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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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und versprach, sich wieder zu melden, sobald sie mit Emmett genug Schafe gezüchtet hätte, haha. Bei Amelies Hochzeit wollte sie Blumenmädchen spielen und bei der Taufe des Nachwuchses dann bitte zur Patentante aufsteigen.
    So einsam hatte Amelie sich noch nie gefühlt. Und nach zwei Wochen war schließlich der Punkt erreicht, an dem sie feststellte, dass es nicht ging.
    Sie konnte nicht länger schweigen. Nicht länger Rücksicht nehmen, weil ihre Mutter zwar inzwischen wieder arbeiten ging, doch ständig klagte, es sei ihr fast schon wieder zu viel. Amelie war sicher: Wenn sie im Laden stand, war ihre Mutter ganz in ihrem Element und erzählte ihren Freundinnen die freudige Neuigkeit, obwohl Amelie sie lieber noch für sich behalten wollte.
    Besonders bewegte Mama die Frage, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Jedes Mal fragte sie Amelie, ob sie nicht wenigstens schon eine Ahnung habe.
    «Nö», meinte Amelie. «Muss ich?»
    «Ach, nein. So was weiß man ja heutzutage schon recht früh, deshalb dachte ich, du wüsstest es vielleicht.»
    «Hast du das damals bei mir denn schon so früh geahnt?», erkundigte Amelie sich beiläufig.
    Sie hatten sich zum sonntäglichen Kaffeetrinken bei ihrer Mutter eingefunden und saßen zusammengepfercht auf dem kleinen Balkon. Michael war gerade in der Küche, um frischen Kaffee aufzubrühen – Muckefuck nannte Mama das, weil sie seit ihrer Herzattacke nur noch koffeinfreien trank und diesen selbstverständlich auch Amelie aufdrängte – «in deinem Zustand». Amelie erkannte ihre Mutter nicht wieder. Bisher hatte sie gedacht, als zukünftige Oma würde sie sich eher Sorgen machen, nicht mehr cool und jugendlich zu wirken. Stattdessen hatte sie eine Drehung um 180  Grad vollzogen und war so gluckenhaft geworden, dass es nicht auszuhalten war.
    «Ob du ein Mädchen wirst?» Ihre Mutter gluckste und leckte die Kuchengabel ab. Rhabarberbaiser hatte sie gebacken, Amelies Lieblingskuchen. Sie wusste schon, wie man Amelie wenigstens für den Moment ruhigstellte.
    «Natürlich wusste ich das. Meine Güte, du warst so ein süßes Baby. Dein …» Sie verstummte.
    «Ja?» Amelie lehnte sich entspannt zurück. Jetzt war ihrer Mutter doch allen Ernstes zum ersten Mal etwas herausgerutscht.
    «Dein … Vater. Er hat es auch sofort gewusst. Noch vor mir. Ich hab ihn ausgelacht, aber er hat recht behalten. Wie immer.» Ihre Mutter starrte auf den Tisch. «Nimm doch noch ein Stück Kuchen, Kind», fügte sie leise hinzu.
    Amelie tat ihr den Gefallen. «Möchtest du auch noch?» Abwesend nickte Mama, und sie tat auf. Der schattige Hinterhof lag still da – die meisten Bewohner des Hauses waren bei dem schönen Frühsommerwetter unterwegs.
    «Ich hätte ihn gern kennengelernt», sagte Amelie leise. «Würde ich auch heute noch.»
    «Ich weiß nicht, wo er ist. Ah, ich wollte dir noch was zeigen.»
    Hastig stand ihre Mutter auf und verschwand im Wohnzimmer. Amelie hörte, wie sie im Schrank kramte. Dann kam sie mit einem Körbchen wieder, aus dem ein wildes Durcheinander aus pinken und blauen Fäden, halb angefangenen Strickstücken und Wollknäueln quoll. «Guck doch mal, hab ich alles für dein Baby gestrickt.»
    Sie stellte den Korb auf Amelies Schoß und quetschte sich neben sie auf die schmale Bank. Amelie fühlte sich völlig überrumpelt. «Was ist das?», fragte sie nicht gerade besonders diplomatisch.
    «Na hör mal! Das Kind kommt im Winter, da ist es kalt, und es braucht schön warme Sachen. Guck mal, ist das nicht niedlich?» Ihre Mutter zog ein quietschrosa Mützchen aus dem Stapel, an dem noch die Fäden hingen. Es sah aus wie eine Zipfelmütze oder wie diese unsäglichen Gemüsemützen, die eine Fotokünstlerin vor fünfzehn Jahren speckigen Babys aufgesetzt hatte, um sie total verkitscht zu fotografieren.
    «Ja, niedlich.» Hilflos drehte sie das Mützchen in den Händen.
    «Ich weiß ja nicht, was es wird», sagte ihre Mutter – es klang wie: «Mir erzählt ja keiner was» –, «darum hab ich auch eins in Blau gemacht.» Das blaue Pendant drückte sie Amelie ebenfalls in die Hand. «Ich meine, wenn’s jetzt ein Mädchen wird, kommt ja vielleicht später ein Junge nach, oder umgekehrt. Oder kriegst du etwa Zwillinge?»
    «Mama!»
    «Ich meine ja nur. Hast schon irgendwie zugelegt.»
    Zum Glück kam Michael in diesem Augenblick wieder. Er sank zufrieden seufzend auf seinen Stuhl. «Das sieht ja hübsch aus», kommentierte er das Durcheinander aus halb

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