. Du betest mit ihm auf Hebräisch! Manchmal glaube ich, er habe dich bereits bekehrt! Komm zur Besinnung, Niketas!«
»Das habe ich im Kloster getan! Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde abdanken - mit oder ohne dein kaiserliches Einverständnis. Den Rest meines Lebens werde ich als Mönch in meinem Kloster verbringen und mich meinen Studien widmen. Ich hoffe, dass mir noch genug Zeit bleibt, mein Buch über Paulus zu Papier zu bringen, bevor mir der Tod die Feder aus der Hand nimmt. Wenn nicht, kannst du mein unvollendetes Manuskript mit mir begraben.«
Ioannis schwieg betroffen und starrte einige Herzschläge lang ins Kaminfeuer. Schließlich entrang er sich ein trauriges »Ich habe vergessen, wie schlimm es um dich steht. Es tut mir leid!«.
»Schon gut«, winkte ich ab.
»Von all meinen
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