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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Dass er nur drei Tage später nach Neapel gereist ist, habe ich erst erfahren, als ich zurückkam.«
    »Nach seiner Rückkehr aus Neapel hat er den Notar der Banca Medici, Marco Vespucci, zu sich bestellt und zwei Stunden lang unter vier Augen mit ihm gesprochen. Dieses Testament ...« Ich wies auf das gesiegelte Schriftstück auf dem Tisch. «... datiert vom 12. Januar 1439.«
    »Um Gottes willen!« Cosimo nahm als Testamentsvollstrecker den Letzten Willen an sich, um das Siegel zu zerbrechen, und setzte sich mir gegenüber auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch.
    Eingefaltet in das gesiegelte Dokument waren mehrere eng beschriebene Schriftstücke, die er stirnrunzelnd betrachtete und dann auf den Tisch legte, um sehr aufmerksam das Testament zu lesen. Beunruhigt umklammerte ich die Armlehnen des Sessels, als Cosimo verwirrt den Kopf schüttelte und das Testament zum zweiten Mal las. Schließlich warf er das Schriftstück auf den Schreibtisch und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Was ist denn?«, fragte ich bestürzt.
    Seufzend lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah mir in die Augen. »Luca hat dich enterbt.«
    »Er hat was getan?«
    »Um dich zu schützen, hat er dir nichts vermacht. Das hat er in seinem Testament erklärt: Als illegitime Tochter kannst du sein Vermögen nicht erben.«
    Mein Vater hatte mich enterbt!
    Cosimo sprang auf, eilte zur Tür seines Arbeitszimmers und rief nach seinem Sekretär. »Lasst Marco Vespucci holen! Er ist in der Banca Medici in der Via Porta Rossa. Er soll sofort kommen.«
    »Wann wollt Ihr ihn seh...?«
    »Jetzt!«
    »Wie Ihr wünscht, Euer Exzellenz!« Der Sekretär eilte davon.
    Cosimo schloss die Tür und ließ sich wieder auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. »Warum, glaubst du, hat dein Vater das Testament geändert?« Er betrachtete die beigefügten Dokumente.
    »Kurz vor Weihnachten ist Luca nach Neapel gereist, um mit Lorenzo Valla über eine Abhandlung zu sprechen, die er in den nächsten Monaten veröffentlichen will: Lorenzo hat die Schenkung des Kaisers Konstantin an Papst Silvester als Betrug der Kirche entlarvt. In seinem Traktat entzieht er dem abgesetzten Papst die weltliche Macht: den Anspruch auf die Herrschaft über die Stadt Rom und das Patrimonium Petri, den Kirchenstaat. Er verweigert ihm die von Konstantin verliehenen kaiserlichen Insignien wie die Tiara. Den Primatsanspruch des Papstes gegenüber den orthodoxen Patriarchen erklärt er für null und nichtig. Er fordert Papst Eugenius auf, zurückzutreten und sich auf sein Priesteramt als Bischof von Rom zu besinnen.«
    »Großer Gott!«
    »Ich glaube, dass Luca nach Neapel gereist ist, um Lorenzo von der Veröffentlichung des Traktats abzuhalten. Eine Verbreitung dieser Schrift während des Unionskonzils, wenn Papst Eugenius als Amtsnachfolger von Papst Silvester und Kaiser Ioannis als Rechtsnachfolger von Kaiser Konstantin in Florenz über ein Bündnis gegen die Türken verhandeln, wäre ...«
    »... eine Katastrophe!«
    »Als Luca aus Neapel zurückkehrte, fand er einen Brief von mir auf seinem Schreibtisch. Ich wollte ihn warnen: Nur mit knapper Not hatte ich ein Attentat überlebt ...«
    Ich erzählte Cosimo von meiner Entdeckung antiker Pergamentcodices in der versunkenen Synagoge, verschwieg ihm jedoch den Fund des neuen Evangeliums. Ich wollte es erst rekonstruieren und lesen - das konnte Tage dauern. Und ich musste mit Eugenius sprechen, um zu erfahren, was Luca in Ferrara mit ihm vereinbart hatte.
    Ich berichtete Cosimo von meinem Kampf mit dem römischen Assassino und beschrieb ihm das blutgetränkte Pergament aus Alexandria, das verloren war, seit Lucas Mörder, vermutlich ein Mönch in weißem Habit, dieses gefährliche Beweisstück letzte Nacht gefunden und mitgenommen hatte.
    »Dann ist also auch dein Leben bedroht!«, sorgte sich Cosimo. »Wen verdächtigst du?«
    »Seit Lucas Exkommunikation vor acht Jahren hat Vitelleschi uns in Ruhe gelassen - auf Befehl des Papstes. Wäre er in den Mord an Luca verwickelt, würden die Colonna in Rom den Vatikan stürmen und niederbrennen. Es fällt mir wirklich nicht schwer, Giovanni Vitelleschi eines kaltblütigen Mordes zu verdächtigen. Doch Ludovico Scarampos Lebenswandel ist auch nicht gerade der eines Heiligen. Er ist ehrgeizig und äußerst skrupellos. Um sicherzugehen, dass er das nächste Konklave als Papst verlässt, wäre er bereit, auf dem Altar der Macht Blutopfer zu bringen. Aber er hätte Luca nicht

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