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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Tag mit dem Handy in der Hand unterwegs war und alle zwei Minuten draufschaute.
    Der Gedanke war nicht besonders befriedigend. Sie hatte gedacht, wenn er sich nach ihr verzehrte, würde ihr das ein bisschen guttun, aber im Grunde war das Gegenteil der Fall. Sie konnte ihr Unbehagen nicht in Worte fassen.
    «Amelie!» Er klang so erleichtert, als habe sie sich nach drei Jahren auf einer einsamen Insel zurückgemeldet. «Leg nicht sofort auf, ja? Ich bin so froh, dass du anrufst.»
    Seine Stimme war wie ein Stromschlag, und sie stand vom Bett auf und trat ans Fenster. Draußen war es stockdunkel.
    «Du bist in Pembroke?» Sie hörte, wie bei ihm im Hintergrund etwas raschelte. «Ich kann dich holen, wenn du willst.»
    «Ich will aber vielleicht gar nicht geholt werden. Hör mal, Michael. Ich will nicht, dass du noch länger hier anrufst. Lass mich bitte in Ruhe. Bitte.»
    Er klang verwirrt. «Aber wieso denn, Amelie?»
    Sie atmete tief durch. Da, schon wieder war ihr übel! «Ich habe dich verlassen», sagte sie schließlich gepresst.
    Er schwieg lange. Sie drückte sich das Smartphone ans Ohr und hielt die Luft an. Wanderte wieder zum Bett und setzte sich. Um sie herum drehte sich alles, als wäre sie besoffen.
    «Ich verstehe nicht …»
    «Michael, es ist vorbei.»
    «Aber unsere Hochzeit? Ich bereite alles vor, weißt du?»
    Ihr riss der Geduldsfaden. «Da gibt es nichts mehr vorzubereiten», fauchte sie. «Du hast mich hintergangen, wenn man es genau nimmt, sogar zweimal. Erst hast du mich betrogen, und dann hast du mir nicht erzählt, dass sie dein Kind bekommt. Ich kann einfach nicht mehr, hörst du?»
    «Aber du willst doch noch?»
    Wortklaubereien. Er klammerte sich verzweifelt daran, weil er sie nicht verlieren wollte. Vielleicht hätte es sie unter anderen Umständen gerührt, vielleicht hätte sie ihm gesagt, es würde alles wieder gut werden. Aber für sie wurde nichts wieder gut, nur weil sie eine Woche allein war.
    «Mach’s gut, Michael.» Ein schönes Leben wollte sie ihm wünschen, aber ihre Stimme versagte.
    Vier Jahre. Einfach weggewischt.
    Sie legte auf und begann, das Smartphone auseinanderzubauen, bis sie die Simkarte in der Hand hielt. Gleich morgen wollte sie los und sich eine neue kaufen. Eine neue Nummer, die sie ihm nicht mitteilen würde. Er hatte in ihrem Leben nichts mehr zu suchen.
    Die Traurigkeit kam, als sie etwas später im Bett lag. Wen hatte sie nun noch? Nach der Trennung von Michael blieb ihr als Freundin nur Diana am anderen Ende der Welt. Und ihre Mutter, die ihr vermutlich grollen würde, weil sie Michael verlassen hatte.
    Alle anderen Freunde waren gemeinsame Freunde. Sie wollte niemanden vor die Wahl stellen. Wer zu ihr kam, sobald die Sache die Runde machte – schön. Sie würde sich über jeden ehrlich freuen. Alle anderen konnten ihr gestohlen bleiben.
    Sie fühlte sich sehr, sehr einsam und rollte sich unter der Bettdecke ein. Das Leben war nicht fair. Es war nicht fair, und sie sehnte sich danach, dass jemand sie einfach nur festhielt und ihr versicherte, dass alles wieder werden würde.
    Ein bisschen fürchtete sie, das würde niemals passieren.
     
    «Morgen kommt die Reisegruppe», verkündete Mrs. Rowles beim Frühstück am nächsten Morgen. «Dann ist Ihr Zimmer belegt.»
    Amelie nickte. Sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass sie nicht ewig bei den Rowles bleiben konnte. «Können Sie mir ein anderes Hotel empfehlen?»
    Mrs. Rowles überlegte. «Bei Mathilda vielleicht? Sie vermietet auch Zimmer. Sonst fällt mir niemand ein, bei dem Sie sich wohlfühlen würden.»
    Amelie horchte auf. «Aber es gibt noch andere Hotels, oder?»
    «Kann schon sein.» Mehr wollte Mrs. Rowles nicht sagen. «Sie müssen morgen um neun aus dem Zimmer raus sein. Ich muss ja putzen, bevor die neuen Gäste kommen.»
    Komisch. Bisher war Mrs. Rowles so nett zu ihr gewesen. Irgendwie vermittelte sie Amelie jetzt das Gefühl, unerwünscht zu sein.
    «Können Sie mir vielleicht eine Liste der anderen Hotels geben?»
    Mrs. Rowles zuckte mit den Schultern. «Kann ich wohl.» Sie verschwand durch die Schwingtür in der Küche, und Amelie hörte, wie sie laut mit dem Geschirr klapperte. Sie rief auf Walisisch nach ihrem Mann, der vorne an der Rezeption saß und den ganzen Tag nur Freecell spielte. Er brummte irgendwas zurück, und Amelie vertiefte sich wieder in ihre Notizen.
    Sie war in dieser einen Woche sehr gut vorangekommen. Das Kapitel, das sich um Beatrix’ Zeit in Pembroke

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