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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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abgeben zu dürfen. Michael kümmerte sich um alles, und wenn er nicht weiterwusste, war ihre Mutter zur Stelle. Schreib dein Buch, lass dich umsorgen, heb nicht so schwer, ich kümmere mich schon drum. So ging es jetzt ständig.
    Dabei waren die Konflikte nicht aus der Welt geräumt, sondern wurden einfach nur totgeschwiegen. Michael bewegte sich so vorsichtig, als fürchtete er, mit einer falschen Bewegung ein Beben zu provozieren, einen Streit, bei dem Amelie ihm wieder all seine Fehler vorhielt. Von Sabina sprach er nicht mehr, und das machte sie nervöser, als wenn er gelegentlich erzählt hätte, wie es ihr ging. Schließlich sah er sie täglich an der Uni.
    Und ihre Mutter? Auch sie schwieg, tunlichst darauf bedacht, die Vergangenheit nicht mehr anzurühren. Amelie kaute auf diesem Schweigen herum, verbiss sich darin und wollte es irgendwann nicht länger hinnehmen. Sie brauchte Antworten.
    Die Postkarten ihres Vaters waren vielleicht ein Anfang. Und darum legte sie die Karten bei ihrem nächsten Besuch ihrer Mutter auf den Tisch. Wortlos, um Mama genug Raum für die Reaktion zu bieten.
    Ihre Mutter wurde sofort blass.
    «Du erkennst sie also», sagte Amelie leise.
    «Woher hast du die?», krächzte ihre Mutter.
    «Als du im Krankenhaus warst, habe ich …» Sie sprach nicht weiter. Es war schlimm genug, dass sie heimlich die Schränke durchsucht hatte.
    «Du hast geschnüffelt.»
    Amelie nickte nur.
    «So hab ich dich nicht erzogen.» Die Hände ihrer Mutter zitterten, als sie die Karten zu sich heranzog. «Das hättest du nicht tun dürfen, Kind …»
    «Ich habe nach Antworten gesucht. Aber irgendwie passiert das Gegenteil. Je mehr ich erfahre, umso mehr Fragen stellen sich mir.»
    «Zum Beispiel?» Zärtlich fuhren die Finger ihrer Mutter über den Paris-Schriftzug auf der obersten Karte.
    «Wer er war. Wie ihr gelebt habt. Und warum ihr euch getrennt habt. Warum du nicht in England geblieben bist. Warum du mir nie davon erzählt hast.»
    «Weil es dich nichts angeht, Amelie.»
    «Ich finde, es geht mich sehr wohl etwas an. Du warst mit ihm verheiratet, ihr habt jahrelang in Pembroke als Familie zusammengelebt. Jonathan hat mir alles erzählt.»
    Ihre Mutter lachte verbittert auf. «Alles hat er dir wohl nicht erzählt.»
    «Er sagt, es stehe ihm nicht zu. Es sei deine Sache. Und du weigerst dich. Warum? Was ist so schlimm daran, wenn eine Ehe scheitert? Was ist so schrecklich, dass ihr offenbar seitdem kein Wort mehr miteinander gesprochen habt? Wieso hast du ihn mir vorenthalten in all den Jahren? Mama! Ich hab ein Recht auf die Wahrheit.»
    «Ach ja?», fuhr ihre Mutter auf. «Hast du das wirklich, oder redest du dir das ein? Du weißt nichts von damals, und das ist auch gut so. Es war eine hässliche Geschichte, eine …» Sie griff nach ihrer Brust und wurde ganz bleich. «So schrecklich», fügte sie hinzu. Ihre Stimme klang ganz schwach. «Bitte, Amy. Bitte. Ich … ich krieg keine Luft mehr. Das … im Badezimmerschrank. Die Tabletten.»
    Amelie sprang auf. Sie stürzte ins Bad und kam mit den gewünschten Tabletten zurück. Ihre Mutter schluckte zwei und legte den Kopf in den Nacken. Sie atmete ganz ruhig und konzentriert. Es dauerte lange, ehe sie Amelie schließlich ansah.
    «Siehst du, was die Vergangenheit mit mir macht?»
    Sie klang gar nicht vorwurfsvoll, sondern eher traurig. Verletzt.
    Das hatte Amelie nicht gewollt. «Das tut mir leid», flüsterte sie. «Das hab ich nicht gewollt.»
    «Ich weiß, Kind. Bitte … Ich möchte jetzt allein sein.»
    «Und es geht dir bestimmt wieder gut?» Plötzlich hatte Amelie schreckliche Angst, ihre Mutter könnte im nächsten Moment erneut zusammenbrechen.
    Tapfer nickte ihre Mutter. «Ich komm schon klar. Geh jetzt.»
    Amelie stolperte aus der Wohnung. Wie betäubt schlich sie nach unten und machte sich auf den Heimweg. Erst nach zehn Minuten bemerkte sie, dass sie zu Fuß lief, dabei war sie mit dem Auto gekommen. Und die Postkarten hatte sie auch liegengelassen.
    Sie ging trotzdem weiter. An der nächsten Straßenecke bog sie ab und erreichte kurz darauf eine U-Bahn-Station.
    Eine Stunde brauchte sie nach Hause. Als sie das Haus betrat, stand Michael im Flur und telefonierte. «Sie kommt gerade», sagte er und legte dann so hastig auf, als habe sie ihn bei etwas ertappt.
    Erschöpft schlich sie an ihm vorbei. Ihre Füße taten weh. «War das Mama?»
    «Sie macht sich Sorgen. Du hast das Auto stehenlassen. Soll ich es später holen?»
    Müde

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