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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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päpstlichen Wohnung fernzuhalten.
    »Seine Heiligkeit will unter vier Augen mit Euch sprechen. Er wünscht, heute Abend auf das Zeremoniell zu verzichten. Kein Kniefall an der Tür, kein Niedersinken vor seinem Sessel, kein Küssen des päpstlichen Pantoffels. Der Heilige Vater wird Euch nur die Hand mit dem Fischerring reichen.«
    »Danke, Fra Domenico. Ich habe eine Bitte: Könntet Ihr feststellen, ob sich der Abt von Montecassino im Gefolge Seiner Heiligkeit befindet? Soweit ich weiß, hat er in Ferrara an den Konzilssitzungen teilgenommen.«
    »Das ist richtig. Meines Wissens wohnt er hier in Santa Maria Novella.«
    »Seine Heiligkeit wird den ehrwürdigen Abt in Kürze zu sich rufen.«
    »Ich werde ihn suchen lassen.« Er öffnete die Tür und kündigte mich an. »Heiliger Vater, Alessandra d'Ascoli ist gekommen.«
    Dann ließ er mich eintreten. Monsignor Fantín erhob sich und folgte mir. Nachdem die Palastwachen die schwere Truhe neben dem Schreibtisch abgestellt hatten, schlossen sie die Tür hinter sich. Der päpstliche Kater sprang auf die Kiste, drehte sich mit erhobenem Schwanz zwei Mal um sich selbst und rollte sich dann auf dem Deckel zusammen.
    Das Arbeitszimmer des Papstes war mönchisch schlicht eingerichtet. Ein großer Tisch, darauf ein silbernes Tintenfass mit Feder, Pergamenten und ein Stapel in kostbares Leder gebundene Codices. Ein mit purpurfarbenem Damast bezogener Sessel. Drei Stühle vor dem Tisch. Ein Kohlenbecken mit knisternder Glut. Ein hölzerner Cruzifixus an der Wand gegenüber. Und ein Stehpult vor dem Fenster, auf dem aufgeschlagen die lateinische Bibel mit den herrlichen Miniaturen in Lapis, Purpur und Gold lag - ein Geschenk meines Vaters an den von Rom nach Florenz geflohenen Pontifex. Nach seiner Ankunft in Santa Maria Novella vor fünf Jahren hatte ich sie ihm überreicht.
    Eugenius, der an seinem Schreibtisch gearbeitet hatte, erhob sich bei meinem Eintreten und kam mir entgegen. Er trug den blauen Habit der Augustiner-Chorherren - diesem Orden gehörte er an. Trotz seines asketischen Lebens war er ein Mann von majestätischer Würde. Er überragte mich zwei Hand breit. Die Machtkämpfe der letzten Jahre mit meiner Familie in Rom und mit den Basler Schismatikern hatten tiefe Sputen in seinem Gesicht hinterlassen.
    Ich sank vor ihm auf die Knie, um den Fischerring zu küssen, den er mir sehr würdevoll darbot.
    »Gott segne und behüte Euch, meine Tochter!«
    »Ich danke Eurer Heiligkeit für die Gnade, die Ihr mir erweist, mich so kurz nach Eurer Ankunft zu empfangen.«
    »Es war mir ein Anliegen, so schnell wie möglich mit Euch zu sprechen, Alessandra. Lucas Tod hat mich zutiefst erschüttert! Ich teile Euren Schmerz.« Er sprach langsam und gemessen ohne den päpstlichen Pluralis Majestatis, und seine Stimme klang sanft und tröstend. Seine schmalen Finger berührten die hölzerne Figur des Gekreuzigten auf seiner Brust. »Bitte setzt Euch. Dort am Kohlenbecken ist es angenehm warm.«
    Einen Dank murmelnd nahm ich auf einem der Sessel vor seinem Schreibtisch Platz. Mein Blick fiel auf das holzgeschnitzte Pferdchen auf dem Tisch. Eugenius hatte mir einmal erzählt, ein Junge von fünf oder sechs Jahren habe ihm dieses Holzpferd geschenkt. Das Kind sei während einer feierlichen Prozession durch Rom von dem Ehrfurcht gebietenden Mann auf seinem weißen Pferd so überwältigt gewesen, dass es ihm unwillkürlich sein liebstes Spielzeug entgegengestreckt hatte. Der Papst hatte es angenommen und bewahrte es seitdem auf. Es gemahnte ihn, eines Tages in die Ewige Stadt zurückzukehren.
    Eugenius raffte seinen blauen Habit und ließ sich auf seinem Sessel nieder. »Am letzten Sonntag war Euer Vater noch bei mir. Und nun ist er tot - ermordet! Habt Ihr noch mit ihm gesprochen, nachdem er aus Ferrara zurückgekehrt war?«
    »Nein, Heiliger Vater. Luca ist wenige Stunden vor meiner Ankunft in Florenz gestorben.«
    »Wie tragisch!«, murmelte er und blickte neugierig auf die Truhe, die ich mitgebracht hatte. Monsignor Fantín sah kurz auf und räkelte sich träge auf dem Deckel. Dann wandte der Papst sich wieder mir zu. »Luca erzählte mir, dass Ihr in Alexandria wart, um die verschollene Bibliothek zu suchen. In der Ruine einer antiken Synagoge habt Ihr ein Evangelium gefunden. Wollt Ihr mir erzählen, was geschehen ist?«
    »Sehr gern, Euer Heiligkeit!« Ich berichtete über meine Audienz beim Patriarchen Philotheos und die dramatischen Ereignisse der Weihnachtsnacht. Dann

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