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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Minuten. Anne erfuhr später nicht, was genau die beiden besprochen hatten – sie wurde nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie habe sich aus der Gesellschaft auf unbestimmte Zeit zurückzuziehen, als Begründung werde man eine schwere Krankheit angeben. Nicht mal ihre Freundin Teresa erfuhr, wohin sie geschickt wurde, demnach durfte sie auch keine Briefe schreiben. Auch G- würde nicht erfahren, wo sie sich aufhielt. Sollte sie ihm irgendwann schreiben in den nächsten Monaten, wäre jede weitere Vereinbarung obsolet.
    Die Vereinbarungen lauteten wie folgt:
    Man würde gut für sie sorgen. Sie bekäme ein Heim, Unterhaltszahlungen für die kommenden zwölf Monate und anschließend, nach der Geburt des Kindes, eine einmalige Zuwendung.
    Danach sollte Anne verschwinden. Nach Amerika, hatte die Duchess vorgeschlagen, und Beatrix hatte Sir Cornelius ins Spiel gebracht. Sie würde sich darum kümmern.
    Was aus dem Kind würde, blieb offen.
    Anne blieb nur, hilflos mit anzusehen, wie ihre Schwester über ihr Schicksal entschied. Doch sie konnte Bee nicht böse sein. Die Vorstellung, das Kind abzutreiben, war ihr ebenso verhasst wie die, in einem kleinen Stadthaus in London als ständige Mätresse G-s auf sein Erscheinen zu hoffen. Außerdem blieb ihr jetzt ein halbes Jahr Zeit. Genug, um sich darüber klarzuwerden, was sie selbst wollte.
    Sie wusste es gar nicht so genau. Mit G- glücklich werden … aber das hatte niemals auch nur ansatzweise im Bereich des Möglichen gelegen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 12
    D an sagte nichts, als sie vor der Apotheke stand. Er lächelte nur, nahm ihr den Rollkoffer und die Reisetasche ab und ging voran nach oben. Dort schloss er die Tür zu seiner Wohnung auf, und weil sie zitternd und mit klappernden Zähnen auf dem Treppenabsatz stehenblieb, zog er sie am Ärmel ihrer völlig durchnässten Jeansjacke herein.
    Es waren wohl eher drei Kilometer von der Tankstelle bis hierher gewesen. Auf jeden Fall fühlte es sich so an.
    «Heiß duschen?», fragte er nur.
    Sie nickte, und ihre Zähne klapperten dazu.
    Dan schälte sie aus der Jeansjacke. Er stieß die Tür zu ihrem Gästezimmer auf – das Bett war bereits abgezogen – und warf die Jacke über die Stuhllehne. Er drehte die Heizung auf, holte aus dem Schrank zwei Wolldecken, dann blieb er vor ihr stehen. «Leg dich danach hin, ja? Ich muss wieder runter, aber ich komme wieder, sobald ich über Mittag zumachen kann.»
    Sie schüttelte stumm den Kopf
    «Bitte, Amy. Du bist ja völlig durchgefroren.»
    Es klang ganz natürlich, dass er sie so nannte.
    Sie blieb noch ein paar Augenblicke einfach so stehen, nachdem er sie allein gelassen hatte. Dann zog sie sich aus, huschte nackt ins Badezimmer und duschte mindestens eine Viertelstunde lang so heiß, wie sie es gerade noch aushielt.
    Dan war schon wieder in der Küche, als sie auf nackten Füßen und ins Handtuch gehüllt durch den Flur schlich. «Hast du Hunger?», rief er.
    Sie aßen Sandwichs zu Mittag, und danach musste Dan hinunter in die Apotheke. Amelie beschloss, heute nicht in die Bibliothek zu gehen, sondern sich auf die Suche nach dem Strand zu machen. Sie packte eine kleine Wasserflasche, zwei Äpfel und das letzte Sandwich in ihre Tasche und machte sich mit der Karte und wetterfester Kleidung auf den Weg.
    Dieses Städtchen war klein, und deshalb dauerte es nicht lange, bis sie den schmalen Feldweg fand, den Jonathan ihr auf der Karte gezeigt hatte. Sie hielt den Kopf gesenkt und blickte nur gelegentlich von der Karte auf, um zu überprüfen, ob sie noch auf dem richtigen Weg war.
    Dann blieb sie plötzlich stehen. Vor ihr ging es steil bergauf, obwohl laut Karte direkt dahinter die Küste sein sollte. Überhaupt war es hier überall ganz schön steil. Das Gras war kurz – vermutlich trieb einer der umliegenden Bauern regelmäßig seine Schafe über die Wiesen am Meer. Und als sie die Luft einsog, war da diese würzige Mischung aus Heidekraut, Salzwasser und Sonne, die inzwischen hervorgekommen war und sich beinahe unangenehm heiß auf ihrem Scheitel anfühlte.
    Amelie blieb stehen, zog die Regenjacke aus, stopfte sie in den Rucksack und nahm sich bei der Gelegenheit gleich noch einen Apfel. Der Karte nach war sie jetzt auf dem Pembrokeshire Coastal Path unterwegs, einem Wanderweg, der eher ein ausgetretener Pfad war und die Halbinsel Pembrokeshire vollständig umrundete. Von hier aus, so hatte Jonathan gesagt, sei es bis zum Strand nur noch eine halbe

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