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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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bleigefütterte Decken. Sie legten den Schild auf die eine, breiteten die zweite darüber und verschnürten das Ganze mit Seilen. Dann trugen sie den Schild zur Tür und in den Gang hinaus. Grant blickte ihm gleichmütig nach; Jackson neben ihm bebte vor Zorn.
    «Schaffen Sie die Gefangenen aus dem Weg, bis wir hier fertig sind.»
    Die übrigen Wachposten trieben ihre vier Gefangenen zu der Nebenkammer, wobei sie darauf achteten, ihnen nicht zu nahe zu kommen. Sie hatten den Durchgang fast erreicht, als ein Tumult beim Eingang sie innehalten ließ. Alle sahen sich um. Belzig und die beiden Soldaten waren zurückgekehrt. Sie trugen noch immer den Schild.
    «Er passt nicht durch die Öffnung», erklärte Belzig.
    Kurchosows Gesicht verdüsterte sich vor Wut. «Er muss. Wie sonst sollte er hier reingekommen sein?»
    Belzig zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Vielleicht gab es noch einen zweiten Eingang. Oder vielleicht haben sie den Tempel um den Schild herum gebaut, damit ihn niemand wegnehmen kann. Jedenfalls bekommen wir ihn jetzt nicht raus.»
    «Können wir bohren? Die Öffnung erweitern?»
    «Das ist fast ein Meter massiver Fels», sagte Muir. «Da bohren Sie nicht mal so eben durch, nicht einmal mit Spezialausrüstung.»
    «Dann zerschneiden wir eben den Schild.»
    Belzig schrie entgeistert auf. «Das können Sie nicht tun! Er ist von unermesslichem Wert, der kostbarste Schatz der Welt – der Beweis für den größten Mythos der Menschheitsgeschichte. Er muss erhalten bleiben und von Wissenschaftlern untersucht werden.»
    «Warum? Sobald Genosse Stalin ihn untersucht hat, wird er ohnehin eingeschmolzen. Das eigentlich Kostbare daran ist das Material, aus dem er besteht.» Kurchosow stieß ein grausames Lachen aus, als er Belzigs Entsetzen sah. «Möchten Sie etwas einwenden, Genosse? Beten Sie lieber, dass wir Sie nicht auch liquidieren.»
    Muir kicherte. «Die entscheidende Frage ist allerdings: Können Sie ihn zerteilen? Unter all dem Dreck da liegt ein Kern aus massivem Eisen. Haben Sie einen Schneidbrenner mitgebracht?»
    Kurchosow verzog frustriert den Mund. «Njet.» Er überlegte kurz. «Also, wenn wir den Schild nicht kleiner machen können, dann müssen wir eben das Loch größer machen.»
    «Ich habe Ihnen doch schon gesagt: Durch eine solche Felsschicht zu bohren –»
    «Mit Sprengstoff.»

    Die Soldaten begannen Stücke vom Seil abzuschneiden und den Gefangenen damit die Hände hinter dem Rücken zu fesseln. Dann stießen sie die Gruppe in die Nebenkammer und ließen sie dort zurück. Durch den Türrahmen sah Grant, dass die Russen sich systematisch durch die Hauptkammer arbeiteten und die dort aufgehäuften Schätze in Segeltuchsäcke packten. Er ertrug es nicht, noch länger zuzuschauen. Stattdessen wandte er sich Jackson zu, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
    «Nachdem uns allen jetzt ohnehin eine Reise nach Moskau ohne Rückfahrkarte bevorsteht – wie wäre es, wenn Sie uns endlich erzählen, worum es hier eigentlich geht?»
    Jackson seufzte. «Okay, Sie wollen eine Geschichte hören? Von Helden und Waffen und all dem Scheiß? Wie viel wissen Sie über die Atombombe?»
    «Ich weiß, dass ich nicht in der Nähe sein will, wenn eine explodiert.»
    «Genau. Tja, im Augenblick brauchen Sie sich darum genauso wenig Sorgen zu machen wie vor zehn Jahren. Es gibt keine.»
    «Ich dachte, die Amerikaner bauen sie dutzendweise.»
    «Tun wir auch – das heißt, wir haben es getan. Das Problem ist nur, sie liegen alle in einem Bunker in New Mexico, und das Schlimmste, was sie ausrichten können, ist, dass Ihnen der Schwanz abfällt.» Er beugte sich vor, um den Druck von seinen gefesselten Händen zu nehmen. «Ich bin kein Wissenschaftler, ich weiß nur, dass es Probleme gibt. Da ist so ein Phänomen, das sich Reaktorvergiftung nennt: Wenn die Fabriken, in denen das Zeug für die Bomben hergestellt wird, zu lange in Betrieb sind, funktionieren sie irgendwann nicht mehr richtig. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass die Bomben, die wir bereits gebaut haben, sich nicht so verhalten wie edler Wein: Sie altern nicht so gut. Das heißt, von den Bomben, die wir zu haben glaubten, weiß kein Mensch, ob sie überhaupt noch funktionieren, und wir können keine neuen bauen, weil die Fabrik wegen Reparaturen geschlossen ist. Truman pokert mit den Sowjets, und das Einzige, was Onkel Josef daran hindert, mit seinen Panzern bis nach Paris vorzurücken, ist die

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