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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Alessandra d'Ascoli.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    Es klopfte. Cosimos Sekretär trat ein und meldete noch ganz außer Atem: »Marco Vespucci ist hier, Euer Exzellenz!« Er war in die Via Porta Rossa geeilt, um den Notar zu holen.
    »Er soll hereinkommen!«, befahl Cosimo.
    Marco Vespucci betrat den Raum. »Euer Exzellenz. Alessandra. Ich war tief erschüttert, als ich vom Tod Eures Vaters erfuhr. Es tut mir sehr leid.«
    Ich nickte.
    Cosimo ergriff das Wort. »Marco, ich habe Lucas Testament gelesen, das verschiedene Dokumente enthält, die Ihr am 12. Januar auf seinen Wunsch verfasst habt. Ich wollte Alessandra gerade erklären, warum ihr Vater sie enterbt hat. Würdet Ihr uns den Sinn dieser Schriftstücke erläutern?«
    »Selbstverständlich, Euer Exzellenz!« Vespucci nahm ein Dokument vom Schreibtisch. »Mit Eurer Unterschrift auf diesem Schriftstück nehmt Ihr das Erbe an. Alessandra kann nicht erben, weil sie ein uneheliches Kind ist. Luca wollte verhindern, dass sein Besitz entweder an die Kirche fällt, falls Kardinal Colonna erbt, oder an die Republik Florenz, falls es keinen legitimen Erben gibt. Deshalb hat er Euch als Erben benannt. Das ist völlig legal. Allerdings kann Lucas Tochter das Testament anfechten und gegen Euch prozessieren. Seine Eminenz, Kardinal Colonna, wiederum kann ...«
    »Ich bitte Euch, Marco, erspart uns die Einzelheiten!«, unterbrach ihn Cosimo.
    »Mit Eurer Unterschrift auf diesem Dokument übertragt Ihr Alessandra durch Schenkung alle Vermögenswerte, die ihr Vater ihr nicht vererben konnte.«
    »Und der Gesellschaftsvertrag?«, fragte Cosimo.
    »Alessandra verkauft Euch einen Geschäftsanteil von zehn Prozent an ihrem Unternehmen, inklusive Gewinnbeteiligung. Dafür tretet Ihr gegenüber den Prioren als Mitglied der Gilde auf, anstelle von Alessandra, die als Frau ja kein Zunftmitglied sein kann. Als Gesellschafter stimmt Ihr zu, dass sie die Geschäfte des Unternehmens fuhrt, wie sie es in den vergangenen Jahren getan hat.«
    Wortlos griff Cosimo zur Feder im Tintenfass, setzte seine Unterschrift unter die meines Vaters, zog ein neues Pergament zu sich heran und schrieb einige Zeilen. Dann nahm er das Siegelwachs, erhitzte es in der Flamme einer Kerze und siegelte die Dokumente, bevor er sie mir reichte.
    Der Zettel war eine Anweisung über den Gegenwert von zehn Prozent der Geschäftsanteile des Unternehmens, das mit meiner Unterschrift mir gehören würde.
    Ich unterzeichnete den Vertrag und setzte mein Siegel unter meinen Namenszug.
    »Darf ich als dein Gesellschafter einen Vorschlag machen?«, fragte Cosimo.
    »Selbstverständlich!«, nickte ich und steckte die Feder ins Tintenfass.
    »Die Amtszeit der Prioren endet in fünf Wochen. Lass uns den Vertrag auf Anfang April datieren.«
    »Einverstanden.« Ich zog das Schriftstück zu mir heran und ergänzte das Datum 1. April 1439.
    Vespucci beglaubigte unsere Unterschriften und Siegel.
    »Marco, würdet Ihr bitte Abschriften des Gesellschaftsvertrages erstellen lassen und alles Notwendige in die Wege leiten, damit Alessandra das Erbe ihres Vaters antreten kann?« Cosimo reichte ihm die Anweisung. »Bitte veranlasst, dass dieses Geld einem Konto gutgeschrieben wird, über das Alessandra uneingeschränkt verfügen kann.«
    »Wie Ihr wünscht, Euer Exzellenz.« Marco Vespucci nahm das Testament und die Verträge und verabschiedete sich.
    Als er gegangen war, erhob ich mich. »Ich werde jetzt gehen.« Cosimo geleitete mich bis zur Tür.
    »Ich habe neue Bücher aus Alexandria mitgebracht. Willst du mich in den nächsten Tagen besuchen? Wir könnten sie uns gemeinsam ansehen.«
    Er strich mir über die Wange, hob mein Kinn und liebkoste mich zärtlich. »Ich werde morgen Nachmittag zu dir kommen, Carissima«, versprach er. »Vor dem Empfang des Papstes.«
    Wir umarmten und küssten uns. Dann verließ ich ihn.

    Sobald ich mit Tayeb, Alexios und Tito in den Palazzo zurückgekehrt war, besprach ich mit dem Koch das Abendessen für Niketas. Dann rief ich Vittorino zu mir. Ich bestätigte ihn in seiner Funktion als Leiter des Scriptoriums, erweiterte seine Handlungsvollmacht erheblich, erklärte ihm, dass Tayeb als mein Sekretär und Vertrauter ihm gegenüber weisungsbefugt sei, und bat ihn, nach Lucas Begräbnis zehn weitere Scriptoren einzustellen - während des Konzils würden wir mehr Bücher kopieren und verkaufen denn je. Außerdem informierte ich ihn, dass Cosimo nun Gesellschafter des Unternehmens war, dass ich erhebliche

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