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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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nicht, wer schlimmer ist, Sie oder er.»
    Jacksons Gesicht war hart und leblos. «Ich schätze, das werden Sie erfahren, jetzt, nachdem die es in die Hände bekommen haben.»
    «Es ändert sich nichts», bemerkte Reed mit einer Kopfbewegung zu den Fresken an der Wand, den Abbildungen winziger Männer, Pferde, Streitwagen und Waffen. Auf einer der Steintafeln standen zwei Krieger zwischen einem Berg aufgehäufter Rüstungsteile und einem Stapel nackter Leichen. Auf einem anderen zerrte ein Mann mehrere aneinandergefesselte Frauen zu einem offenen Zelteingang.
    «Mag sein», entgegnete Muir. «Aber ich bezweifle, dass es im nächsten Krieg noch viele Helden geben wird, die die Dichter besingen können.»
    Der Wachmann hinter ihm sagte leise etwas zu ihm. Muir nickte und wandte sich zum Gehen. «Wir sehen uns vielleicht später noch. Ich wollte Sie nur ein wenig aufklären, schließlich sind wir doch alte Freunde. Ich hoffe, es war keine zu große Überraschung für Sie.»
    «Eigentlich nicht», sagte Reed völlig unerwartet. «Sie waren schon immer ein Stück Scheiße.»

    Schweigen breitete sich über den kleinen Raum wie Staub, der sich setzte. Draußen in der Hauptkammer hörten sie die Soldaten unter Klappern und Scheppern die Tempelschätze einpacken. Zwischendurch riefen die Männer einander gelegentlich etwas zu. Jackson rückte in eine Ecke, abseits von den anderen, und stellte sich schlafend. Reed betrachtete gedankenverloren die Reliefs an der Wand.
    Grant rutschte näher an Marina heran. «Haben Sie dir wehgetan?»
    «Etwas. Nicht sehr – das war nicht mehr nötig. Muir hatte ihnen schon alles erzählt.»
    «Wenn wir jemals hier rauskommen, bringe ich ihn um.»
    Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er wusste, dass sie lächelte. «Jacksons Miene, als sich herausstellte, dass Muir einer von ihnen ist … Das war die Sache beinahe wert.»
    «Und Muir reibt sich die Hände.» Grant wandte sich Marina zu. «Das hier hat nichts mit dir zu tun. Vielleicht könntest du mit ihnen reden – die Sache mit deinem Bruder und so …»
    «Nein.» Sie ließ den Kopf nach hinten gegen die Wand sinken. «Selbst wenn ich es könnte, ich würde dich nicht verlassen.»
    «Wir werden irgendwie hier rauskommen.»
    «Das würde Ihre Lage nicht unbedingt verbessern», sagte eine Stimme von der Tür her.
    Alle vier blickten auf. Belzig stand im Eingang. Er war nicht länger der stolze arische Archäologen-Eroberer, den sie auf der Fotografie gesehen hatten. Sein Rücken war gebeugt, und der schlechtsitzende Anzug betonte nur den ausgezehrten Körper darunter. Um die Augen hatte er tiefe Ringe.
    «Sind Sie hergekommen, um Ihren Sieg auszukosten?»
    Belzig sagte leise etwas zu dem Wachposten, dann betrat er die Kammer, ging zur hinteren Wand und hob den stumpf angelaufenen Helm aus seiner Nische. Er hielt ihn vor sich und starrte hinein, als könne er darin den Geist des Trägers aus vergangener Zeit sehen. Dabei murmelte er etwas.
    Grant versteifte sich. «Was?»
    «Ich bin gekommen, um Ihnen Hilfe anzubieten.»
    «Warum?»
    Er wies mit einer Kopfbewegung zum Türrahmen. «Denken Sie vielleicht, ich bin einer von denen? Das sind Barbaren, Monster. Die wissen gar nicht, womit sie es da zu tun haben. Sie werden diesen Schild zerstören, dieses unermesslich kostbare Artefakt, und das nur, um eine Bombe zu bauen. Er wurde von einem Gott geschmiedet; jetzt wollen sie sich seine Macht zunutze machen, um sich selbst zu Göttern aufzuschwingen.» Wieder starrte Belzig in das dunkle Innere des Helms. «Außerdem – jetzt, wo sie ihn haben, werden sie mich wieder nach Sibirien zurückschicken. Oder Schlimmeres.» Ihn schauderte, als schüttelte es ihn von innen heraus. «Das überstehe ich nicht noch einmal.»
    Jackson richtete sich auf. «Was schlagen Sie vor?»
    «Es sind nur wenige. Ihre Soldaten haben tapfer gekämpft und viele von denen getötet. Jetzt sind nur noch vier Wachen übrig, Oberst Kurchosow und der englische Spion.» Er griff in die Taschen seines Anzugs und zog zwei Revolver heraus, den Webley und Jacksons Colt. «Wenn ich Sie befreie, können Sie sie erschießen.»
    «Und das tun Sie wohl aus reiner Herzensgüte?»
    Ein Lächeln huschte über Belzigs Mund. «Nicht nur – eine Bedingung gibt es. Wenn Sie entkommen, müssen Sie mich nach Amerika mitnehmen und dafür sorgen, dass ich begnadigt werde. Wissen Sie, wie man das in Deutschland nennt? Einen Persilschein .»
    «Wäscht weißer», murmelte Grant. Er starrte

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