Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Kerzenflamme erhitztes Siegelwachs. Ich ließ das flüssige Wachs auf das Pergament tropfen und siegelte es mit dem Wappen der Colonna auf meinem Ring. Er hatte meinem ermordeten Großvater gehört: dem Conte Marcantonio Colonna, dem Condottiere der Kirche.
    Ich erhob mich und reichte Giacomo das Schreiben. Er hatte seine Tasche bereits gepackt. »Übergib diesen Brief nur Luca d’Ascoli persönlich. Unser Haus liegt an der Südseite der Piazza del Duomo, direkt neben der Kathedrale - du kannst es nicht verfehlen. Sollte mein Vater nicht da sein, kannst du ihn Vittorino da Verona anvertrauen. Er leitet das Scriptorium.« Als Giacomo nickte, fügte ich hinzu: »Wenn du das Siegel auf diesem Brief vorzeigst und dem Verwalter sagst, ich habe dich geschickt, wirst du im Palazzo Medici in Pisa ein Pferd für die Reise nach Florenz erhalten. Verliere keine Zeit, Giacomo! Es geht um Leben und Tod!«
    Mit einem zutiefst besorgten Blick trat Antonio näher. »Als Ihr eben Pisa erwähntet, fiel mir ein, dass der Segler einen Brief aus Florenz für Euch mitgebracht hatte. Er wurde gestern Abend abgegeben, nachdem Ihr den Funduk verlassen hattet. Giacomo hatte ihn unter Eurer Tür durchgeschoben.« Er überreichte mir ein Schreiben aus feinstem Pergament. Ich kannte das Siegel. Cosimo hatte mir geschrieben.
    Um Himmels willen, dachte ich ängstlich, was hat er mir zu sagen? Doch nicht ... O mein Gott: Luca!
    Mit zitternden Fingern riss ich das Siegelwachs ab und entfaltete das Pergament. Mein Blick flog über die Zeilen.
    Cosimos Brief war ein einziges ›Mea culpa, mea maxima culpa‹. Meine Tränen, als ich ihn verließ und die Tür hinter mir zuschlug, und meine überstürzte Abreise aus Florenz hätten ihn zur Besinnung gebracht. Was geschehen war, tue ihm unendlich leid, und er hoffe, dass ich ihm vergeben könne. Ihm läge sehr viel an unserer Versöhnung und unserer Freundschaft.
    ›In den nächsten Tagen werde ich wie geplant nach Ferrara reisen, um den Papst zu bitten, das Konzil nach Florenz zu verlegen. Es ist sehr schade, dass du mich nicht begleiten kannst. Wie gern hätte ich dich dem Basileus vorgestellt. Und wie sehr hätte ich ein paar unbeschwerte Tage mit dir in Ferrara genossen - fernab vom höfischen Zeremoniell und den Ritualen der Macht.
    Noch vor Epiphanias werde ich nach Florenz zurückkehren. Ich wünschte, dass du mir dann mit einem strahlenden Lächeln stolz verkündest, du habest die berühmte Bibliotheca Alexandrina entdeckt. Aber noch mehr hoffe ich, dass du mich umarmst und mit vergibst. Ich wollte dir doch niemals wehtun. Ich vermisse dich. Cosimos.‹
    Sein Brief traf mich ins Herz. Er gab sich die Schuld, sich allein. Doch zu Unrecht! Wie er hatte ich die Beherrschung verloren und war nun zutiefst beschämt.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Antonio.
    Ich schüttelte den Kopf. Kein Wort von einem Attentat auf Luca.
    »Cosimo de' Medici bittet mich, vor meiner Abreise noch ein paar Dinge für ihn zu erledigen«, log ich, um Antonio eine Erklärung zu geben, warum ich trotz des Attentats und trotz der Bewaffneten, die mich am Brunnen erwarteten, nicht das nächste Schiff nach Hause nahm. »Ich werde nach Kairo an den Hof von Sultan Sayf ad-Din Jaqmaq reisen. Er ist ein sehr gebildeter Herrscher und fördert Kultur und Wissenschaft. Er wird mich empfangen.«
    »Nach Kairo!«, rief er aus. »Ich hatte gehofft, ich könnte Euch überreden, mich nach Venedig zu begleiten. Mein Schiff segelt in vier Tagen ...«
    »Danke, Antonio, aber ich kann noch nicht zurückreisen. Ich schulde ihm diesen Gefallen. Würdet Ihr mein Gepäck hier im Funduk deponieren, wenn Ihr nach Venedig abreist?«
    Er nickte - enttäuscht, dass ich ihn nicht begleiten wollte.
    Ich trat zu meiner Reisetruhe und holte einen Stapel Bücher heraus, die ich in den letzten Wochen gekauft hatte. »Diese wertvollen Folianten will ich nicht im Funduk lassen, wenn ich nach Kairo reise. Würdet Ihr mir den Gefallen tun, sie nach Venedig mitzunehmen?«
    »Selbstverständlich.« Er lächelte resigniert. »Denn so kann ich sicher sein, dass Ihr mich schon bald besuchen kommt. Das würde mich sehr glücklich machen.«
    »Ich werde kommen!«, versprach ich - erleichtert, dass die kostbaren Folianten in Sicherheit waren. »Aber jetzt muss ich den Funduk verlassen, bevor die Wachen am Brunnen misstrauisch werden.«
    Ich faltete Cosimos Brief zusammen und schob ihn unter mein Gewand. Dann zog ich ein Kleid aus florentinischem Tuch aus meiner

Weitere Kostenlose Bücher