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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Mensch zu sehen. Grant blieb einen Moment lang im Staub liegen und sah sich noch einmal genau um, aber der Raum hatte keine Ecken, keine dunklen Winkel.
    Grant stand auf und klopfte seine Kleidung ab. Jackson und Marina waren ihm gefolgt; weiter hinten spähte Reed um den Türpfosten.
    «Sie sind weg.»
    «Aber der Schild ist noch hier.» Die Maschinenpistole auf den Haupteingang gerichtet, durchquerte Marina vorsichtig den Raum bis zu der Stelle, wo er an der Wand lehnte. «Sie können ihn doch nicht einfach zurückgelassen haben.»
    «Vielleicht machen sie eine Zigarettenpause.»
    Niemand wusste, wie es jetzt weitergehen sollte. Es gab keine Versteckmöglichkeit – aber auch niemanden, vor dem sie sich hätten verstecken müssen. Nach und nach kamen sie in der Mitte der Kammer unter der Kuppeldecke zusammen, die Waffen halb erhoben, um eine nicht vorhandene Gefahr abzuwehren.
    Plötzlich kam Grant ein furchtbarer Gedanke. «Womöglich sind sie gerade im Begriff, die Spreng–»
    «Iwan? Bystro poidjom!»
    Eine bleiche Gestalt war am Eingang erschienen und vor dem Tor stehen geblieben, das Grant vorhin eingetreten hatte. Der Mann hielt eine Maschinenpistole in den Händen, jedoch nicht schussbereit. Er stand einen Moment lang da und starrte die vier verwirrt an – und sie starrten ebenso verwirrt zurück. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte los.
    «Nein!» Belzig, der ihm am nächsten stand, ließ den Helm fallen und stürzte in den Gang hinaus. Grant hörte seine hastigen Schritte auf den Steinstufen, gefolgt von wütenden Schreien und einem Schuss.
    «Nein – warten Sie.»
    Grant warf sich zur Seite, an die Wand des Raumes, nur einen Sekundenbruchteil bevor der Sprengsatz explodierte. Von draußen ertönte ein tiefer, grollender Lärm, der das gesamte Tempelgewölbe erschütterte; er dröhnte durch den Gang und drang in die Kammer wie eine Woge im Ozean. Die bronzenen Torflügel bebten auf dem Steinboden, die Laterne kippte um und erlosch, sodass der Raum in Dunkelheit versank. Eine gewaltige Wolke aus Staub und Schuttteilchen drang durch die Toröffnung und erfüllte das hohe Gewölbe. Jackson, der vor dem Eingang gestanden hatte, wurde durch die Druckwelle gegen die Wand geschleudert. Steinbrocken flogen nach allen Seiten und prasselten auf sie nieder. Grant hielt schützend die Arme über den Kopf, während Marina unter dem Schild Deckung suchte. Nur Reed in der Nebenkammer blieb von der Wucht der Explosion verschont.
    Grant hörte nicht, wie der Lärm nachließ – ihm klingelten noch die Ohren –, aber als der Boden zu beben aufhörte, war ihm klar, dass das Schlimmste vorbei sein musste. Er spähte erst vorsichtig durch die Finger, dann hob er den Kopf. Staub und Rauch waren noch immer so dicht, dass man kaum atmen konnte, doch wenigstens fielen keine Steine mehr herab.
    Er rappelte sich auf und stolperte zu Marina hinüber. Vom Eingang her breitete sich eine Wasserlache aus. «Alles in Ordnung mit dir?»
    Marina konnte ihn nicht hören – er konnte sich nicht einmal selbst hören –, doch sie verstand. Sie nickte, dann tastete sie nach ihrem Bein und verzog das Gesicht. Anscheinend war sie doch verletzt.
    «Wir müssen hier raus.» Grant fand die Maschinenpistole, die Marina hatte fallen lassen, aber der Lauf war völlig verbogen. Er stieß sie mit dem Fuß beiseite und lief, so schnell er konnte, zum Eingang, wo sich inzwischen eine flache Pfütze gebildet hatte. Es sagte viel über die Fähigkeit der antiken Baumeister aus, dass der Rahmen des gewaltigen Tores die Sprengung unversehrt überstanden hatte. Allein der Torsturz musste hundert Tonnen wiegen.
    Grant schaute vorsichtig um die Ecke und blinzelte verblüfft. Das obere Ende der Treppe war aufgesprengt worden, sodass sich dort statt des Schachtes nun ein tiefer Graben befand, über dem der Himmel zu sehen war. Auch das Dach des Tunnels war eingestürzt. Gewaltige Steinplatten bildeten eine steile Rampe hinauf in die Oberwelt. Wasser lief über die Kante und die Schräge hinunter, ein neuer Fluss, der zwischen geborstenen Felsen und Schutt hindurch in den Tempel strömte. Irgendwo unter diesen Trümmern musste Belzig liegen.
    Grant wartete einen Moment lang und hielt Ausschau, ob sich etwas bewegte. Es war niemand zu sehen, doch die Sicht war ohnehin sehr schlecht. Staub wölkte in der Luft, sodass die Sonne nur als schmuddeliges Zwielicht hindurchdrang. Er musste es riskieren. Aber nicht ohne Deckung.
    Er lief zurück zu der

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